Um zum Hintergrund der Planetenkinder
und deren Bilder hinzuführen, möchte ich hier das Vorwort Anton
Haubers vorausschicken:
"VORWORT
Was
sind Planetenkinder und Planetenkinderbilder? werden sich die meisten
Leser mit Recht fragen. Eine ausreichende Antwort gibt eine altdeutsche
Handschrift der Heidelberger Universitätsbibliothek, Cod. Pal. Germ. 226,
Blatt 25r: Der mensche ist des planeten kind. Da der geborn wirdet oder in
syner muoter lib empfangen wirdet, so der planet gewalt hat oder von
orient uf steet, und ob der planeten vil sind, die den gewalt hant, oder
dann von orient uf steent, welcher dann der gewaltigst ist, der eignet im
daz kind und gibt im eigenschaft nach syner natur. Es geschicht aber
selten, daz ein planet allen gewalt oder herrschaft habe, und darum gibt
er im so vil syner eigenschaft, als er mag. Und die andern planeten gebent
im auch ire eigenschaft darnach, als sie kraft hand. Und darum hat ein
mensche nit allein eins planeten eigenschaft, etlicher dryer, etlicher
aller sament; von iglichem planeten etwas luetzel oder vil. Doch heisset
der mensche des planeten kind, von dem er die allermeist eigenschaft hat.
– Ungefähr mit den gleichen Worten steht sie auch in unserer Tübinger
Handschrift M.d. 2 geschrieben.
Eine
Geschichte der Planetenkinderbilder ist zugleich ein Ueberblick über die
Geschichte der Entwicklung der exakten Wissenschaften, der
naturwissenschaftlichen Kenntnisse des Mittelalters, über die Kunde von
den Sternen, von den Naturanschauungen, überhaupt von der ganzen
Vorstellungswelt, die sich die Menschen vom Kosmos gemacht. Der Boden, der
uns dies Material liefert, ist das Buch- und Illustrationswesen des späten
Mittelalters.
Von
der Buchmalerei sind aus dem Mittelalter unverhältnismäßig mehr
Beispiele auf uns gekommen als von der Monumental- und Tafelmalerei und
auch von plastischen Darstellungen. Das ist eigentlich auch selbstverständlich,
denn ein Buch kann sich an einem trockenen, geschützten Orte durch viele
Jahrhunderte erhalten, weil es kaum einem natürlichen Vernichtungsprozeß
unterworfen ist, während eine Holztafel oder noch mehr eine Mauer viel
leichter der Veränderung und dem Untergang anheimfällt. Deshalb sind für
die Erklärung und Bestimmung des Zeitcharakters die Produkte der
Miniaturmalerei viel ergiebiger; denn sie kann Augenblickseinfällen
nachgehen, sie braucht nicht so auf die Kritik der großen Oeffentlichkeit
Rücksicht zu nehmen, auch kann sie mehr subjektiv und individuell sein.
Sie spiegelt in der Regel das öffentliche und private Leben der Zeit,
auch die lokalen Färbungen und Eigentümlichkeiten viel heller und
deutlicher wieder (sic!).
Die
Grundlage für diese ganze Veröffentlichung bildet die Handschrift M.d. 2
der Universitätsbibliothek Tübingen aus dem beginnenden 15. Jahrhundert.
Sie war mir seit Jahren als wertvoll bekannt; doch ahnte ich ihre
Beziehungen zum Mittelalterlichen Hausbuch nicht. Eine Studienreise im
Auftrag der Kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften, Abteilung
Deutsche Kommission, für Zwecke des Gesamtkatalogs der deutschen
Handschriften führte mich im Sommer 1913 in Ulm auch in die unter der
Obhut von Professor C. Müller stehende Schermarsche Bibliothek, die schon
Jahrhunderte im linken Seitenturm des Münsters ihren Standort hat. Hier
fand ich unter den nicht zahlreichen Handschriften die Libri Med. 8 und 9.
Die eine hat wieder die siebenteilige Bilderfolge, abgesehen von vielem
anderen Material; von der anderen kommen nur kleinere Teile in Betracht.
Die Bitte des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben um
einen, am 7. November 1913 gehaltenen, Vortrag über diese Funde
veranlassten mich, die Miniaturen dieser Handschriften mit den Bildern des
Hausbuchs zu vergleichen. So erwuchs vorliegende Arbeit. Bald fand ich
auch die von R. Kautzsch beschriebene Kasseler Handschrift, ebenso Kyesers
Bellifortis. Alle weiteren Manuskripte lernte ich kennen durch die
kollegiale Hilfe der kulturwissenschaftlichen Bibliothek von Prof. Dr.
Warburg in Hamburg. Er hat in jahrzehntelanger, selbstloser Arbeit das
umfangreiche Material über dieses ganze Gebiet menschlichen Wissens und
Irrens gesammelt. Es ist mir nicht möglich, an jeder einzelnen Stelle
anzugeben, was ich ihm verdanke, es wären zu viele; ich möchte ihn
bitten, meinen herzlichsten Dank insgesamt für persönliche Mithülfe, für
die langfristige Überlassung der Photographien wie manches sehr seltenen
Buches aus seiner kostbaren Bibliothek entgegenzunehmen.
Die
Beschreibung aller herangezogenen Handschriften bildet den ersten Teil der
Arbeit. Der zweite besteht aus zwei Abschnitten: einer Beschreibung der
bekannten Planetenkinderserien; ferner einer selbstverständlich nicht
alles vorhandene Material seit dem Altertum umfassenden Ikonographie des
Planeten- und Sternbildhimmels. Im dritten, im zusammenfassenden Teil, war
nicht beabsichtigt, eine ganze Geschichte der Astrologie und der
verwandten in Betracht kommenden Gebiete, wie der Astronomie und der
Kosmologie, zu geben, sondern nur soviel, als zur ausreichenden
Entwicklung und Erläuterung der Begriffe notwendig war.
Der
Druck zog sich fast anderthalb Jahre hin, beeinflusst durch den Weltkrieg,
Straßburg als Verlagsort, meine Einberufung zum Militär am 22. September
1915, wodurch ich veranlasst wurde, meist an Sonn- und Feiertagen und des
Nachts zu arbeiten, solange ich in der Kaserne war. Weiter machte das
durch Warburg beigesteuerte umfangreiche Material eine Erweiterung des
ursprünglichen Rahmens und
eine Umarbeitung und Kürzung notwendig. All diese Gründe erschwerten die
endgültige Fertigstellung der Arbeit überaus, zumal bei der Entfernung
von den notwendigsten Büchern, und brachten auch etliche Unregelmäßigkeiten
mit sich; ich bitte, sie mir nicht übel nehmen zu wollen. Die Form
Albumasar entspricht nicht dem arabischen Wortlaut, es ist die namentlich
im späteren abendländischen Mittelalter gebräuchliche. Ich bin mir
selber auch der Mängel meiner Arbeit vollauf bewusst; aber bei der
Astrologie, diesem Grenzgebiete, kommen eben zu viele Fächer der
Wissenschaft in Betracht, mehr als ein einzelner beherrschen kann:
klassische, germanische und orientalische Philologie; allgemeine-, Kunst-
und Religionsgeschichte und Handschriftenkunde."
Es
folgen ausführliche Danksagungen; Hauber schließt dann mit der
Unterschrift:
"Tübingen/Ulm,
den 2. Dezember 1916; Anton Hauber; Gefreiter E. L. 122."
Das war das Vorwort zu diesem Werk:
Anton
Hauber: PLANETENKINDERBILDER UND STERNBILDER,
Zur
Geschichte des menschlichen Glaubens und Irrens, Strassburg 1916
In der Liste
der "Bibliothekare und Mitarbeiter im Wissenschaftlichen Dienst der
Universitätsbibliothek Tübingen seit 1895" wird über Hauber
ausgeführt:
Anton
Hauber (1879-1917)
Dr. phil.,
1908-1915
Seit
1915 im Kriegsdienst, zuletzt als Dolmetscher für Türkisch im Großen
Generalstab in Berlin. |
Für das Verständnis
des Begriffs "Planetenkind" ist ein von Hauber oben zitierter Satz
ganz wichtig: "Doch heisset der mensche
des planeten kind, von dem er die allermeist eigenschaft hat." (Der
Mensch wird Kind desjenigen Planeten genannt, der seine Eigenschaften am
meisten geprägt hat.)
Klibansky-Panofsky-Saxl (Nachweis auf meiner Gerung-Seite)
zeigen in ihrem Werk "Saturn und Melancholie" am Beispiel des
Saturn, wie die Vorstellungen eines Saturn-Kindes entstanden sind. Im
Kapitel "Kronos-Saturn in der antiken Astrologie" (S. 219ff.)
stellen sie dar, wie nach der Beschreibung des Vettius Valens, eines
Astrologen des 2. Jahrhunderts n. Chr., die Planeten "eine Fülle
disparater Menschentypen" (S. 223) nicht nur beherrschen, sondern
sogar erzeugen. Die Zuordnung der Charaktermerkmale der Menschen erfolge
nach drei Überlegungen. "Ein Teil dieser Zuordnungen ... lässt sich
ohne weiteres aus dem echten mythologischen Kern der Gesamtvorstellung
ableiten" (S. 223), d. h. so, wie sich die Gestalt im Mythos
verhält, muss sich auch das Menschenkind verhalten; da Kronos/Saturn im
Mythos seine Kinder gefressen hat, muss auch ein Saturnkind mindestens griesgrämig
sein; da Saturn (im römischen Bereich) Gott der Saaten ist, sind seine
Kinder auch bestens zur Landarbeit geeignet. Diese mythenbestimmten
Vorstellungen werden nun mit "rein natürlichen Vorstellungen",
also den "astronomischen und physikalischen Eigenschaften" (S.
224) des Planeten als eines Himmelskörpers verbunden, d. h. beim Beispiel
des Saturn, dass seine Kinder träge sein müssen, da er ja die längste
Umlaufzeit der damals bekannten Planeten hat. Aus diesen Merkmalen werden
nun Folgen erschlossen, z. B. verursache Saturn bestimmte Krankheiten wie
Wassersucht und Rheumatismus, da ihm Kälte (aus naturwissenschaftlichem
Grund) und Feuchtigkeit (aus mythologischem Grund) zugeschrieben werde.
Und zum Endpunkt dieser Entwicklung führen KPS aus: "Durch dieses
Mittel indirekter Analogisierung konnte nun die Saturnvorstellung der
Astrologie eine dritte Gruppe von Bestimmungen in sich aufnehmen, die an
und für sich weder mit mythischen noch mit astrophysikalischen
Gegebenheiten in Verbindung stehen, sondern gleichsam irdischen Ursprungs
sind, in unserem Zusammenhang aber eine ganz besondere Bedeutung besitzen.
Gemeint ist das von der Sternkunde gänzlich unabhängige Gebiet des
Wissens, das Physiognomik, Charakterlehre und Popular-Ethik
bereitstellen." (S. 224f.)
Hier
geht's nach oben:
Überblick über die
"Vorstellungen" der Planetenkinder (Texte der Tübinger
Handschrift, Texte zu Muller (lat. Prosa), Saenredam (lat. Hexameter) und de
Passe (vierstrophige lat. Gedichte in der Form sapphischer Oden)):
Planet |
Text der Tübinger
Handschrift |
Lateinische Texte (Prosa -
Hexameter - sapphische Ode)
Quelle: Katalog der Ausstellung "Der Welt
Lauf", Stuttgart 1997
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Sol |
"Sol
(Blatt 269 v)
Sol
die Sonne ist allernest under Mars und durchleufet die 12 zeichen in eym
jare und ist in eym iglichen zeichen eyn manet als vor geseit ist und hat
grossen gewalt in dem wieder, want er ist der sonnen erhohunge und hat
noch grossern gewalt in dem lewen, want er ist sin huß und hat unglucke
und lutzel gewalts in der woge und noch myner gewalts in dem wassermon.
Der
Sonnen kynt hat eyn breit schon antlitz und ist senftmutiger und guter
synne und ungelernig, wolgespreche schoner rede, wise, gerne fragen,
grosser heren amptman, frauwen heymlich liep, schones hare, eyeründe
styrne, gefuge brawen und augen, eyn slechte nasen nit zu lang in mytten
clein hoch, eyns runden kynnes, schoner roselechten farben, eyn münt nit
zu groß noch zu cleyn, sin lefzen cleyn hoch, sin halß ist slecht, eyn
schonen bart, grosse fuße und grosse beyn, eyn grosse stymne
<Anmerkung Haubers: "Wohl = Stirne, kaum = Stimme">.
Bescheiden und senftmütig, vast wise frolich und wol gemüt und hat gern
gut kostlich gewant liep. Und die sonne ist eyn planet by andern planeten
ungluckhaftig und bose und mit angesichte der planeten auch gut."
(Sol,
die Sonne, ist die nächste unter dem Mars und durchläuft die 12
Zodiakalzeichen in einem Jahr und befindet sich in jedem Zeichen einen
Monat lang, wie eben gesagt wurde. Sie hat große Macht im Widder, denn
der ist die Erhöhung der Sonne, und noch größere im Löwen, denn das
ist ihr Haus; sie hat Unglück und wenig Macht in der Waage und noch
weniger im Wassermann.
Das Sonnenkind hat ein breites, schönes Antlitz, ist sanftmütig und
frohgemut, hat wenig Lust zum Lernen, pflegt gerne schöne Gespräche, ist
weise, interessiert, ist im Dienste großer Herren, insgeheim ein
Frauenverehrer, hat schönes Haar, eine ovale Stirn, schöne Brauen und
Augen, eine kleine Nase, nicht zu lange, in der Mitte, hochgezogen, hat
ein rundes Kinn, einen rosigen Teint, einen Mund, nicht zu groß und nicht
zu klein, seine Lippen sind klein und hoch, der Hals einfach, er hat einen
schönen Bart, große Füße und große Beine, eine große Stirne. Er ist
bescheiden und sanftmütig, fest, weise, fröhlich und wohlgemut und
kleidet sich gerne gut und kostbar. Und die Sonne ist ein Planet, bei
anderen Planeten ohne Glück und böse, im Angesicht der Planeten auch
gut.)
(Hauber S. 25)
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SOL - GESAMT
Sol vita viventium, dat nato felicitatem in
omnibus rebus, agilitatem in rebus agendis, alacres et sani ut plurimum
vitae huius curriculum citra morborum affectiones finientes.
Übersetzung:
"Sol, Leben der Lebendigen, gibt dem
(unter ihm) Geborenen Glück in allen Dingen, Beweglichkeit in allem
Beginnen; munter sind sie und gesund, beenden, wie es häufig geschieht,
diesen Lebenslauf ohne Einwirkung von Krankheiten."
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SOL - GESAMT
Sum decus astrorum, convexi gloria coeli,
Me summi prona venerantur mente monarches.
Übersetzung der beiden Hexameter:
Ich bin die Zierde der Sterne, der Ruhm des
gewölbten Himmels:
Mich verehren mit geneigtem Sinn die höchsten Herrscher.
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SOL - GESAMT
Signa per bis sex moderatur orbem
Corniger Titan, sed amat Leonem.
Caeteris non sic in amore clausis,
Est Leo carus.
En rotis currunt nivei iugales,
Et vehunt Solem, simul et triumphos
Solis oste(ndun)t, volitant trophaea
Solis ubique.
Namque Solares agitant alumni
Bellicam molem. sine clade laeti.
Hostis et supra statuunt trophaea
Funus acerbum.
Aureus Sol est et habetur auri
Praeses, utque auro nihil in metallis
Antefers, nec sic homini sub isto
Sydere nato.
Übersetzung:
"Durch zweimal sechs Zeichen lenkt er
seine Kreisbahn, / der gehörnte Titan, aber er liebt den Löwen. / Die
übrigen sind von ihm nicht so in seine Liebe eingeschlossen: / Es ist
(ihm) der Löwe teuer. /
Siehe: Mit den Rädern läuft das schneeweiße
Gespann / und zieht Sol; zugleich lassen sie auch die Triumphe / Sols
sehen; es fliegen einher überall / die Siegeszeichen Sols. /
Denn die
Sonnenzöglinge betreiben eifrig / den mühevollen Krieg, (und zwar) ohne
Niederlage, frohgemut, / und hoch oben errichten sie als Siegeszeichen /
des Feindes bitteres Leichenbegängnis. /
Golden ist Sol, und man hält ihn für des Goldes / Schirmherrn; und wie
du dem Gold nichts unter den Metallen / vorziehst, so auch nicht dem
Menschen, der unter diesem / Gestirn geboren."
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Luna |
LUNA - GESAMT
"Luna
(Blatt 271 v)
Luna
der Mone ist der nyderste planete und uns aller neste und leuft durch die
12 zeichen in 27 tagen und ist in eym iglichen zeichen 2 tage 6 stunden 38
mynuten und hat grossen gewalt in dem wieder, want er ist sin erhounge
<sic!> und hat noch großern gewalt in dem krebs, wan er ist sin huß
und hat unglucke und wenig gewalts in dem tarrant <Anmerkung Haubers:
"Darrant, tarant (tarr ..), Skorpion, Tarantel."> und in dem
steynbocke. Der mone ist uns zugefuget alles gestyrnes und aller planeten
influße, want er uns allernest ist mit synem lauf aller snellichste.
Myn
kint ist unstede als der Mone und blibet selten an eyner stat und fahet
vil an, er ist lugenhaftig, wiser rede, kalter nature, lichtlich ungesunt,
umb cleyne ding zornig und ungemut und wirt selten 60 jar alt, und ist
gern eyn kaufman eyn schiffman ein leufer oder bote. Sin antlitz ist rünt
bleich und clare, sin styrne breit, eyn auge grosser dan das ander nyder
nase mit wyten naselochern, eyn dicken münt, sin antlitz hat dicke
zeichen und wirt bezitlich gra und hat selten glucke."
(Luna,
der Mond, ist der unterste Planet, uns der allernächste und läuft durch
die 12 Zodiakalzeichen in 27 Tagen, verweilt in jedem Zeichen 2 Tage, 6
Stunden und 38 Minuten. Er hat große Macht im Widder, seiner Erhöhung,
und noch größere Macht im Krebs, seinem Haus; er hat Unglück und wenig
Macht im Skorpion und im Steinbock. Der Mond unterliegt wie wir dem
Einfluss aller Sterne und Planeten, denn er ist mit seinem schnellsten
Lauf ganz nahe bei uns.
Mein Kind ist unbeständig wie der Mond und bleibt selten an einer Stelle,
es fängt vieles an, lügt zwar gerne, verfügt aber über weise Rede, hat
ein kaltes Wesen, gerne ungesund, gerät wegen kleinen Dingen in Zorn und
wird ungemütlich. Ein Mond-Kind wird selten 60 Jahre alt. Lieblingsberufe
sind Kaufmann, Schiffer, Läufer oder Bote. Sein Gesicht ist rund, bleich
und hell, seine Stirne breit, ein Auge ist größer als das andere, es hat
eine kurze Nase mit weiten Nasenlöchern, einen dicken Mund, sein Gesicht
weist häufig Flecken auf; er wird frühzeitig grau und hat selten
Glück.)
(Hauber S. 26)
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LUNA - GESAMT
Qui Luna(m) habent geniturae dominam, ob innatam
illis humiditatem vitam fere in aquis degunt, nauticam exercentes, aut
piscationibus operam dantes. Paralysi obnoxii sunt.
Übersetzung:
"Die als Herrin ihrer Geburtsstunde Luna
haben, verbringen wegen der ihnen angeborenen feuchten Beschaffenheit das
Leben in der Regel auf dem Wasser und fahren zur See oder verwenden ihre
Arbeitskraft aufs Fischen. Der Gicht sind sie preisgegeben."
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LUNA - GESAMT
Vasta procellosi mihi parent aequora ponti,
Diverso stabiles renovanti lumine cursus.
Übersetzung der beiden Hexameter:
Die wüsten Flächen des stürmischen Meeres
gehorchen mir, die ich mit unterschiedlichem Licht zuverlässige Bahnen
neu durchfahre.
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LUNA - GESAMT
Luna nocturnos radios ministrat
Albido curru variatque menses
Cornibus plenis modo semiplenis,
Aut vacuatis.
Consulit somnum genetrix inanis
Somnii, quamvis ea spumat undis,
Attamen fervens sequitur calentis
Sydera Cancri.
Filii Lunae tibi Luna parent:
Nam tuae vires superant potentes;
Principum sub te studium virescit,
Aurea Phoebe.
Imperas, Phoebe, nitido metallo.
Dicis argentum, tibi grex tuorum
Est huic multum similis metallo
Cynthia pernox.
Übersetzung:
"Luna reicht dar die nächtlichen Strahlen / mit ihrem bleichen Wagen
und gestaltet mannigfaltig die Monde / mit gefüllten Hörnern, bald
darauf mit halb gefüllten / oder entleerten. /
Sie trägt Sorge für den
Schlaf, sie die Mutter des nichtigen / Traums; obgleich sie mit Schaum
bedeckt ist von den Wogen, / folgt sie dennoch voll Hitze den Sternen des
/ glühenden Krebses. /
Die Mondsöhne gehorchen dir, Luna:/ denn deine Kräfte
überwältigen die Mächtigen; / der Fürsten eifriges Streben beginnt
unter dir Früchte zu tragen, / goldene Phoebe./
Du gebietest, Phoebe (Leuchtende), über glänzendes Metall./ Du bestimmst
für dich das Silber: Die Schar der Deinen / ist diesem Metall sehr
ähnlich, / Cynthia, nachtdurchwachende."
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Mars |
MARS - GESAMT
"Mars (Blatt 268 v).
Mars
steht allernest nach Jupiter und durchleuft die 12 zeichen in zweyn jaren
und ist in eynem iglichen zeichen 2 monet und hat grossen gewalt in dem
wieder und im scorpion, want die zwey zeichen sint sin huser, der
steynbocke ist sine erhohunge, und hat unglucke und wenig glucks oder
gewalts oder keynen in der woge in dem stiere und in dem krebes. Der
planete ist böse und ist heißer und druckener naturen.
Syn
kynt ist synnerich zornig eyns scharfen angesicht, eyner brünen farben
oder eyner roten, als die an der sonnen verbrant sint mit roten sprunkelin
an dem antlitz, eyn lange styrn, slechte brauwen, cleyn scharfe augen und
diefe, ein langes antlitz und eyn lange nasen und hoch, eyn grossen münt
das merteil offen, lange zende kleffig mager und eyn güder sins guts,
gach zornig und lat nichts ungerochen, alzit wetig und ungestymme,
geneiget zu unfrieden, eyn betrupsamer der friedlichen, giftig, eyn berümer
siner bozheit und ander syner werke, eyns krommen libes und mag nit wol
slafen, syn heupt dut ime gern wee. Er ist eyn harte unbarmherzig mensche
und begert der mynne und mag doch nit also vil. Er ist gern da der lude
vil by eynander sint und wirt gewonlich nit alt."
(Mars
ist der nächste hinter Jupiter; er durchläuft die 12 Zodiakalzeichen in
zwei Jahren und bleibt in jedem Zeichen 2 Monate. Er hat große Macht im
Widder und im Skorpion, denn die beiden sind seine Häuser, der Steinbock
ist seine Erhöhung. Er hat Unglück und wenig Glück und Macht oder keine
in der Waage, im Stier und im Krebs. Der Planet ist böse und hat ein
heißes und trockenes Wesen.
Sein Kind ist sinnreich, zornig, hat scharfe Gesichtszüge mit einer
braunen oder roten Farbe, so, wie die, die an der Sonne verbrannt sind,
mit roten Sommersprossen im Gesicht. Er hat eine lange Stirn, kurze
Augenbrauen, kleine, scharfe und tiefsitzende Augen, ein längliches
Gesicht und eine lange und hohe Nase, einen großen, meist offenen Mund,
lange Zähne mit Lücken, er ist mager, verschwendet seinen Besitz, ist
jähzornig, lässt nichts ungerächt, ist ständig voller Wut und
Ungestüm, stiftet gerne Unfrieden, bekümmert die Friedfertigen, ist
giftig, prahlt mit seiner Boshaftigkeit und anderen derartigen Werken. Er
hat einen krummen Leib, schläft schlecht, leidet unter Kopfweh. Er ist
ein harter, unbarmherziger Mensch, will Liebe haben, ist dort aber nicht
leistungsfähig. Er ist gerne unter den Leuten und wird gewöhnlich nicht
alt.)
(Hauber S. 24f.)
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MARS - GESAMT
Mars facit potentes, bellaces, versutos, validos,
stolidae ferocitatis, insanos, indomitos, ob levissimam caussam se
periculis obiicientes, promptos, alacres, prodigos, iracundos, tirannos.
Übersetzung:
"Mars bringt die Mächtigen,
Kriegerischen, Gerissenen, Starken hervor, die von einfältiger Kampfeswut
sind, die Rasenden, Unbezähmbaren, die sich auf leiseste Veranlassung in
die Gefahr stürzen, die schnell zur Hand sind, die Feurigen,
Verschwenderischen, Aufbrausenden, die Gewaltherrscher."
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MARS - GESAMT
Cernitur in dubio
mea magna potentia bello,
Per me mors tristis, per me victoria laeta.
Übersetzung der beiden Hexameter:
Geschaut wird meine große Macht im ungewissen
Krieg; durch mich (gibt es) traurigen Tod, durch mich frohen Sieg.
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MARS - GESAMT
Terror o mundi, furibunde Mavors,
Bellicae gentis decus atque ductor,
Biga profertur tua vi citorum
Quadrupedantum.
Corniger stellas Aries ministrat
Sub tuo ductu. Furiale sydus
Fert minas orbi tibi subiugato
Scorpius astro.
Editi sub te populi Gradivum
Viribus semper sapiunt potentem,
Bella si cessant, simulacra belli
Vana sequunter.
Te chalybs, ferri genus omne spectat,
Martis et pulli referunt acerbi
Ferreas mentes chalybumque dextris
Corpora cusa .
Übersetzung:
"O Schrecken der Welt, rasender Mars, /
Zierde des Kriegervolks und sein Führer. / Dein Zweigespann wird
vorangetrieben durch die Kraft / schneller Rosse.
Der gehörnte Widder bietet seine Sterne dar / unter deiner Führung. Das
wütende Gestirn bringt Drohungen dem dir als seinem Himmelskörper
unterworfenen / Erdteil dar, der Skorpion.
Unter dir geborene Völker finden stets Geschmack am / Krieg, dem in
seiner Urgewalt mächtigen. / Wenn die Kriege (einmal) aufhören, folgen
sie nichtigen Schattenbildern des Kriegs. /
Nach dir trachtet der Stahl,
(trachtet) jede Art von Eisen; / sie bringen des dunklen und bittern
Marsjüngers / eisernen Sinn und Körper aus Stahl, geschmiedet mit / der
Rechten, hervor."
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Merkur |
MERKUR - GESAMT
"Merkur
Blatt 270 v).
Mercurius
ist under Venus allerneste und hat grossen gewalt in dem zwylinge, wan das
ist sin huß und hat noch grossern gewalt und glucke in der junffrauwen,
want sie ist sin erhohunge und hat keynen gewalt in dein <sic!>
schutzen noch in dem fische. Mercurius ist gut by den guten und bose mit
den bosen und ist doch gut von syner naturen.
Syn kynt ist wolgespreche
und meisterlich und rümet sich gern und fraget gern nach grossen sachen
und künsten und ist eyn meister siner reden und hubscher fremder kunste
bisunder in den sachen, dar inne man kunftige dinge befindet und in allen
naturlichen sachen und eyn meister hubscher reden und dichtens und grosser
rechenongen, snytzen, graben, malen, urgelmachen, sie hant (!) wunderlich
betrachtunge uf die kunst und eynen unmüssigen synne und begriffet an
leren was er will und behelt es lange und ist unstede und bewegelich und
wandert gern in fremde lant. Syn stirn ist breit, sin brawen lang, syn
augen swarz, sin nase slecht, syn antlitz clare bleich, sin lefzen groß,
syn zende glych, sin kynne gespalten, syn finger lang; er achtet nit vil
uf frauwen und treit gern grawes gewant und hat vil fründe und auch zu
keynem glucke. Und hat lange beyn und etliche sagen, er habe eynen langen
halß und eyn geringes gemute und eyn dynne har und ist unstete."
(Merkur
ist der nächste nach der Venus; er hat große Macht in den Zwillingen,
denn die sind sein Haus, und noch größere Macht und Glück in der
Jungfrau, seiner Erhöhung. Er hat keine Macht im Schützen und in den
Fischen. Merkur ist gut bei Guten und böse mit den Bösen, aber von Natur
aus gut.
Sein Kind ist gesprächig, sehr fähig, voll Eigenlob, interessiert an
großen Themen und an den Künsten, ist ein Meister in seinen Reden und in
schönen fremden Künsten, besonders in den Bereichen, die auf
Zukünftiges schließen lassen, er ist ein Meister in schönen Reden und
im Dichten und bei schwierigen Berechnungen, im Schnitzen, im Gravieren,
im Malen und beim Orgelbau. Er stellt staunenswerte Betrachtungen über
die Kunst an, ist immer in Aktion, hat bei dem, was ihn interessiert, eine
schnelle Auffassungsgabe und behält das auch lange. Er ist unbeständig,
beweglich und bereist gerne fremde Länder. Seine Stirn ist breit, seine
Brauen lang, seine Augen dunkel, seine Nase kurz, sein Gesicht hell und
bleich, seine Lippen groß, seine Zähne gleichmäßig, sein Kinn
gespalten, seine Finger lang. Frauen sind für ihn bedeutungslos; er
trägt gerne graue Kleider, hat viele Freunde, aber bei keinem Glück. Er
hat lange Beine, und manche sagen, er habe einen langen Hals, sei
kleinmütig, habe dünnes Haar und sei unbeständig.)
(Hauber S. 25f.)
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MERCURIUS - GESAMT
Mercurius filios facit intelligentes, sagaces,
aemulatores, beneficos, mathematicos, voti compotes, coniectore(s),
corpore graciles, pallentes, oculorum intuitu honestos, et potus
temperantia mirabiles.
Übersetzung:
"Merkur macht seine Söhne zu verständig
(sic!), gewitzt, zu Nacheiferern, Wohltätern, Mathematikern, (zu Leuten,)
die das Ziel ihrer Wünsche erreichen, zu Traumdeutern, zu schlank
gebauten, blassen, dem Augenschein nach ehrenhaften und im Trinken
erstaunlich enthaltsamen (Menschen):"
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MERCURIUS - GESAMT
Me Dys commendat
facundae gratia linguae,
Et varias rudibus monstro mortalibus artes.
Übersetzung der beiden Hexameter:
Mich empfiehlt den Göttern die Anmut meiner
beredten Zunge, und den ungeschliffenen Sterblichen zeige ich
mannigfaltige Künste.
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MERCURIUS - GESAMT
Mercuri praepes Volucri galero
Aliger talo celerisque bigae
Sessor, est alis tua virga compta,
Spirat et angue.
Alites inter tibi servit Oscen,
Antesignanus tibi lucis astat
Gallus; Astraeum Geminosque vultu
Semper oberras.
Tu pater furum, Deus eloquentum,
Numen in scaena, Dominus virorum,
Qui plagas mundi peragrant et aequor.
Merce potentes.
Vivis argentum, quod habere vivum,
Estque Cyllenes tibi gnatus auctor;
Volucris motum cito; sic et omnis
Mercurialis.
Übersetzung:
"Merkur, dahinfliegend mit geflügelter Kappe, / mit Flügeln am
Knöchel und des flinken Zweigespanns / Lenker; mit Schwingen ist dein
Stab geschmückt, / und er zischt mit Schlangen. /
Unter den Vögeln dient
dir ein Weissagevogel, als Vorkämpfer des Lichts steht dir zur Seite /
der Hahn; Astraea und die Zwillinge umschwebst du stets / mit deinem
Antlitz. /
Du Vater der Diebe, Gott der Beredten, / Gottheit auf der
Bühne, Herr der Reisenden, / die die Länder der Welt durchstreifen und
das Meer, / durch ihre Waren mächtig. /
Du, das (sic!) du für lebendiges Silber gehalten wirst, lebst
(tatsächlich), / und Ursache ist für dich der Sohn Kyllenes. / Des
Vogels Bewegung führe ich an: So ist auch jeder / Jünger Merkurs."
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Jupiter |
IUPPITER - GESAMT
"Jupiter
(Blatt 267 v)
Jupiter
stet under Saturno allernest und laufet durch die 12 zeichen in 12 jaren
und ist in iglichem zeichen eyn jare und hat ser grossen gewalt im
schutzen und in dem fisch wan die 2 zeichen sint sin huser. Er hat auch
grossen gewalt in dem krebse, want das zeichen ist sin erhohunge, und hat
unglucke in dem zwyling und in der junfffrauwen und in dem steynbocke und
er frauwet sich in dem schutzen. Der planete ist gut und darumb ist er der
erste nach Saturno, das er ym sin boßheit beneme.
Jupiters
kint ist eyn gut mensch mit eynem ründen bart und hat schon augen und
grosse brawen gebogen, schon von gestalt, eyner mitteler masse, eyn breite
styrn, zuchtlichs gesiechts, eyn slecht nase und eyn lang antlitz und münt,
nit zu groß noch zu cleyn, rot leftzen, eyn schon antlitz, slechter
glieder, eyns zuchtigen wandels und hat gerechtickeit liep, nyemant
schedelich und hat frauwen heymlich liep und gerechte lude hat er auch
liep und hasset bose lude. Die zwen forderen zendhe sint ime breiter dan
die andern und eyn teil gespalten und hat lange hare. Er ist vast
barmherzig und werdent gewonlichen rich und selten arme, eyn myttlerer und
ein furer des rechten gerichts und dunket sich selber schon. Er ist wise
fruntlich und frolich und gefelt den luden gemeynlich wol mit synem wesen
und wandel."
(Jupiter
ist der allernächste unter Saturn und läuft in 12 Jahren durch durch die
Zodiakalzeichen, wobei er in jedem Zeichen ein Jahr bleibt. Im Schützen
und den Fischen hat er sehr große Macht, weil die beiden seine Häuser
sind. Große Macht hat er auch im Krebs, denn das ist seine Erhöhung. Er
hat Unglück in den Zwillingen, der Jungfrau und dem Steinbock, und er
freut sich im Schützen. Dieser Planet ist gutartig, und er ist deshalb
der erste nach Saturn, um diesem seine Bosheit zu nehmen.
Ein Jupiter-Kind ist ein guter Mensch mit einem runden Bart, schönen
Augen und großen, gebogenen Brauen; er ist schön von Gestalt, hat
Normalgewicht, eine breite Stirn, ein angenehmes Gesicht, eine kleine
Nase, eine längliche Gesichtsform mit einem Mund in der richtigen
Größe, rote Lippen, ein schönes Gesicht, kurze Glieder. Sein
Lebenswandel ist ordentlich, er liebt die Gerechtigkeit, schadet
niemandem, er liebt heimlich die Frauen, liebt aber auch gerechte Leute
und hasst die bösen. Die Schneidezähne sind bei ihm breiter als die
anderen, ein Teil ist gespalten <bei
Merkur ist hier vom "gespaltenen
Kinn" die Rede!> und er hat lange Haare. Er ist fest, barmherzig und
wird gewöhnlich reich, selten arm, ein Mann der Mitte, setzt sich als Richter
für Gerechtigkeit ein, er ist sich seiner Schönheit bewusst. Er ist
weise, freundlich und fröhlich und gefällt den Leuten normalerweise gut
mit seinem Wesen und seinem Lebenswandel.)
(Hauber S. 23 f.)
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IUPPITER - GESAMT
Iovem qui dominum habent, iusti sunt, honesti,
philalethes, amicitiae (,) studiosi, in fratres cognatos et pauperes pii,
natura temperatissimi, erga omnes benigni.
Übersetzung:
"Die Jupiter als Herrn haben, sind
gerecht, ehrenhaft, wahrheitsliebend, um Freundschaft bemüht, sich ihrer
Verpflichtung gegen die blutsverwandten Brüder und die Armen bewußt, von
Natur äußerst maßvoll, gegen alle wohltätig."
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IUPPITER - GESAMT
Artibus exorno variis ego Jupiter orbem,
Omnis et e nostro manat sapientia fonte.
Übersetzung der beiden Hexameter:
Mit mannigfaltigen Künsten statte ich, Jupiter,
den Erdkreis aus, und alle Weisheit entspringt aus meiner Quelle.
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IUPPITER - GESAMT
En Iovis currus aquilae gubernant.
Jupiter velox aquilas gubernat,
Armiger magni Iovis est hic ales
Fulmina gestans.
Huic potens arcu iuvenis per astra
Semivir currens et equo biformis
Obvius nudum trahit acer arcum.
Astra secunda
Sint tibi pisces, subeunte signo;
Jupiter magnis dabit orsa rebus,
Quas poli, tellus, mare quasque versant
Atria Regum.
Est Iovis stannum, speciosa massa,
Multiplex usu: Jovialis omnis
Usibus multis valet, atque punctum
Tollit hic omne.
Übersetzung:
"Siehe, Jupiters Wagen steuern Adler; /
Jupiter steuert behende die Adler: / Waffenträger des großen Jupiter ist
dieser Vogel, / weil er die Blitze mit sich führt.
Ihm läuft der mit seinem Bogen gewaltige Jüngling / durch die Sterne
entgegen, halb Mann und mit seinem Pferdeleib/ zweigestaltig, und spannt
ungestüm den bloßen Bogen. / Glückbringende Sterne /
mögen dir die
Fische sein beim Untergang ihres Zeichens; / Jupiter wird den Anfang
schenken zu den gewaltigen Dingen, / die Himmel, Erde, Meer und die Hallen
der Könige / herumtreiben. /
Es ist Jupiters das Zinn, die schimmernde Masse, / vielseitig im Gebrauch.
Jeder Jupitermensch erweist / in vielen Bereichen seine Stärke und macht
hier / jeden Punkt."
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Venus |
Text zu Venus fehlt
in der Tübinger Handschrift. |
VENUS - GESAMT
Venus inter salutaria sydera numeratur; qui sub
ea nati fuerint, gratiosi erunt, et mulierum gratia celebres, genio
indulgentes, laborabunt stomacho, et malis potionibus obnoxii erunt.
Übersetzung:
"Venus zählt man zu den segenbringenden
Gestirnen; die unter ihr Geborenen werden beliebt sein, mit der Gunst der
Frauen reich beschenkt, und es sich gut gehen lassen; sie werden
Magenbeschwerden haben, und üblem Trinken werden sie preisgegeben
sein."
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VENUS - GESAMT
Accendo iuvenum curas ego mater amoris,
Adiuvat et natus vibrans sua tela Cupido.
Übersetzung der beiden Hexameter:
Ich entfache der Jünglinge Sehnsucht, ich, die
Mutter der Liebe; es hilft (dabei) auch mein Sohn und schleudert seine
Geschosse, Cupido.
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VENUS - GESAMT
Seminum mater Venus aeviterna,
Diva faecundo gremio, lepore
Blanda, caelestum facilis voluptas
Terrigenumque
Chaonis, currum moderatur ales,
Teque tutamen resonant olores,
In sinum ludens volitat Cupido,
Ductor Amorum.
Sydus auratum regis ad bilancis
Pondus aequatae, regis ad libellam.
A tuis Taurus minitante cornu
Cornibus haeret.
Aureas dicunt Veneres ab auro.
Aereas dicant Veneres ab aere:
Aes subest Divae et quod ab aere factum
Gaudia confert.
Übersetzung:
"Der Geschlechter Mutter, Venus, ewige, /
Göttin mit fruchtbarem Schoß, in Anmut / lockend, der Himmlischen
behagliche Wonne / und die der Erdgeborenen. /
Der Vogel aus Dodona <Taube!> lenkt
deinen Wagen / und dich, ihre Beschützerin, besingen die Schwäne; / in
deinen Schoß flattert im Spiel Cupido, / der Anführer der Eroten. /
Dein
goldgeschmücktes Gestirn lenkst du zum Gewicht der im Gleichgewicht
befindlichen Waagschalen, lenkst du zur Waage. / An deinem Mantelsaum
klebt mit drohendem / Horn der Stier. /
Golden nennt man die Venusmenschen nach dem Gold. / Kupfern sollte man die
Venusmenschen nennen nach dem Kupfer: / (Denn) das Kupfer untersteht der
Göttin und, was, aus Kupfer geschaffen, Freude bringt."
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Saturn |
SATURN - GESAMT
"Saturn
(Blatt 266 v)
Saturnus
ist der oberste planete und leuft durch die 12 zeichen in 30 jaren 2 ½
jare, und hat ser großen gewalt in der woge, want es ist sin erhohunge
und hat noch grossern in dem steynbocke und in dem wasserman, want die
zeichen sint sine huser, doch hat er in dem wassermon (!) mer gewalt dan
in dem steynbocke und hat unglucke in dem krebse in dem lewen und in dem
wieder und frauwet sich in dem wassermont. der planete ist bose und
wederwirtig der naturen und allen lebendigen dingen. Und sunderlich so er
richset (!) und gewalt hat, so verderbet er alle lebendige dinge mit
hunger dot und arbeit.
Syn kynder sint brüne und hant eynen dynnen bart
eyn synnewels heupt bleicher farben und wonent gern by wasser oder in der
erde. Er lachet selten. Geschrunden (!) füße, eyn cleyn hertze cleyn
brust grosse lange brawen. Von natur eyn diep, cleffig hessig lugenhaft,
richtig in zorne, nyt gut zu erzurnen und doch nach zorn mulich zu versünen;
sins eigen guts karg, fremdes guts mylt frech, mit durftigen augen als eyn
morder, eyns ungestymmen hyrns, boses willen, ungerne by den luden und
treit gern unsuber bose gewant, swartze farbe und grawet schiere und hat
eyn bose gestalt. Er hat nit lust des libes, listig hessig und ungetruwe,
trege langsinn in allen dingen und hat nit lusts mit wiben. Er hat alzit
sorge und anxst und gedenket und redet zu im selbst; und so er gat, so ist
sin angesicht alles geneigt zu der erden. Er ist wol gespreche und nympt
selten eyn gut ende, syn kinder werdent gewonlichen erhangen. Die nature
haben sie von dem planeten Saturno."
(Saturn
ist der oberste Planet, und er läuft durch die 12 Zodiakalzeichen in 32
1/2 Jahren. Er hat sehr große Macht in der Waage, denn das ist seine
Erhöhung, und noch größere im Steinbock und im Wassermann, denn diese
Zeichen sind seine Häuser, aber er hat im Wassermann mehr Macht als im
Steinbock. Er hat Unglück im Krebs, im Löwen und im Widder und er freut
sich im Wassermonat. Der Planet ist böse und der Natur und allen
Lebewesen gegenüber widerwärtig. Vor allem, wenn er herrscht und Macht
hat, verdirbt er alles Lebendige mit Hunger, Tod und Not.
Seine Kinder sind braun, haben einen dünnen Bart, einen runden Kopf, sind
blass. Sie wohnen gern am Wasser oder in der Erde. Selten lacht er. Er hat
Füße mit Schrunden, ein kleines Herz, eine kleine Brust, große, lange
Brauen. Von Natur aus ist er ein Dieb, geschwätzig, feindselig,
lügenhaft, geradewegs im Zorn, schwer zu erzürnen und doch nach dem Zorn
kaum zu versöhnen. Mit seinem Besitz verfährt er sparsam, mit fremdem
Gut freigebig und dreist. Er hat gierige Augen wie ein Mörder, ein
ungestümes Hirn, einen bösen Willen; er ist ungern unter den Leuten und
trägt gerne unsaubere, wertlose Kleidung in schwarzer Farbe, wird bald
grau und hat ein gemeines Aussehen. Er hat am Körper keine Freude, ist
listig, feindselig und unzuverlässig, träge, braucht lange zu allem und
hat keinen Spaß mit Frauen. Ständig besorgt und ängstlich, ist er in
Gedanken versunken und spricht mit sich selbst. Beim Gehen schaut er
beständig auf den Boden. Er ist gesprächig, aber es nimmt selten ein
gutes Ende mit ihm; Saturnkinder werden gewöhnlich gehenkt. Dieses Wesen haben
sie vom Planeten Saturn.)
(Hauber S. 22f.)
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SATURNUS - GESAMT
Saturnini sunt invidi, pigri, tristes, avari,
fraudulenti, is sequuntur morbi ex aqua intercute, quartana febris,
carceres, mortes in aquis, venena, suffocationes.
Übersetzung:
"Saturnsprößlinge sind neidisch, faul,
finster, habgierig, betrügerisch; ihnen folgen Wassersucht, Quartanfieber,
Kerker, Tod im Wasser, Gift und Ersticken."
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SATURNUS - GESAMT
Aurea me quondam terris regnante fuerunt
Tempora, sponte sua quaevis tellure ferente.
Übersetzung der beiden Hexameter:
Golden waren, als ich einst über die Länder
herrschte, die Zeiten, als aus eigenem Antrieb alles Beliebige die Erde
trug.
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SATURNUS - GESAMT
Ecce Saturnus minitatur unca
Falce vel parvis sine mentis usu,
Cernis aurigam celerem Draconum
Alite curru.
Astra percurrit senior, petitque
Imbrium Regis loca Capricorni;
Praebet ast dorsum celerans Aquaeri
Cominus urnae.
Possidet Phoebi decus Occidentis
Omne terrarum; reperit fodinas.
Et magos implet genio sinistro
Ceu Deus artis.
Quod riget plumbum, quod habetque pondus,
Iura Saturni subit: huius ergo
Subditi tales animis rigentes
Corde gravescunt.
Übersetzung:
"Siehe, Saturn droht mit gekrümmter /
Sichel sogar den Kleinen ohne Gebrauch des Verstandes; / du schaust den
geschwinden Lenker mit seinem geflügelten / Drachengespann. /
Die Sterne
durcheilt er hochbetagt und strebt / zu den Gefilden des Herrschers
über den Regen, des Steinbocks; / er bietet aber den Rücken in seiner
Eile dem Krug des Wassermanns, / ganz in der Nähe. /
Er hat jede Zierde
der Länder des untergehenden Phoebus / in seinem Besitz; er findet
Bergwerke auf / und erfüllt die Magier mit unheilvoller Begabung, / ganz
wie der Gott der Kunstfertigkeit. /
Blei, das starr ist und das Gewicht
hat, / fügt sich den Gesetzen Saturns. Seine Untergebenen / also, in
dieser Weise beschaffen, starr in ihren Gemütern, / werden folglich in
ihren Herzen schwer."
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