Zur "Ara Pacis Augustae" als Kunstwerk: Erika Simon, Ara
Pacis Augustae, Tübingen, Wasmuth o.J. (Vorwort von 1967). Sie referiert
auch die Geschichte der Wiederentdeckung (S. 7f.): Seit dem 16.
Jahrhundert habe man immer wieder Teile gefunden, die manchmal ein
abenteuerliches Schicksal gehabt hätten: So fand man etwa das
Tellus-Relief, ohne es als Teil der Ara Pacis zu erkennen, im Jahre 1568
beim Bau des Palazzo Peretti, es kam als Besitz der Familie Medici nach
Florenz, manches landete in Paris im Louvre, Funde von 1859 in Wien. 1937/38 wurden mit den damals modernsten Mitteln (z. B. Vereisung des
Grundwassers) Teile des Altarkörpers zu Tage gefördert.
Die Ara Pacis wurde - an einem neuen Platz - rekonstruiert. Sie
befindet sich jetzt im Westen des Augustus-Mausoleums. Um dieses Mausoleum
herum wurde Ende der 30-er Jahre ein quadratischer Platz konzipiert,
dessen Nordseite heute noch einiges über die ursprüngliche Absicht
verrät.
Blick von Süden auf die "Piazza Augusto Imperatore".
Hinter den Zypressen links liegt versteckt die Ruine des
Augustusmausoleums. Rechts schaut man auf den Nordabschluss des
Platzes mit der Mussolini-Inschrift. |
Zwischen zwei Victorien befindet sich die Inschrift, die den Zweck
der Platzanlage verrät; nach italienischer "Damnatio Memoriae"
(Löschung der Erinnerung) kann man auch den Stifter bald wieder
ganz lesen. Die Inschrift lautet:
HVNC LOCVM VBI AVGVSTI MANES VOLITANT PER AVRAS
POSTQVAM IMPERATORIS MAVSOLEVM EX SAECVLORVM TENEBRIS
EST EXTRACTVM ARAEQVE PACIS DISIECTA MEMBRA REFECTA
MVSSOL---- --- VETERIBVS ANGUSTIIS DELETIS SPLENDIDIORIBVS
VIIS
AEDIFICIIS AEDIBVS AD HVMANITATIS MORES APTIS
ORNANDVM CENSVIT ANNO MDCCCCXL ---------
Übersetzung Hirth: "Diesen Platz, an dem der Geist des
Augustus schwebt durch die Lüfte, hat, nachdem das Mausoleum des
Kaisers der Finsternis der Jahrhunderte entrissen und die
versprengten Glieder der Ara Pacis wiederhergestellt worden waren,
Mussol--- --- nach Zerstörung der alten engen Bebauung mit
Straßen, Gebäuden und Weihstätten, entsprechend gesitteter
Zivilisation, ausschmücken lassen im Jahre 1940 ---------."
Die erste Tilgung ist natürlich MVSSOLINIVS, wahrscheinlich - des
Raumes wegen - mit DVX, die zweite wird die damals aktuelle
Jahresrechnung ab 1922, also ANNO XVIII, gewesen sein. |
Der Schutzbau um die Ara Pacis. Er steht auf einem hohen Sockel, auf
dem der Text des "Monumentum Ancyranum" angebracht ist.
Das "M. A." ist der von Augustus selbst verfasste
Rückblick auf seine Taten, deshalb auch als "RES GESTAE DIVI
AVGVSTI" bezeichnet. Das verschollene Original befand sich auf
zwei Bronzetafeln am Portal des Augustusmausoleums, der aktuelle
Name kommt von der in Ankara erhaltenen Kopie.
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Textprobe aus der am Sockel des Schutzbaus angebrachten Kopie des
"Monumentum Ancyranum"; bezeichnet ist die Stelle, in der
Augustus selbst vom Bau der Ara Pacis spricht (mon. Anc. 12):
"ARAM PACIS AVGVSTAE SENATVS PRO REDITV MEO CONSACRANDAM
CENSVIT AD CAMPVM MARTIVM IN QVA MAGISTRATVS ET SACERDOTES
VIRGINESQVE VESTALES ANNIVERSARIVM SACRIFICIVM FACERE IVSSIT:"
Übersetzung Hirth: "Der Senat beschloss, die Ara Pacis für
meine Rückkehr zu weihen am Marsfeld, und befahl, dass die
(jeweiligen) Amtsträger, Priester und Vestalinnen in ihm ein
Jahrtagsopfer darbringen sollten."
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Die so bezeichnete "Ara Pacis Augustae" ist genau genommen
die Umfassungsmauer des eigentlichen Altars. Man blickt hier auf die
alte Südostecke mit dem Tellusrelief, die Wand links war die
Südwand der Anlage. Auf ihr wird die Kaiserfamilie bei der
Grundsteinlegung gezeigt, denn bei der Einweihung war der in der
Prozession gezeigte Agrippa schon tot. Ein Detail der Familie - mit
möglichst vielen Kindern! - zeigt die oben abgebildete mittlere
Briefmarke.
Die Modelldarstellung auf der oben rechts gezeigten Briefmarke
blickt auf die Westseite des Altars, in dem gerade ein Brandopfer
lodert.
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Erika Simon (s. o. S. 28f.) deutet das abgebildete Tellusrelief so:
"Die Symbolik des Reliefs gleicht der der Rankenfriese: Nur
unter dem Szepter der Friedensgöttin, die sogar gleichgesetzt wurde
mit dem Sternbild des Goldenen Zeitalters (vgl. Tibull 1, 10, 67f.;
Germanicus, Arat. 96f.), wird die Fülle des aurum saeculum
Wirklichkeit. Der aber die Herrschaft der pax und jene
Glückszeit herbeiführt, ist der nach Italien zurückgekehrte
Kaiser. Die aurea aetas ist "seine" aetas,
die dem Land die Fruchtbarkeit wiedergab (Horaz 4, 15, 4f.). Die
göttliche Bewirkerin dieses Gedeihens aber, Pax Augusta, erhält
als frommen Tribut ihre Gaben, die sie über Italien ausgoß, in
festlichen Opfern zurück. Die gleichen Tiere, die zu Füßen der
Italia ruhen, werden in dem kleinen Fries des Opferaltars
herangeführt. Schädel geopferter Rinder schmücken seine
Umfriedung, und in den Girlanden dazwischen sind die Früchte des
Italia-Reliefs gewunden."
Und genau dieser Zusammenhang ist in der Vergilbriefmarke (oben
links) dargestellt.
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Zur ARA PACIS hat Hermann Weller 1938 ein neulateinisches Gedicht
verfasst; hier klicken!
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