MARSILIUS FICINUS: DE VITA TRIPLICI

 

iii, 23

 

Cap. XXIII: Ut prospere vivas agasque, imprimis cognosce ingenium, sidus, genium tuum et locum eisdem convenientem.
Hic habita. Professionem sequere naturalem.
Kap. 23: Um glücklich zu leben und zu handeln, lerne vor allem deine Begabung, dein Gestirn und deinen Schutzgeist kennen und den Ort, der zu diesen passt. Wohne hier. Folge deinem natürlichen Beruf.
1 Quicunque sanae mentis suique compos nascitur, est a coelo ad honestum aliquod opus et vitae genus naturaliter institutus. 
2 Quisquis igitur coelum optat habere propitium, hoc opus, hoc genus imprimis aggrediatur, hoc sedulo prosequatur, coelum enim suis favet inceptis. 
3 Ad hoc ipsum vero prae ceteris es natura factus, quod primum a teneris annis agis, loqueris, fingis, optas, somnias, imitaris, quod tentas frequentius, quod facilius peragis, quo summopere proficis, quo prae ceteris delectaris, quod relinquis invitus. 4 Hoc est sane, ad quod te coelum rectorque coeli genuit. 5 Eatenus igitur tuis favebit inceptis et aspirabit vitae, quatenus genitoris ipsius auspicia prosequeris, praesertim si verum sit Platonicum illud, in quo tota consentit antiquitas, unicuique nascenti esse daemonem quendam vitae custodem ipso suo sidere destinatum, qui et ad hoc ipsum officium adiuvet, cui nascentem coelestia deputaverunt. 
5 Quicunque igitur per argumenta, quae modo diximus, suum ingenium perscrutatus ita naturale suum opus inveniet, invenerit simul suum sidus et daemonem. 6 Quorum exordia sequens aget prospere vivetque feliciter, alioquin et fortunam experietur adversam et coelum sentiet inimicum
1 Jeder, der im Besitz eines gesunden Geistes und seiner selbst mächtig geboren wird, ist vom Himmel auf natürliche Weise zu irgendeinem ehrenhaften Werk und einem solchen Lebenswandel bestimmt. 
2 Wer also einen ihm geneigten Himmel zu haben wünscht, soll dieses Werk, diesen Lebenswandel vor allem in Angriff nehmen, soll diesen fleißig verfolgen, denn der Himmel begünstigt das, was dieser Mensch begonnen hat. 
3 Vor allem anderen bist du von Natur aus gerade dazu geschaffen, was du von Kindheit an tust, sprichst, wünschst, erträumst und nachahmst, wonach du häufiger strebst, was du leichter durchführst, was dir den größten Ertrag bringt, woran du dich vor allem anderen freust, was du nur unwillig verlässt. 4 Das ist es freilich, wozu dich der Himmel und der Lenker des Himmels gezeugt hat. 5 Soweit wird er also deinem Beginnen gewogen sein und deinem Leben helfen, wie du den Vorzeichen gerade des Schöpfers folgst, zumal wenn jener platonische Ausspruch wahr ist, über den die ganze Antike der gleichen Meinung ist, dass jedem einzelnen Menschen bei seiner Geburt ein gewisser Dämon als Lebenswächter gerade  durch sein Gestirn zugewiesen worden ist, der ihm auch genau bei der Aufgabe helfen soll, für die die Himmlischen den Menschen, der da geboren wird, ausersehen haben. 
5 Jeder also, der mit Hilfe der Punkte, die wir eben genannt haben, seine Begabung erforscht und so seine natürliche Aufgabe findet, wird damit auch zugleich sein Gestirn und seinen Dämon gefunden haben. 6 Wer deren Anfängen folgt, wird erfolgreich handeln und glücklich leben, andernfalls wird er widriges Schicksal erfahren und die Feindschaft des Himmels spüren.
7 Duo igitur sunt prae ceteris hominum infortunatorum genera: 8 alterum eorum, qui nihil professi nihil agunt, alterum eorum, qui professionem ingenio alienam subeunt genioque contrariam
9 Illi quidem ignavia torpent interim ad actiones incitante coelo, semper agente. 10 Hi dum aliena a patronis coelestibus agunt, frustra laborant supernis destituti patronis. 
11 Primum quidem antiquo proverbio confirmatur: 12 dei adiuvant facientes, ignavis autem infensi sunt. 
13 Secundum proverbio simili: 14 nihil agas invita Minerva
15 Ob hanc arbitror rationem Iovem in Pythagoricis carminibus obsecrari, ut vel ipse tot malis levet genus humanum vel saltem, quo duce daemone utamur, ostendat. 
7 Es gibt also vor allen anderen zwei Arten von unglücklichen Menschen: 8 die eine Art sind die, die nichts tun, weil sie sich zu keinem Beruf bekennen, die andere die, die einen Beruf auf sich nehmen, dem ihre Begabung nicht entspricht und der ihrem Schutzgeist zuwider ist. 
9 Die ersteren sind bisweilen gelähmt von Untätigkeit, obwohl der Himmel sie zum Handeln anstachelt, der selbst ständig handelt. 10 Die anderen mühen sich vergebens ab, während sie tun, was ihren himmlischen Schutzherren zuwider ist, vergebens, weil sie von diesen verlassen worden sind. 
11 Das erste wird vom antiken Sprichwort bekräftigt: 12 Die Götter helfen den Tätigen, die Untätigen aber hassen sie. 
13 Das zweite durch ein ähnliches Sprichwort: 14 Tu nichts gegen den Willen Minervas. 
15 Ich glaube, dass aus diesem Grund Jupiter in den pythagoräischen Liedern beschworen wird, entweder selbst das Menschengeschlecht von so vielen Übeln zu erleichtern oder wenigstens zu zeigen, welchen Dämon wir als Führer gebrauchen sollen.
16 Proinde operae pretium fuerit indagare, ad quam potissimum regionem habitandam et excolendam te tuum sidus daemonque tuus ab initio designaverit, ibi enim magis aspirant. 
17 Ea vero est, in quam primum profectus spiritus tuus quodammodo recreatur, ubi sensus vegetior permanet, ubi corporis habitudo validior, ubi magis plerique favent, ubi vota succedunt. 18 Haec igitur experire; 19 hanc regionem elige; 20 hanc cole feliciter.
21 Hinc videlicet discessurus infelix, nisi et rediturus et ad similia pergas. 
22 Sed interea frequentibus in hac regione motibus te exerce, gyrosque quosdam coelestium instar agito, motu enim circuituque eiusmodi genitus similibus conservabere. 
16 Deshalb ist es wohl der Mühe wert, die Gegend herauszufinden, zu deren Bewohnung und Verschönerung dich dein Gestirn und dein Dämon vor allem bestimmt haben; dort nämlich helfen sie mehr. 
17 Es ist aber die Gegend, in der sich dein Seelenatem, sobald er hingekommen ist, irgendwie erholt, wo deine Sinneswahrnehmung munterer und deine körperliche Verfassung stärker bleibt, wo du bei den meisten größere Anerkennung findest, wo deine Wünsche in Erfüllung gehen. 18 Erprobe also diese Dinge; 19 wähle diese Gegend aus; 20 pflege diese auf glückliche Weise. 
21 Gehst du von dort weg, bist du natürlich unglücklich, wenn du nicht zurückkommst und mit Gleichem weitermachst. 
22 Übe dich aber in dieser Gegend mit häufigen Bewegungen, ziehe Kreise wie die Himmlischen, denn durch solche Bewegung und solchen Kreis bist du geschaffen und durch Gleiches wirst du  bewahrt werden.
23 Quantum praeterea ad habitationem pertinet, utiliter recordabere, sicut alimenta vitae necessaria rus quidem urbi suppeditat, urbs vero consumit, sic et ipsam vitam rusticatione frequenti, ubi taedium te minime ceperit, plurimum augeri, sed urbano cum otio tum negotio conteri. 
24 Quantum vero ad habitationem simul et professionem spectat, illud Orientalium astrologorum minime contemnendum: 25 videlicet mutatione nominis, professionis, habitus, victus, loci coelestem influxum nobis tum in melius, tum in deterius permutari. 26 Daemones quoque vel commutari, vel ad eosdem aliter hic et alibi nos habere Platonici iudicabunt. 
23 Was noch zum Thema "Wohnen" gehört: denke zu deinem Nutzen daran, dass so, wie das Land der Stadt die lebensnotwendige Nahrung liefert, die Stadt aber diese nur verzehrt, dass so auch dein Leben durch häufigen Aufenthalt auf dem Land,  wo dich keinerlei Ekel erfasst, in hohem Maße gefördert wird, dass es aber durch städtische Muße, noch mehr durch städtische Arbeit zerrieben wird.
24 Was aber zum Wohnen und zum Beruf gleichermaßen gehört, so ist jener Satz östlicher Astrologen keineswegs zu verachten: 25 Der himmlische Einfluss könne sich für uns bald zum besseren, bald zum schlechteren wandeln durch Veränderung des Namens, Berufs, der Lebensumstände und der Lebensweise oder des Ortes. 26 Die Platoniker meinen, dass sich auch die Dämonen ändern oder dass wir uns ihnen gegenüber hier und andernorts anders verhalten. 
27 Daemonem vero uniuscuiusque custodem astrologi cum Platonicis geminum esse posse consentiunt: 28 alterum quidem geniturae proprium, alterum vero professionis. 
29 Et quotiens professio cum natura consentit, eundem utriusque daemonem vel certe simillimum nobis adesse vitamque inde nostram magis secum fore concordem atque tranquillam. 30 Sin autem professio dissidet ab ingenio, daemonem acquisitum arte esse a genio naturali discordem, vitamque laboriosam atque sollicitam. 
27 Die Astrologen stimmen nämlich mit den Platonikern darin überein, dass der Dämon als Wächter jedes einzelnen doppelt sein kann: 28 einer Eigentum seit unserer Geburt, der andere aber passend zum Beruf. 
29 Und wann immer der Beruf mit unserem natürlichen Wesen übereinstimmt, dann helfe uns derselbe oder sicherlich sehr ähnliche Dämon von beidem und unser Leben sei deshalb mit sich besser im Einklang und ruhig. 30 Unterscheiden sich aber Beruf und Begabung, dann bestehe Zwietracht zwischen dem mittels eigener Fähigkeit erworbenen Dämon und dem natürlichen Schutzgeist und das Leben sei mühsam und unruhig.
31 Qualis autem unicuique daemon ab ipsa generatione praesit, cupientibus invenire Porphyrius regulam investigat ex planeta domino geniturae. 
32 Iulius Firmicus planetam geniturae dominum esse inquit, vel eum, qui plures illic habeat dignitates, vel ex firmiori sententia potius eum, cuius domicilium mox petitura sit Luna post signum, quod homine nascente iam tenet. 
33 Sed daemonem non eadem regula putat investigandum, verum ex Chaldaeorum opinione a Sole potius aut Luna, a Sole quidem ad Lunam in nativitate diurna, a Luna vicissim ad Solem in nativitate nocturna, ut computato inter haec intervallo aequale spatium peragas ab ascendentis gradu descendens et, in quem terminum desinis, animadvertas. 34 Cuius enim stellae est ille terminus, eiusdem esse daemonem arbitrantur. 
35 Summatim vero a domino geniturae simul atque daemone tenorem vitae fortunamque perpendere solent. 36 Fortunam adiunxi, quoniam nonnulli partem fortunae eadem ferme computant ratione. 
31 Für die, die herausfinden wollen, welcher Dämon einem jeden einzelnen von der Zeugung an vorsteht, spürt Porphyrius eine Regel von dem Planeten als dem Herrn der Zeugung auf. 
32 Julius Firmicus sagt, der Planet sei Herr der Zeugung, der entweder dort mehr Vorzüge hat, oder - nach einer besser fundierten Meinung - eher der, in dessen Haus Luna bald treten will nach dem Zodion, das sie bei Geburt des Menschen schon innehat. 33 Er meint aber, der Dämon sei nicht nach derselben Regel aufzuspüren, sondern nach der Meinung der Chaldäer eher von Sol oder von Luna aus, von Sol in Richtung Luna bei einer Geburt am Tag, von Luna wiederum in Richtung Sol bei einer nächtlichen Geburt, um nach Berechnung des Abstands zwischen diesen beiden eine gleiche Strecke zu beschreiten vom Grad des Aszendenten an absteigend und um zu bemerken, in welchem Gebiet du aufhörst. 34 Sie glauben nämlich, dass der Dämon demselben Stern gehört, dem jenes Gebiet gehört. 
35 Kurz und gut aber: nach dem Herrn der Zeugung und zugleich dem Dämon pflegen sie die Richtung des Lebens und sein Schicksal zu erwägen. 36 "Schicksal" habe ich hinzugefügt, da einige einen Teil des Schicksals auf etwa dieselbe Weise zu berechnen pflegen.
37 Optabant veteres suum ad se daemonem ab aliquo coeli cardine descendisse: 38 ab oriente videlicet vel occidente vel medio utrinque coelo, aut saltem ab undecima vel quinta plaga. 
39 Undecima quidem
medio supra caput nostrum coelo succedit, ac bonus daemon cognominatur, et ascendentem ab oriente gradum aspicit ex sextili. 40 Quinta vero coelo antipodum medio succedit, appellaturque bona fortuna, et ascendentem gradum contuetur ex trino. 
41 Optabant tertio loco daemonem, si modo a cadenti plaga venerit, saltem vel a nona venisse vel a tertia, nona enim appellatur deus, tertia vero dea; 42 et illa ascendentem gradum ex trino, haec aspicit ex sextili. 43 Cadentes vero duodecimam atque sextam exhorrebant, illam sane malum daemonem, hanc malam fortunam cognominantes. 
37 Die Alten wollten haben, dass der eigene Dämon zu jeder Person von einem der Himmelseckpunkte herabgestiegen sei: 38 d. h. vom Aufgang oder Untergang oder einer der beiden Mitten, oder wenigstens vom elften oder fünften Himmelsort. 
39 Der elfte Ort nämlich rückt an die Himmelsmitte über unserem Kopf heran und hat den Beinamen "guter Dämon"; er betrachtet den im Osten aufsteigenden Grad im Hexagonalaspekt. 40 der fünfte aber nähert sich der Himmelsmitte unserer Antipoden und heißt "gutes Schicksal"; er betrachtet den aufsteigenden Grad im Trigonalaspekt. 
41 An dritter Stelle wünschten sie, dass der Dämon, wenn er von einem fallenden Ort kommt, dass er wenigstens vom neunten oder vom dritten gekommen ist; der neunte heißt nämlich "Gott", der dritte aber "Göttin"; 42 ersterer betrachtet den aufsteigenden Grad im Trigonal-, der andere im Hexagonalaspekt. 43 Sie erschauderten aber vor dem fallenden XII. und VI. Ort; den ersteren benannten sie "schlechten Dämon", den anderen "schlechtes Schicksal".
44 Nos autem optare praeterita supervacuum arbitrati monemus easdem plagas, quas illi pro daemonibus fortunisque optabant, observari pro planetis et stellis ad opus efficiendum accommodandis, ut vel sint in angulis, aut in duabus, quas diximus, succedentibus, aut saltem in duabus duntaxat cadentibus, quas antea nominavimus. 
45 Neque enim ab re Solem nona gaudere dicunt, Lunam tertia, Iovem undecima, Venerem vero quinta; 46 hae namque gradum conspiciunt ascendentem. 
44 Wir halten es für überflüssig, in der Vergangenheit herumzuwünschen, mahnen aber, dieselben Örter, die jene für die Dämonen und das Schicksal wünschten, zu beachten, um Planeten und Sterne einem entstehenden Werk anzupassen, damit sie entweder in den Ecken oder in den zwei genannten nachrückenden Örtern oder wenigstens in nur zwei der fallenden Örter sind, die wir vorhin angegeben haben. 
45 Vollkommen berechtigt sagen sie nämlich, Sol freue sich über den neunten, Luna den dritten, Jupiter den elften und Venus über den fünften Ort; 46 denn diese haben einen Aspekt zum aufsteigenden Grad.
47 Sed redeamus ad institutum. 
48 Sive igitur ab illa, quam in superioribus narrabam, experientia diligentiaque, sive ab hac arte, quam modo recensui, primum investigemus naturae daemonisque instinctum, infortunatum esse censebimus, qui officium nullum profitetur honestum.
49 Nam et ducem professionis re vera non habet, qui opus honestum non aggreditur, et ducem naturalem vix ullum habet, quoniam stellarum daemonumque sive angelorum ducum divinitus ad custodiam dispositorum officium est agere semper et excellenter atque latissime. 
50 Infortunatum insuper eum, ut supra diximus, qui professione naturae contraria diversum a genio subit daemonem. 
47 Kehren wir aber zum Thema zurück! 
48 Egal also, ob wir den ersten Natur- oder Dämonentrieb bei jener Erfahrung und Sorgfalt, von der ich früher erzählt habe, oder bei dieser Kunst, die ich eben besprochen habe, aufspüren, wir werden den für unglücklich halten, der sich zu keiner ehrenwerten Aufgabe bekennt. 
49 Denn wer kein ehrenwertes Werk in Angriff nimmt, der hat einerseits wirklich  keinen Führer in seinem Beruf und andererseits kaum einen natürlichen Führer, da es ja ein Wesensmerkmal der Sterne, Dämonen oder der Engel, der göttlicherseits zur Wache aufgestellten Führer, ist, immer, hervorragend und praktisch überall zu handeln. 
50 Unglücklich nennen wir obendrein den, wie wir oben gesagt haben, der durch einen naturwidrigen Beruf sich einen von seinem Schutzgeist unterschiedenen Dämon aufgeladen hat.
51 Memento vero pro dignitate professionum digniores gradatim accipi daemones, sive mavis angelos, atque in gubernatione publica etiam digniores; 52 posse vero artem vitaeque tenorem accipi genio et ingenio non contrarium neque longe diversum, etiam si ad excellentiora processeris. 
53 Memento rursus familiaritatem eorum inire, quibus Gratiae coelestes afflant. 54 Quod ex bonis animi, corporis, fortunae perpendes; 55 sicut enim odor ex musco, sic ex bono boni nonnihil exhalat in proximum, ac saepe perseverat infusum. 56 Mirificus autem foret coetus trium felicium vel duorum inter se mirabiliter redundantium.
57 Memento denique effrenatos et impudentes et malignos ac infelices procul fugere. 58 Hi namque malorum pleni daemonum vel radiorum malefici sunt et tanquam leprosi pestilentesque non solum tactu nocent, sed propinquitate etiam et aspectu. 59 Sane propinquitas ipsa corporum animatorum putatur esse contactus propter efficacem vaporum exhalationem foras a calore, spiritu, affectu manantem. 
60 Maxime vero pestilens erit flagitiosorum familiaritas atque crudelium, si verum fuerit post vegetalem vitam mense Iovis, id est secundo, nobis infusam, deinceps mense Martis, id est tertio, sensualem animam infundi perturbationibus mancipatam. 61 Sic enim qui perturbatione feruntur, Martis pleni Martiali contagione propinquos inficiunt. 62 Contraria vero ratione consuetudo frequens contiguumque commercium cum felicibus excellentibusque, ut diximus, prodesse mirifice consuevit. 
63 Apollonium Theaneum ferunt Ephesi deprehendisse senem, sub cuius figura lateret daemon, qui sola praesentia totam civitatem peste contaminabat. 64 Quantum vero Socrates multis praesentia sola profuerit, Xenophon et Plato testantur. 
51 Anmerkung 1: Dem Wert der Berufe entsprechend erhält man in Abstufungen würdigere Dämonen oder, wenn du lieber willst: Engel, und bei der Staatsführung noch würdigere; 52 man kann aber keine Kunst oder Lebensrichtung erhalten, die im Widerspruch zum Schutzgeist oder der Begabung steht, auch wenn man zu ganz Besonderem voranschreitet. 
53 Anmerkung 2: Schließe Freundschaft mit denen, denen die himmlischen Grazien helfen. 54 Das kannst du an den Gütern des Geistes, des Körpers und des Schicksals ermessen; 55 wie nämlich Geruch aus Bisam, so dünstet von einem guten Menschen etwas Gutes auf den Nachbarn aus, und es bleibt als Bestand, wenn es eingedrungen ist. 56 Wunderbar aber wäre ein Zusammentreffen von drei Glücklichen oder von zweien, die einander am wunderbaren Überfluss teilnehmen lassen.
57 Anmerkung 3: Halte weiten Abstand zu den Zügellosen, Frechen, Bösen und Unglücklichen! 58 Denn die sind, weil voller böser Dämonen oder Strahlen, bösartig und sie schaden wie Leprakranke oder an Seuchen Leidende nicht nur durch Berührung, sondern auch durch ihre Nähe und den bloßen Anblick. 59 Freilich hält man schon die Nähe von beseelten Körpern für eine Berührung wegen der wirksamen Ausatmung von Dämpfen, die infolge der Wärme, des Seelenatems und der Leidenschaft nach draußen dringt.
60 Das größte Unheil stiftet aber der Umgang mit Verbrechern und Grausamen, wenn es wahr ist, dass uns im Jupiter-Monat, d. h. im zweiten, das belebende Leben eingegeben wird und danach im Mars-Monat, d. h. im dritten, die wahrnehmungsfähige Seele, die für Störungen anfällig ist. 61 So nämlich stecken die, die sich von Störungen tragen lassen, weil sie von Mars voll sind, mit mars-typischer Ansteckung ihre Umgebung an. 62 Umgekehrt pflegt häufiger Umgang und enger Verkehr mit Glücklichen und Hervorragenden, wie wir gesagt haben, wunderbar zu nützen.
63 Apollonius von Tyana soll in Ephesus einen alten Mann erwischt haben, der durch seine bloße Anwesenheit die ganze Stadt verseuchte, weil unter seiner Gestalt sich ein Dämon versteckte. 64 Wie sehr aber Sokrates vielen durch seine bloße Anwesenheit genützt hat, bezeugen Xenophon und Platon.

 

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