Planetenkinder

Tübinger Handschrift Md 2 (nach Hauber)

MERKUR - GESAMT

"Merkur Blatt 270 v). 

Mercurius ist under Venus allerneste und hat grossen gewalt in dem zwylinge, wan das ist sin huß und hat noch grossern gewalt und glucke in der junffrauwen, want sie ist sin erhohunge und hat keynen gewalt in dein <sic!> schutzen noch in dem fische. Mercurius ist gut by den guten und bose mit den bosen und ist doch gut von syner naturen. 

Syn kynt ist wolgespreche und meisterlich und rümet sich gern und fraget gern nach grossen sachen und künsten und ist eyn meister siner reden und hubscher fremder kunste bisunder in den sachen, dar inne man kunftige dinge befindet und in allen naturlichen sachen und eyn meister hubscher reden und dichtens und grosser rechenongen, snytzen, graben, malen, urgelmachen, sie hant (!) wunderlich betrachtunge uf die kunst und eynen unmüssigen synne und begriffet an leren was er will und behelt es lange und ist unstede und bewegelich und wandert gern in fremde lant. Syn stirn ist breit, sin brawen lang, syn augen swarz, sin nase slecht, syn antlitz clare bleich, sin lefzen groß, syn zende glych, sin kynne gespalten, syn finger lang; er achtet nit vil uf frauwen und treit gern grawes gewant und hat vil fründe und auch zu keynem glucke. Und hat lange beyn und etliche sagen, er habe eynen langen halß und eyn geringes gemute und eyn dynne har und ist unstete."

(Merkur ist der nächste nach der Venus; er hat große Macht in den Zwillingen, denn die sind sein Haus, und noch größere Macht und Glück in der Jungfrau, seiner Erhöhung. Er hat keine Macht im Schützen und in den Fischen. Merkur ist gut bei Guten und böse mit den Bösen, aber von Natur aus gut.
Sein Kind ist gesprächig, sehr fähig, voll Eigenlob, interessiert an großen Themen und an den Künsten, ist ein Meister in seinen Reden und in schönen fremden Künsten, besonders in den Bereichen, die auf Zukünftiges schließen lassen, er ist ein Meister in schönen Reden und im Dichten und bei schwierigen Berechnungen, im Schnitzen, im Gravieren, im Malen und beim Orgelbau. Er stellt staunenswerte Betrachtungen über die Kunst an, ist immer in Aktion, hat bei dem, was ihn interessiert, eine schnelle Auffassungsgabe und behält das auch lange. Er ist unbeständig, beweglich und bereist gerne fremde Länder. Seine Stirn ist breit, seine Brauen lang, seine Augen dunkel, seine Nase kurz, sein Gesicht hell und bleich, seine Lippen groß, seine Zähne gleichmäßig, sein Kinn gespalten, seine Finger lang. Frauen sind für ihn bedeutungslos; er trägt gerne graue Kleider, hat viele Freunde, aber bei keinem Glück. Er hat lange Beine, und manche sagen, er habe einen langen Hals, sei kleinmütig, habe dünnes Haar und sei unbeständig.)

(Hauber S. 25f.)

Auf den folgenden Seiten finden sich die Bilderklärungen Haubers (S. 100ff.), 
die obere Hälfte (Himmelsphänomene) hier:

die irdischen Tätigkeiten hier:

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