MARSILIUS FICINUS: DE VITA TRIPLICI

 

iii, 22

 

Cap. XXII: Quomodo septem modis nos coelestibus accommodare possumus, et quibus Saturnus sit maleficus, quibus propitius; quos Iuppiter a Saturno defendat. 
Quomodo coelum agat in spiritum et corpus et animam.
Kap. 22: Wie wir uns auf sieben Weisen dem Himmlischen anpassen können; für wen Saturn böse, für wen er gnädig ist; wen Jupiter gegen Saturn verteidigt. Wie der Himmel auf den Seelenatem, den Körper und die Seele einwirkt.
1 Quoniam vero coelum est harmonica ratione compositum moveturque harmonice et harmonicis motibus atque sonis efficit omnia, merito per harmoniam solam non solum homines, sed inferiora haec omnia pro viribus ad capienda coelestia praeparantur.
2 Harmoniam vero capacem superiorum per septem rerum gradus in superioribus distribuimus: 
3 per imagines videlicet (ut putant) harmonice constitutas; 
4 per medicinas sua quadam consonantia temperatas; 
5 per vapores odoresque simili concinnitate confectos; 
6 per cantus musicos atque sonos, ad quorum ordinem vimque referri gestus corporis saltusque et tripudia volumus; 
7 per imaginationis conceptus motusque concinnos; 
8 per congruas rationis discursiones;
9 per tranquillas mentis contemplationes. 
1 Da aber der Himmel harmonisch geordnet ist, sich auf harmonische Weise bewegt und durch harmonische Bewegungen und Töne alles bewirkt, bereiten sich allein durch Harmonie nicht nur die Menschen, sondern all die unteren Dinge zu Recht ihren Kräften entsprechend für den Empfang des Himmlischen vor. 
2 Die Harmonie aber, die die höheren Dinge aufnehmen kann, teilen wir im Bereich über uns in sieben Inhaltsstufen ein:
3 in die Amulette, die natürlich - wie sie meinen - harmonisch gestaltet sind;
4 in Arzneien, die durch ihr eigenes Zusammenklingen wohl gemischt sind;
5 in Dämpfe und Düfte, in ähnlichem Gleichklang verfertigt;
6 in musikalische Gesänge und Töne, deren Ordnung und Kraft Körpergestik, Tänze und feierliche Dreischritt-Tänze nach unserem Willen entsprechen sollen;
7 in Eindrücke der Vorstellungskraft und wohlgefügte Bewegungen;
8 in konsequente Denkprozesse;
9 in ruhige Betrachtungen unseres Geistes.
10 Sicut enim corpus per harmoniam quotidie suam, id est per situm et habitum et figuram opportune lumini calorique Solis exponimus, sic et spiritum occultis stellarum viribus comparandis per suam quandam similem harmoniam imaginibus (ut opinantur) et certe medicinis, odoribus harmonice compositis comparatam et denique per spiritum superis ita paratum, ut saepe iam diximus, animam eisdem exponimus atque corpus – animam, inquam, quatenus affectu ad spiritum inclinatur et corpus.  10 Denn so wie wir unseren Körper täglich durch seine Harmonie, d. h. durch seine Lage, Haltung und Erscheinung zeitrichtig dem Licht und der Wärme der Sonne aussetzen, so setzen wir erst den Seelenatem, um die verborgenen Sternenkräfte zu erwerben, durch seine sozusagen gleiche Harmonie, die mittels Amuletten - wie sie meinen - und sicherlich durch Arzneien und durch harmonisch zusammengesetzte Düfte erworben worden ist, denselben Kräften wie den Körper aus und schließlich durch den auf solche Weise fürs Himmlische vorbereitete Seelenatem, wie wir schon oft gesagt haben, die Seele  - die Seele, sage ich, soweit sie sich durch ihre Leidenschaft dem Seelenatem und dem Körper zuneigt. 
11 In anima vero nunc imaginationem, rationem, mentem ponimus. 
12 Potest utique imaginatio nostra vel propter qualitatem motumque spiritus vel per electionem nostram vel etiam utrinque ita disponi, componi, conformari Marti Solive, ut sit e vestigio proprium influxus Phoebei vel Martii susceptaculum. 
13 Similiter ratio vel per imaginationem spiritumque simul vel per deliberationem vel utrinque sic ad Iovem imitatione quadam comparare se potest, ut multo magis ob dignitatem propinquitatemque suam ipsa Iovem capiat et munera Iovis quam imaginatio sive spiritus, quemadmodum imaginatio spiritusque eadem ratione multo magis coelestia capiunt quam res et materiae quaevis inferiores. 
14 Mens denique contemplatrix, quatenus se ipsam non solum ab his, quae sentimus, verum etiam ab eis, quae imaginamur communiter moribusque argumentamur humanis, sevocat et affectu, intentione, vita ad separata se revocat, Saturno quodammodo se exponit. 
11 In der Seele siedeln wir Vorstellungskraft, Vernunft und Geist an. 
12 Unsere Vorstellungskraft kann jedenfalls entweder wegen der Beschaffenheit und der Bewegung des Seelenatems oder durch unsere Wahl oder auch wegen beidem sich so ordnen, aufstellen, Mars und Sol so gleichförmig werden, dass sie auf der Stelle ein besonderes Behältnis für Phöbus- oder Marseinfluss ist.
13 Gleichermaßen kann sich unsere Vernunft entweder durch die Vorstellungskraft und zugleich den Seelenatem oder durch Überlegung oder durch beides so mittels einer gewissen Nachahmung für Jupiter vorbereiten, dass gerade sie den Jupiter und seine Geschenke viel mehr aufnimmt wegen ihres eigenen Wertes und ihrer Nähe zu ihm als die Vorstellungskraft oder der Seelenatem, wie ja aus demselben Grund Vorstellungskraft und Seelenatem das Himmlische viel mehr erfassen als beliebige Dinge und Stoffe unserer irdischen Welt.
14 Unser betrachtender Geist schließlich setzt sich irgendwie dem Saturn aus, soweit er sich selbst nicht nur von unseren Wahrnehmungen, sondern auch von dem, was wir uns normalerweise vorstellen oder mit Gründen nach Menschenart darlegen, trennt und soweit er sich zum Geheimen hinruft durch sein Verlangen, seinen Willen und seinen Lebenswandel.
15 Huic soli propitius est Saturnus. 
16 Sicut enim Sol animalibus quidem nocturnis inimicus est, diurnis autem est amicus, ita Saturnus hominibus vel vulgarem palam vitam agentibus, vel fugientibus quidem vulgi consuetudinem, vulgares tamen affectus non dimittentibus est adversus. 17 Vitam namque communem concessit Iovi, separatam vero sibi vendicavit atque divinam. 18 Mentibus autem hominum re vera hinc pro viribus segregatis tanquam sibi cognatis quodammodo est amicus. 19 Nam et spiritibus sublimem habitantibus aerem ipse Saturnus (ut Platonice loquar) est pro Iove, sicut Iuppiter hominibus communem agentibus vitam est iuvans pater
20 Nullis vero Saturnus est infensior quam hominibus contemplativam vitam simulantibus quidem nec agentibus. 21 Hos enim nec Saturnus agnoscit ut suos, nec Iuppiter ipse, Saturni temperies, adiuvat eos, qui communes hominum leges moresque et commercia fugiunt. 
22 Haec enim sibi Iuppiter usurpavit (ut aiunt) ligato Saturno, segregata Saturnus. 
15 Nur diesem Leben ist Saturn gewogen. 
16 Wie nämlich Sol den Nachtlebewesen ein Feind, den Tagwesen aber ein Freund ist, so ist Saturn Gegner derer, die entweder offenkundig ein bloß normales Leben führen oder zwar die Lebensgewohnheiten des Volkes fliehen, aber seinen Leidenschaften trotzdem entsprechen. 17 Denn das normale Leben hat er Jupiter überlassen, das geheime und göttliche hat er aber für sich beansprucht. 18 Menschen aber, die sich nach Kräften wirklich vom Normalleben getrennt haben, ist er gleichsam als seinen Verwandten ein Freund. 19 Denn für elitäre Geister, die die hohe Luft bewohnen, steht Saturn selbst - platonisch gesprochen - an Jupiters Stelle, so wie Jupiter für Menschen, die ein normales Leben führen, der "helfende Vater" ist. 
20 Niemanden hasst Saturn mehr als Leute, die ein Leben in Betrachtung zwar vortäuschen, es aber nicht führen. 21 Denn diese erkennt weder Saturn als die Seinen an, noch hilft ihnen, die die normalen Gesetze, Verhaltensweisen und Umgangsformen scheuen, Jupiter selbst, der ja die den Saturn mäßigende Kraft ist. 
22 Denn diese Formen hat Jupiter für sich beansprucht, nach der Fesselung des Saturn, wie sie sagen, Saturn aber die davon getrennten Formen.
23 Quamobrem Lunares illi populi, quos Socrates in Phaedone describit, eminentissimam terrae superficiem et altiorem nubibus habitantes, viventes sobrii admodum frugibusque contenti et secretioris sapientiae studio religionique dediti Saturni felicitatem gustant; 24 vitamque agunt ita prosperam, tam longaevam, ut non tam mortales homines quam immortales daemones habeantur, quos heroas multi nominant aureumque genus Saturnio quodam saeculo regnoque gaudens. 
25 Quod forsan astrologos Arabes voluisse puto, ubi aiunt ultra lineam aequinoctialem ad meridiem esse subtilissimos habitatores quosdam daemonas, qui nec oriri videantur neque mori, ibique potestatem habere Saturnum Caudamque Draconis. 26 Quod sane confirmare videtur Albumasar in libro Sadar, dicens quasdam Indiae regiones Saturno subiectas esse ibique homines esse valde longaevos ac senio plurimum extremo decedere. 27 Rationemque assignat, quoniam Saturnus non laedat domesticos, sed externos. 
23 Deshalb kosten jene Luna-Völker, die Sokrates im Phaidon beschreibt, die das ganz oben liegende Oberteil der Erde über den Wolken bewohnen, das Glück Saturns, da sie ganz nüchtern und mit Feldfrüchten zufrieden leben und dem Eifer für geheime Weisheit und der Gottesverehrung ergeben sind; 24 sie führen ein so glückliches, so langes Leben, dass sie weniger als sterbliche Menschen denn als unsterbliche Dämonen gelten, die viele "Heroen" und "göttliches Geschlecht" nennen, das sich an der saturnischen Zeit und dessen Herrschaft erfreut. 
25 Ich glaube, dass das vielleicht die arabischen Astrologen sagen wollten mit ihrer Behauptung, jenseits des Äquators gebe es in Richtung Süden gewisse Dämonen als ganz feine Bewohner, die anscheinend weder geboren werden noch sterben, und dort hätten Saturn und der Drachenschwanz die Macht. 26 Das freilich scheint Abu Masar im Buch "Sadar" zu bestätigen, wo er sagt, gewisse Gegenden Indiens seien dem Saturn unterworfen und die Menschen dort seien sehr langlebig und schieden meist in höchstem Alter dahin. 27 Und als Grund gibt er an, dass Saturn seine Leute nicht verletze, nur die Fremden.
28 Tu vero potestatem Saturni ne negligas. 29 Hunc enim ferunt Arabes omnium potentissimum. 30 Planetas sane vires eorum subire, ad quos accedunt, omnes vero ad eum accedere potius quam vicissim, planetasque coniunctos illi natura illius agere. 31 Est enim ipse inter planetas orbis amplissimi caput. 32 Quilibet sane planeta sui orbis caput est et cor et oculus. 33 Saturnus item stellis proximus est innumeris primoque mobili quam simillimus; 34 longum agit circuitum. 35 Est altissimus planetarum, unde felicem eum vocant, cui ille feliciter aspiraverit.  28 Du aber, verachte nicht die Macht des Saturn! 29 Die Araber sagen nämlich, er sei der Allermächtigste. 30 Die Planeten übernähmen freilich die Macht derer, zu denen sie hingehen, alle gingen aber eher zu ihm als umgekehrt, und Planeten in Konjunktion mit ihm würden nach seinem Wesen handeln. 31 Er ist nämlich unter den Planeten selbst der Kopf des weitesten Kreises. 32 Jeder Planet ist ja Kopf, Herz und Auge seines eigenen Kreises. 33 Saturn ist ebenso nächster Nachbar unzähliger Sterne und dem Ersten Beweglichen sehr ähnlich; 34 er beschreitet eine lange Umlaufbahn. 35 Er ist der oberste der Planeten, weswegen sie den glücklich nennen, dem jener auf glückliche Weise hilft.
36 Et quamvis eum tanquam a communi vita hominum alienum plerumque maxime vereantur, placari tamen etiam communi vitae putant, si quando plurimam in ascendente potestatem dignitatemque habuerit, aut Iuppiter eum suus feliciter aspexerit vel in suis finibus excellenter acceperit. 
37 Alioquin influxus illius importune susceptus in materia praesertim crassa fit quasi venenum, sicut et ovum putrefactione vel adustione fit venenosum, unde nascuntur vel evadunt immundi quidam, ignavi, tristes, invidi, daemonibus immundis expositi. 
38 Quorum commercium procul effugito. 39 Nam Saturni venenum alibi quidem sopitum latet, ceu sulphur a flamma remotum. 40 In viventibus vero corporibus saepe flagrat atque, ut sulphur, accensum non comburit solum, sed vapore etiam noxio omnia circum implet atque inficit propinquantes. 
36 Und obwohl sie ihn als einen Feind des normalen Lebens der Menschen meistens in höchstem Maße fürchten, könne man ihn doch, glauben sie, fürs normale Leben gewinnen, wenn er im Aszendenten größte Macht und Würde hat oder wenn Jupiter ihn als der Seinige glücklich anschaut oder ihn in seinem Gebiet fürstlich empfängt. 
27 Andernfalls wird sein nicht zeitrichtig aufgenommener Einfluss vor allem in fetter Materie praktisch zum Gift, so wie ein Ei durch Faulen oder Anbrennen giftig wird, wodurch manche Leute unrein, feig, traurig, neidisch oder als den unreinen Dämonen Ausgesetzte geboren werden oder sich zu solchen entwickeln. 
38 Halte dich fern vom Umgang mit jenen! 39 Denn Saturns Gift schläft mancherorts im Verborgenen, wie Schwefel, vom Feuer entfernt. 40 In lebenden Körpern aber brennt es oft und verbrennt wie Schwefel nicht nur das Entflammte, sondern erfüllt auch alles ringsum mit schädlichem Dampf und vergiftet die, die sich nähern.
41 Contra influxum eius hominibus communiter peregrinum et quodammodo dissonum nos armat Iuppiter tum naturali qualitate sua, tum alimentis medicinisque certe suis atque (ut putant) etiam imaginibus, tum etiam moribus negotiisque et studiis atque rebus ad ipsum proprie pertinentibus. 
42 Noxium vero influxum Saturni effugiunt subeuntque propitium, non solum, qui ad Iovem confugiunt, sed etiam, qui ad divinam contemplationem ab ipso Saturno significatam tota mente se conferunt.
43 Hoc enim pacto malignitatem fati devitari posse Chaldaei et Aegyptii atque Platonici putant. 44 Cum enim coelestia nolint esse corpora vana, sed divinitus animata atque insuper mentibus recta divinis, nimirum illinc ad homines non solum quam plurima ad corpus et spiritum pertinentia, sed multa etiam bona quodammodo in animam redundantia proficisci volunt, non a corporibus in animam, sed ab animis, magis autem haec pluraque eiusmodi a mentibus superioribus coelo profluere.
41 Gegen seinen Einfluss, der den Menschen normalerweise fremd ist und irgendwie nicht passt, bewaffnet uns Jupiter einerseits mit seiner natürlichen Qualität, andererseits mit seinen Lebensmitteln und sicherlich seinen Arzneien und auch - wie sie meinen - mit seinen Amuletten, drittens auch mit Verhaltensweisen, Tätigkeiten, Bemühungen und Dingen, die zu ihm in besonderer Weise gehören.
42 Dem schädlichen Einfluss des Saturn aber entrinnen und dem günstigen unterziehen sich nicht nur die, die zu Jupiter Zuflucht nehmen, sondern auch die, die sich der göttlichen Betrachtung, die von Saturn selbst bezeichnet ist, völlig ergeben. 
43 Denn Chaldäer, Ägypter und Platoniker meinen, so lasse sich die Boshaftigkeit des Schicksals umgehen. 44 Denn da sie nicht gelten lassen wollen, dass Himmelskörper bedeutungslos seien, sondern meinen, dass sie göttlich beseelt und obendrein von göttlichen Geistern gelenkt seien, wollen sie haben, dass ohne Zweifel von dort sehr viel Gutes zu den Menschen ausgehe, was nicht nur Körper und Seele betreffe, sondern auch viel, das irgendwie die Seele überströme, nicht von Körpern, sondern von Seelen auf die Seele, dass aber in noch größerem Ausmaß dieses und mehr derartiges von den Geistern über dem Himmel den Seelen zufließe.
45 Inter haec, si rationes omnes assignare volueris, quibus adductus Moses otium Sabbati mandavit Hebraeis, forsan ultra sublimiorem secretioremque allegoriam invenies Saturni diem actionibus civilibus bellicisque ineptum, contemplationibus aptum, eoque die divinum contra discrimina patrocinium obsecrandum. 
46 Quod quidem impetrari posse adversum Martis et Saturni minas Abraham et Samuel et plures Hebraeorum astrologi elevatione mentis in Deum votisque et sacrificiis confitentur, praeceptum illud Chaldaeum confirmantes: 47 scilicet si mentem ad pietatis opus ardentem erexeris, corpus quoque caducum servabis. 
48 Consideratu dignum est illud Iamblichi, coelestia mundanaque numina vires quasdam in se superiores, nonnullas inferiores habere. 49 Per has quidem effectibus nos fatalibus devincire, per illas autem vicissim solvere nos a fato, quasi claves, ut inquit Orpheus, ad aperiendum habeant et claudendum. 50 Multo igitur magis divinitas mundo superior a fatali necessitate nos redimit. 14).
51 Exploratu quoque dignissimum est Hebraicum illud, in mactandis animalibus rebusque nostris sacrificio dissipandis mala coelitus imminentia a nobis ad nostra deflecti. 52 Sed haec Pico nostro exploranda relinquimus. 
45 Beiläufig, wenn du alle Gründe zuweisen willst, auf deren Veranlassung Moses den Hebräern die Sabbatruhe anbefahl, wirst du vielleicht zusätzlich eine feinere und geheimnisvollere Allegorie finden, dass nämlich der Tag des Saturn für Geschäftstätigkeiten und Kriegshandlungen ungeeignet, für Betrachtungen geeignet ist und dass an diesem Tag der göttliche Schutz gegen Gefahren zu erflehen sei. 
46 Dass man diesen Schutz gegen die Drohungen des Mars und Saturn durch Erhebung des Geistes zu Gott, durch Gebete und Opfer erreichen könne, bekennen Abraham und Samuel und noch mehr hebräische Astrologen, womit sie jene Vorschrift der Chaldäer bekräftigen: 47 d. h. wenn du deinen nach dem Werk der Frömmigkeit brennenden Geist aufrichtest, wirst du auch deinen hinfälligen Körper retten. 
48 Bedenkenswert ist auch jener Satz des Jamblichus, die himmlischen Gottheiten und die
der Welt hätten in sich bestimmte höhere, aber auch manche tiefere Kräfte. 49 Durch die letzteren bänden sie uns mit schicksalhaften Wirkungen, durch die ersteren aber würden sie uns vom verhängten Schicksal lösen, wie wenn sie - so sagt Orpheus - Schlüssel zum Öffnen und zum Schließen hätten. 50 Also erlöst uns noch viel mehr die Gottheit, die höher ist als die Welt, vom schicksalhaften Zwang.
51 Sehr lohnend, sich erforschen zu lassen, ist auch jener hebräische Spruch, im Schlachten von Tieren und Verschleudern unserer Dinge beim Opfer würden die vom Himmel her drohenden Übel von uns auf unser Hab und Gut abgelenkt. 52 Aber das zu erforschen, überlassen wir unserem Pico.
53 Denique ubicunque dicimus coelestium ad nos dona descendere, intellige tum corporum coelestium dotes in corpora nostra venire per spiritum nostrum rite paratum, tum eadem prius etiam per radios suos influere in spiritum naturaliter vel quomodocunque illis expositum, tum etiam animarum coelestium bona partim in eundem spiritum per radios prosilire atque hinc in nostros animos redundare, partim ab animis eorum vel ab angelis in animos hominum illis expositos pervenire – expositos, inquam, non tam naturali quodam pacto quam electione arbitrii liberi vel affectu.  53 Wann immer wir schließlich sagen, dass Geschenke der Himmlischen zu uns herabsteigen, verstehe, dass dann erstens Gaben der himmlischen Körper in unsere Körper gelangen durch unseren richtig vorbereiteten Seelenatem, dass zweitens diese Gaben früher auch durch ihre eigenen Strahlen in unseren Seelenatem einfließen, der auf natürliche oder sonst irgendeine Weise sich jenen ausgesetzt hat, dass drittens auch das Gute der himmlischen Seelen teils in denselben Seelenatem durch die Strahlen hineinspringt und von dort aus in unsere Seele gelangt, teils von ihren Seelen oder von Engeln in die jenen ausgesetzten Seelen der Menschen gelangt - in die ausgesetzten Seelen, sage ich, weniger auf bestimmte natürliche Weise als infolge der Wahl des freien Willens oder einer Leidenschaft. 
54 Summatim vero quicunque voto, studio, vita, moribus beneficentiam, actionem, ordinem coelestium imitantur, eos existimato tanquam supernis similiores ampliores illinc dotes accipere. 55 Homines autem artificiose coelestium dispositioni dissimiles atque discordes et clam esse miseros et denique palam infelices evadere. 54 Um es aber zusammenzufassen: Jeder, der durch Gebet, eifrige Bemühung, seinen Lebenswandel und seinen Charakter das gute Verhalten, die Handlungsweise und die Ordnung der Himmlischen nachahmt, der - das sollst du glauben! - empfängt von dort überreichliche Gaben, die den Überirdischen gleichsam recht ähnlich sind. 55 Glaube auch, dass die Menschen, die absichtlich der Ordnung der Himmlischen nicht entsprechen und nicht mit ihr einverstanden sind, im Inneren elend sind und schließlich für alle sichtbar unglücklich werden. 

 

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