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Haus des Orpheus

Nordwestlich vom Haus des Theseus liegt das Haus des Orpheus. Es enthält drei Mosaiken, die auch in der Mosaik-Freimarkenserie von 1989 bedacht wurden: 

- Orpheus, der inmitten wilder Tiere auf seiner Leier spielt,

- eine Amazone vor ihrem Pferd mit einer Doppelaxt in der Hand und

- Herakles im Kampf mit dem nemeischen Löwen.

Die systematische Ausgrabung begann erst Anfang der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, obwohl britische Soldaten schon 1942 beim Anlegen von Gräben für Luftschutzräume auf das Mosaik mit Herakles und dem Löwen gestoßen waren. Das war das erste in Paphos entdeckte Mosaik, das zwar fotografiert, aber dann wieder vergessen worden war. Auf der Suche nach diesem Mosaik stieß K. Nikolaou, der Ausgräber zwischen 1962 und 1965, im Jahre 1963 auf das Mosaik der Amazone, erst 1978 entdeckte er es wieder. Damals hieß das Gebäude "Haus des Herkules". D. Michaelides entdeckte 1984 das Orpheus-Mosaik; danach wurde das Gebäude in "Haus des Orpheus" umbenannt. 
(s. "Paphos Mosaiken", S. 46)

 

Orpheus


Orpheus, lateinisch Orpheus, mythischer Sänger der Griechen. Sohn der Muse Kalliope und des Flussgottes Oiagros (oder Apollons), aus Thrakien. Mit seinem alles bezaubernden Gesang und Kitharaspiel bewegte er sogar Tiere und Pflanzen. Er führte den Dionysoskult ein und nahm an der Fahrt der Argonauten teil. Als seine Frau Eurydike durch Aristaios' Schuld an einem Schlangenbiss gestorben war, stieg Orpheus in die Unterwelt hinab und rührte mit seiner Musik deren Herrscher, dass sie die Tote zur Erde entließen. Als sich Orpheus wider das Gebot nach der ihm folgenden Eurydike umdrehte, musste sie auf immer ins Totenreich zurückkehren. Zum Frauenfeind geworden, wurde er später von thrakischen Frauen zerrissen, oder Dionysos hetzte die Mänaden auf ihn, weil Orpheus Helios-Apollon mehr verehrte als ihn. Die umhergestreuten Glieder wurden von den Musen gesammelt und bestattet, das Haupt schwamm zur Insel Lesbos. Die Orphik galt als Orpheus' Lehre. - Der Sagenstoff um Orpheus war von der Antike an beliebt. Die Plastik gestaltete besonders gern Orpheus und Eurydike (sog. Orpheus-Relief, 2. Hälfte des 5. Jh. v. u. Z. ; P. Vischer d.J., Canova, Rodin); die Malerei griff alle Motive der Sage auf (Gemälde von Tintoretto, P. Brueghel d. Ä. und d. J., Rubens, Tiepolo, Feuerbach, L. Corinth); Orpheus, die verkörperte Macht des Gesanges und der den Tod überwindenden Liebe, wurde der Held zahlreicher Opern (Monteverdi, Gluck, Haydn; Travestie von J. Offenbach »Orpheus in der Unterwelt«; Ballett von Strawinsky).
Das Christentum übernahm die Gestalt des Orpheus mit der Leier inmitten von Tieren. 
Die Dichtung benutzte die Gestalt des Orpheus teilweise, um Probleme dichterischen Schaffens (Rilke, Kokoschka) darzustellen. 
Quelle: Lexikon der Antike: Orpheus, S. 2 ff. Digitale Bibliothek Band 18: Lexikon der Antike, S. 4112 (vgl. LDA, S. 417 ff.) (Rechtschreibung von mir korrigiert und Auflösungen ergänzt, eine Zeile hervorgehoben.)


Orpheus aus El Djem (Tunesien)

 

Amazone

Amazone vor ihrem Pferd mit einer Doppelaxt in der Hand, vielleicht Detail/Ausschnitt aus einer Amazonomachie; sichtbar ist hier lediglich der Kopf, der von einer roten phrygischen Mütze bedeckt ist:

Amazonomachie: Kampf der Griechen gegen die Amazonen, dargestellt auf griechischen Vasen und Reliefs seit dem 7. Jh., vor allem aber im 6. Jh. v. u. Z., u. a. auf den Metopen des Schatzhauses der Athener in Delphi (6. Jh.), dem Schildrelief der Athena Parthenos (5. Jh.), dem Fries des Apollontempels von Bassai-Phigalia (5./4. Jh.), den Giebeln des Asklepiostempels in Epidauros (4. Jh.), dem Fries des Mausoleums in Halikarnassos (4. Jh.), dem Fries des Artemisions in Magnesia am Maiandros (2. Jh. v. u. Z.), besonders häufig auf frühklassischen Vasenbildern, z. B. des Niobiden-Malers. - Das Motiv der Amazone hat in der Nachantike fortgewirkt und war im Barock (Rubens) besonders beliebt. 
Quelle: Lexikon der Antike: Amazonomachie, S. 1 ff. Digitale Bibliothek Band 18: Lexikon der Antike, S. 295 (vgl. LDA, S. 33 ff.) (Rechtschreibung von mir korrigiert und Auflösungen ergänzt.)

 

Herakles und der nemeische Löwe


Herakles, lateinisch Hercules, deutsch Herakles, beliebtester griechischer Heros, Sohn des Zeus und der Alkmene, der Frau des Amphitryon. Sein Zwillingsbruder, der Sohn des Amphitryon, war Iphikles. Als Hera den Säugling Herakles durch 2 Schlangen töten lassen wollte, erwürgte er dieselben. Einen seiner Lehrer, Linos, erschlug er. König Kreon von Theben gab ihm seine Tochter Megara zur Frau. In einem von Hera gesandten Wahnsinnsanfall tötete Herakles Megara und die Kinder, die sie ihm geboren hatte (Euripides-Tragödie »Herakles«). Herakles musste im Dienst des Eurystheus 12 schwere, gefährliche Arbeiten (griechisch: Dodekathlos) verrichten; dafür wurde ihm die Unsterblichkeit verheißen: 1. erwürgte er den unverwundbaren Löwen von Nemea (Argolis) (Exekias-Amphora, Berlin); seitdem trug er dessen Fell; 2. tötete er die Hydra; 3. fing er die schnelle Hirschkuh von Keryneia (neuatt. Relief in Dresden); 4. erlegte er die menschenfressenden Vögel vom Sumpf in Stymphalos in Arkadien; 5. fing er den erymanthischen Eber und brachte ihn dem sich in einen Pithos verkriechenden Eurystheus lebendig; 6. reinigte er die Ställe des Augias; 7. bändigte er den feuerschnaubenden Stier von Kreta; 8. zähmte er die menschenfressenden Rosse des Thrakers Diomedes; 9. gewann er den Gürtel der Hippolyte; 10. holte er die Rinder des Geryoneus; auf dem Zuge dorthin errichtete er die Säulen des Herakles; 11. holte er mit Hilfe des Atlas die Äpfel der Hesperiden. Die 12. Aufgabe war die schwerste: Herakles stieg in die Unterwelt, bezwang den Höllenhund Kerberos und führte ihn lebendig auf die Oberwelt (Andokides-Amphora, Paris). Herakles bestand noch andere Abenteuer; er bezwang Antaios (Krater des Euphronios im Louvre) und Busiris (Athener Pelike des Pan-Malers), rang Admetos' Frau Alkestis dem Tode ab (Euripides-Tragödie »Alkestis«) und tötete den Adler, der Prometheus die Leber abfraß. Auf der Fahrt nach Kolchis verlor er seinen Geliebten Hylas und versäumte die Weiterfahrt der Argonauten. Er befreite Hesione, tötete Kyknos, kämpfte mit den Kentauren und beteiligte sich am Gigantenkampf. Sein treuer Wagenlenker und Helfer war Iolaos. Herakles' zweite Frau war Deianeira, die Herakles dem Acheloos im Kampf abgewann. Nach dem Mord an Iphitos wurde H. von schwerer Krankheit heimgesucht. In Delphi, wo er mit Gewalt einen Rat zur Sühnung der Blutschuld zu erhalten suchte und den Dreifuß raubte (Giebeldarstellung des Siphnier-Schatzhauses in Delphi), wurde ihm bestimmt, zur Strafe als Sklave in den Dienst der Omphale verkauft zu werden. Aus dem siegreichen Feldzug gegen Eurytos von Oichalia (Eurytos-Krater, Louvre) brachte Herakles dessen schöne Tochter Iole als Gefangene mit nach Hause. Deianeira schickte ihm aus Eifersucht ein mit dem vergifteten Blut des Nessos getränktes Gewand. H. zog es an und ließ sich, von furchtbaren Qualen gepeinigt, auf dem Berg Oite auf einem Scheiterhaufen verbrennen; dabei wurde er als Gott in den Olymp entrückt (Herakles unter den Olympiern auf der Exekias-Amphora in Orvieto). Dort erhielt er Hebe zur Frau. - Herakles galt in der Antike als Verkörperung der Kraft, Mut und Tapferkeit, als der siegreiche Helfer, der durch Arbeit und ausdauernden Mut die Menschen von Leiden befreit, als Milderer der Sitten, als Nothelfer und Retter. In dieser Funktion identifizierten sich römischen Kaiser mit Herakles (z. B. Commodus). Die Philosophen betrachteten ihn als Vorbild, der sich die Unsterblichkeit durch seine Leistungen und durch seine Entscheidungen zu einem Leben voll Mühe verdient habe. Der Sophist Prodikos von Keos hat in den Erzählungen von Herakles am Scheidewege symbolisch die Entscheidung gegen den leichten Weg der Lust und für den mühe- und entsagungsvollen der Tugend gestaltet. Herakles galt als Kulturbringer, als Heilgott und Schützer der Athletik, als Schirmherr der Palästra (Ringschule). In ganz Griechenland besaß er Heiligtümer, ihm zu Ehren wurden zahlreiche Feste und Spiele veranstaltet. Andere Seiten seines Wesens, wildes Temperament, Fresslust und Liebeskraft, waren besonders Gegenstand der Komödie, klingen aber auch in der Tragödie (z. B. »Alkestis« des Euripides) an. Herakles wurde als Hercules anfänglich im Privatkult, früh auch schon im Staatskult der Römer verehrt. Er galt besonders auch als der Gott des Handels und kaufmännischen Gewinns, des Erfolgs als Übelabwehrer. Sein Altar stand auf dem Rindermarkt in Rom. Neben häufigen Einzeldarstellungen, bes. auf Vasenbildern und in der Kleinkunst, war der Dodekathlos beliebt, u. a. auf den Metopen vom Schatzhaus der Athener in Delphi, vom Zeustempel in Olympia und von der Ostseite des sog. Theseions (Hephaisteions) in Athen. - Als Typ mit Löwenfell und Keule, bärtig und nackt früh festgelegt, wirkte Herakles in der nachantiken Malerei (Dürer, Tintoretto, Rubens, Tiepolo), in der Dramatik (Wieland, Wedekind, Dürrenmatt, Hacks) und Musik (Kantate von Bach; Oratorium von Händel) bis heute nach.
Quelle: Lexikon der Antike: Herakles, S. 4 ff. Digitale Bibliothek Band 18: Lexikon der Antike, S. 2333 (vgl. LDA, S. 241 ff.) (Rechtschreibung von mir korrigiert und Auflösungen ergänzt.)