Hermannus Weller (1878 - 1956): ARA PACIS
(1938) Hermann Weller hat 1938 beim "Certamen
Hoeufftianum", einem seit 1844 ausgeschriebenen Wettbewerb für
neulateinische Dichtung (ausführlich dazu U.
Dubielzig in der unten angegebenen Quelle), für sein Gedicht
"Ara Pacis" einen Preis "Magna Laude" erhalten. In
diesem in Distichen gehaltenen Gedicht sieht sich das lyrische Ich
zunächst am - damals - moosüberwucherten Limes, von dort schweift sein
geistiger Blick nach Rom: Er sieht vor sich die Ara Pacis, die er in den
abgedruckten Versen 19 bis 54 ausführlich behandelt. Danach bedenkt das
Ich die Folgen im Römischen Reich, lässt sogar noch den Kaiser Augustus
von seinem Balkon aus das Licht der Weihnacht im Osten erblicken, und
erwartet letztlich angesichts der Friedlosigkeit auch der christlichen
Welt den wahren Frieden nur im jenseitigen Himmel.
- En micat in medio quaedam spectabilis ara,
- 20
- Araque ab Augusto Caesare facta subit,
Et loca transgrediens quaerit mens libera Romam
Adque ducis magni saecula prisca redit.
Reddiderat patriae lucem post nubila Caesar,
Reddiderat populis otia grata suis.
- 25
- Perniciesque erat Ausoniae, Discordia, gentis
Principis invicta, saeva, perempta manu.
Orbis ab Augusto, domitus, nova iura petebat,
Et caput et mundi gloria Roma fuit.
Ara tibi tunc est voto decreta senatûs,
- 30
- Pax dea, quae felix a duce nomen habes.
Ante oculos opus egregium mihi, sole cadente,
Versatur, repeto cunctaque mente mea:
Libera, puniceo non iam polluta cruore,
Tellus mansueto lumine diva sedet.
- 35
- Progenies ludit circum tua bracchia, mater,
Nec faciunt illi classica rauca metum.
Crevit, alens mortale genus, seges aurea dextra
Laevaque pars tenero consita flore nitet.
Vacca iacens grata fruitur secura quiete
- 40
- Candidaque in viridi pascitur agna solo.
Roma, parens generosa, sedet super arma, quiescens,
Fert pius Aeneas publica sacra Lari.
Nec iam bella minans, placidus sua pignora Mavors
Aspicit, ambrosio quae lupa lacte fovet.
- 45
- Ecce frequens iam pompa venit cum Principe summo,
Postque sacerdotes Principis ipsa domus;
Inde graves populi proceres celeberque senatus:
Nobilis et tanto munere digna cohors.
Hic quascunque vides, credis spirare figuras,
- 50
- Fertque carens vita vivida signa lapis.
Arae tanta diu latuit defossa venustas:
Eruta iam nobis - noscite fata! - nitet.
In Campoque iterum populo sacra Principis ara
Pacis et imperii splendida testis erit.
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Sieh, es glänzt in der Mitte ein sehenswerter Altar,
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der Altar, von Kaiser Augustus erbaut, erscheint,
und im Sprung über den Raum sucht der freie Geist Rom
und kehrt in die ehrwürdige Zeit des Großen Führers zurück.
Zurückgegeben hatte Augustus der Heimat das Licht nach den Wolken,
Zurückgegeben hatte er seinen Völkern den lieben Frieden.
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Das Verderben des Ausonischen Volkes, die Zwietracht, die wilde,
war durch des Fürsten unbesiegbare Hand vernichtet worden.
Der Erdkreis, bezwungen, verlangte von Augustus neues Recht,
und Rom war Hauptstadt und Ruhm der Welt.
Damals wurde dir nach dem Wunsch des Senats der Altar beschlossen,
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Friedensgöttin, die du, Glückliche, den Namen vom Führer trägst.
Vor meinen Augen schwebt mir bei sinkender Sonne
das prächtige Werk, ich gehe im Geist alles durch:
Frei, von rotem Blut nicht mehr befleckt,
sitzt die göttliche Tellus in friedlichem
Licht.
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Die Kinder spielen rings um deine Arme, Mutter,
und nicht jagen dort raue Kommandotöne Angst ein.
Es wuchs, nährend das Menschengeschlecht, goldene Saat zur Rechten,
die linke Seite glänzt, besät von zarter Blumenpracht.
In Sicherheit liegt da die Kuh und genießt die liebe Ruhe
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und das weiße Lamm weidet auf grüner Au.
Rom, die edle Mutter, sitzt auf Waffen, ruhend,
es bringt der fromme Aeneas öffentliche Opfer dem
Laren.
Und keinen Krieg mehr androhend betrachtet Mars sanft seine Kinder,
die die Wölfin mit ambrosischer Milch nährt.
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Siehe, da kommt eine große Prozession mit dem höchsten Führer,
und hinter den Priestern das kaiserliche Haus persönlich;
danach in Würde die Edlen des Volkes und der
berühmte Senat:
eine adlige Schar, würdig so hohen Amtes.
Alle Gestalten, die man hier sieht, scheinen zu atmen,
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es trägt der Stein, auch ohne zu leben, lebendige Bilder.
Des Altares so hehres Alter war lange verborgen:
ausgegraben glänzt er jetzt für uns - beachtet die schicksalhafte
Bedeutung!
Auf dem Marsfeld wird der heilige Altar des Führers fürs Volk
wieder
glänzender Zeuge des Friedens und der Herrschaft sein. |
Ab Vers 33 beschreibt Weller die Reliefs auf der Ara Pacis: 33-40 das
Tellusrelief, 41 die kaum erhaltene Roma auf dem rechten Relief der
Ostseite, 42 den Aeneas, das rechte Relief der Westseite, 43f. Mars mit
seinen Söhnen Romulus und Remus auf dem linken Relief der Westseite, in
45 spricht er die lange Südseite mit dem Kaiser an, in 46f. die ebenso
lange Nordseite mit den Senatoren. In 49f. klingt ein Vergilvers an, dass
andere lebende Statuen schaffen ("Excudent alii
spirantia mollius aera"): Demnach hält Weller die augusteische
Kunst für ebenso gut wie die griechische. Am Ende würdigt Weller noch kurz
die Neuaufstellung der Ara Pacis auf dem Marsfeld.
(Übersetzung: Hirth)
Quelle des gesamten Gedichts: http://www.fh-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost20/Weller/wel_cara.html
Zu Leben und Werk Hermann Wellers: http://www.phil-hum-ren.uni-muenchen.de/GermLat/Acta/Dubielzig.htm
Den Hinweis auf Hermann Weller verdanke ich Frau Dr. M. B.,
Markgröningen: GRATIAM HABEBO!
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