kassiopeia
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Bildfeld 3: Kassiopeias Schönheitswettbewerb

Das mittlere Bildfeld stellt den Schönheitswettbewerb der Kassiopeia gegen die Nereiden Thetis und Galateia dar; die linke Hälfte gehört Kassiopeia, die rechte den genannten Nereiden. Jeweils aus einer Hälfte stammt eine Mosaikbriefmarke.


Kassiopeia, lateinisch Cassiope, Frau des Äthioperkönigs Kepheus, Mutter der Andromeda. Sie wurde später als Sternbild an den Himmel versetzt.
Quelle: Lexikon der Antike: Kassiopeia, S. 1 ff. Digitale Bibliothek Band 18: Lexikon der Antike, S. 2814 (vgl. LDA, S. 287 ff.) (Abkürzungen aufgelöst.)

Nereiden: in der griechischen Sage Meeresnymphen, die 50 Töchter des Meeresgottes Nereus und der Doris, bes. von Seeleuten verehrt. Die bedeutendsten unter ihnen sind Amphitrite, die Gemahlin Poseidons, Galatea und Thetis, die Mutter des Achilleus. - Zu den namhaftesten Nereidendarstellungen griechischer Zeit zählen neben einer Fülle von Vasenbildern die Statuen des Nereidenmonumentes in Xanthos (Südkleinasien), eines lykischen Grabbaues aus dem späteren 5. Jh. v. u. Z. Die anspruchsvoll gearbeiteten Figuren, die sich im Brit. Museum befinden, standen einst zwischen den Säulen des Oberbaues. 
Quelle: Lexikon der Antike: Nereiden, S. 1 ff. Digitale Bibliothek Band 18: Lexikon der Antike, S. 3898 (vgl. LDA, S. 395 ff.) (Abkürzungen aufgelöst.)

Dieser Schönheitswettbewerb ist das größte der fünf Bildfelder aus dem Haus des Aion. Es ist doppelt so breit wie die anderen vier. Seinerseits wird es aber in zwei Teile geteilt, wobei eine große Gestalt etwas links der Mitte die beiden Bereiche, links das Land, rechts das Meer, abtrennt. Von dieser Gestalt ist nur das gekrönte Haupt in der Gloriole und ihre Beischrift  "Aion", erhalten. 

Aion [griechisch], deutsch Äon: zu Beginn des Hellenismus eingebürgerter Begriff für Weltzeitdauer und Ewigkeit, der im griechischen Pantheon personifiziert als Sohn des Kronos eingeführt wurde. In Alexandreia wurde sein Fest mit dem Neujahrsfest verknüpft. Verbreitet wurde der Kult des Gottes durch die persische Aion-Ideologie in den Mithrasmysterien, in denen er als schlangenumwundene Menschengestalt mit Löwenkopf dargestellt wurde. Manichäismus und christliche Gnosis haben wie das Neue Testament den Dualismus zwischen »diesem Äon und dem zukünftigen Äon« entwickelt, der dem griechischen Zyklosdenken Heraklits oder Platons widersprach. 
Quelle: Lexikon der Antike: Aion, S. 1 ff. Digitale Bibliothek Band 18: Lexikon der Antike, S. 169 (vgl. LDA, S. 21 ff.) (Abkürzungen aufgelöst.)

Mit dieser Gestalt des Aion könnte in Form der Personifikation auf einen dauerhaft gültigen Sachverhalt, eben diesen Sieg der Kassiopeia  - als Land - als Ordnung über die Nereiden - als Meer - als Chaos hingewiesen sein.
Im Zentrum des linken Teils steht  Krisis, die Personifikation der richterlichen Entscheidung; durch Flügel und Überreichung des Siegeskranzes erhält sie Merkmale der Nike/Victoria, des Sieges. Sie hält der Kassiopeia, die ihre ganze Schönheit zur Schau stellt, was auf der Briefmarke nicht zu sehen ist, den Siegeskranz über den Kopf. Links der Kassiopeia ist ein Kopf sichtbar mit der Beischrift Rhapaine, vielleicht eine Dienerin. Rechts der Krisis liegen auf einem Brett zwei weitere Kränze, davor ist ein kleiner nackter Junge mit  Kairos, der Personifikation des rechten Augenblicks, bezeichnet. Er hat wohl gerade eben aus dem vor ihm stehenden Lostopf das richtige Los gezogen und streckt es der Frauengruppe hin. Diesem Geschehen schaut gleichsam aus himmlischem Fenster  Helios, der Sonnengott, zu. Vermutlich (so Daschewski S. 30) entsprach ihm zur Linken der Kassiopeia Selene, die Mondgöttin.
Die Briefmarke zu 15 cent zeigt als Ausschnitt dieser Szene den Siegeskranz, der von Krisis' Hand über dem Haupt der Kassiopeia gehalten wird, das Gesicht der Kassiopeia mit Blick wohl auf ihre besiegten Konkurrentinnen. Kassiopeia ist mit einem Halsband geschmückt, an dem sich ein Medaillon befindet, das aber aus dem Rahmen des Ausschnitts herausfällt. Rechts erkennt man noch die rechte Schulter, den rechten Flügel und ein kleines Stücke der Gloriole der Krisis.

  

Die rechte Bildhälfte, die im Meer spielt, ist wesentlich besser erhalten. Im Zentrum befinden sich drei nackte Frauen, deren Mäntel sich im Wind bauschen und die allenfalls ihre Beine bedecken. Diese Frauen sind durch ihre Beischriften klar erkennbar: Links, mit dem blauen Mantel, schaut  Doris, die Mutter der Nereiden auf ihre beiden Töchter Thetis, und  Galatia, normalerweise Galateia. Thetis im roten Mantel erscheint als Hauptperson - weil sie später Achill gebären wird und dieses Geschehen auf einem anderen Mosaik im Haus des Theseus dargestellt ist? Hinter ihr, sie fast durch ihre Körperbewegung einrahmend, sitzt Galateia im goldenen Mantel. Sie und Thetis schauen beide zurück aufs Land, zu Kassiopeia, die sie eben besiegt hat. Beide werden auch von Meerwesen getragen: Thetis von einem Meereskentauren, der durch die Beischrift  Bythos, als Personifikation der Meerestiefe  gedeutet wird, Galateia von einer Art Wassermann, einem Mischwesen aus Mensch und Fisch, der in seiner Linken ein Ruder trägt und durch seine Beischrift als  Pontos, das Meer, bezeichnet wird. In der Fläche rechts neben Galateia tummeln sich zwei Eroten; der eine weist wie die zwei Götter hinter Thetis nach links, zu Kassiopeia, hin, der andere reitet auf einem Stier über das Meer, eine Szene, die an Europa denken lässt - ein Hinweis auf den Ort des Geschehens? Bei den beiden Göttern handelt es sich - wie links bei Helios - um Büsten, die durch Attribute und Beischriften zuweisbar sind. Links schaut  Zeus, mit Szepter bewaffnet, und rechts  Athena, hinüber zu Kassiopeia. Athena ist bekleidet, trägt Helm und Schild und hat eine kleine Ägis auf ihrer Brust hängen.
Aus dieser Bildhälfte wurde für die 40-cent-Briefmarke Doris ausgewählt, die am linken Oberarm und Handgelenk je ein Armband trägt, deren Hals durch ein Band mit Medaillon geschmückt und deren Gesicht durch Gloriole und wehenden blauen Mantel umrahmt ist.