MARSILIUS FICINUS: DE VITA TRIPLICI

 

iii, 16

 

Cap. XVI: De potestate coeli.
De viribus radiorum, unde vim sortiri putentur imagines.
Kap. 16: Vom Einfluss des Himmels. 
Über die Kräfte der Strahlen, wodurch die Amulette, wie man glaubt, Kraft erhalten.
1 Immensa ferme coelestium magnitudo, virtus, motio facit, ut omnes omnium siderum radii terrae molem, quae quasi punctum est ad coelum, momento facillimeque usque ad centrum recti penetrent, quod omnes astronomi confitentur. 2 Ibique, ut placet Pythagoreis atque Platonicis, fortissimi sunt, tum quia recti undique centrum tangunt, tum quia in angustum collecti sunt cuncti. 3 Quorum vehementia materia ibi terrae sicca, procul ab humore remota, prorsus accenditur accensaque extenuatur atque dispergitur per meatus undique et efflat incendia pariter atque sulphur. 4 Sed ignem hunc putant valde caliginosum esse et quasi incendium quoddam luminis expers, sicut in coelo extat expers incendii lumen; 5 ignis autem inter coelestem atque infernum lumen cum fervore coniungit. 
6 Putant autem ignem e centro flantem ignem esse Vestalem, siquidem Vestam esse terrae vitam numenque putabant. 7 Ideoque Vestae templum veteres in mediis urbibus construebant, ignemque in medio perpetuum collocabant. 
1 Die geradezu unermessliche Größe, Kraft und Bewegung der Himmlischen bewirkt, dass alle Strahlen aller Sterne die Masse der Erde, die im Vergleich zum Himmel gleichsam nur ein Punkt ist, im Augenblick und sehr leicht bis zum Zentrum vertikal durchdringen, was alle Astronomen bekennen. 2 Und dort sind sie, wie es den Pythagoräern und Platonikern gefällt, sehr stark, einerseits weil sie senkrecht von allen Seiten das Zentrum berühren, andererseits weil sie alle an einem engen Punkt gesammelt sind. 3 Durch deren Stärke wird dort die trockene Materie der Erde, weit entfernt von Feuchtigkeit, ganz entzündet, angezündet ausgedehnt und durch Gänge überall zerstreut, und sie entfacht Brände ebenso wie Schwefel. 4 Aber sie meinen, dieses Feuer sei sehr dunkel vernebelt und wie mancher Brand ohne Licht, so wie es am Himmel Licht gibt ohne Brand; 5 ein Feuer aber zwischen dem himmlischen und dem unteren Feuer verbindet das Licht mit der Hitze. 
6 Sie glauben aber, dass das Feuer, das vom Zentrum her blase, Vesta-Feuer sei, da sie ja glaubten, Vesta sei das Leben und die Gottheit der Erde. 7 Und deswegen bauten die Alten den Vest
atempel mitten in den Städten, und sie legten in seiner Mitte ein ewiges Feuer an.
7 Sed ne ulterius pervagemur, concludamus iam, si stellarum radii totam mox terram penetrant, negari non facile posse metallum atque lapillum, quando caelantur imaginibus, subito penetrare, eisque miras vel saltem qualescunque imprimere dotes, quandoquidem et in alvis terrae pretiosissima generant. 
8 Sed quis neget per haec radios penetrare, siquidem aer et qualitas eius et sonus minus efficax solida transit subito et sua quadam afficit qualitate. 9 Iam vero si duritia radiis obsisteret penetrantibus, lumen multo citius aerem quam aquam pertransiret, et hanc ocius multo quam vitrum, et vitrum similiter quam crystallum. 10 At cum eodem momento solida, quo liquida cuncta transverberet, perspicue constat duritiam radiis nullo modo resistere. 11 Atque idcirco dicent non esse negandum metalla coelestium radios influxusque suscipere atque etiam conservare ad tempus tunc sibi coelitus destinatum – conservare, inquam, virtutem quandam ex radiorum concurrentium contactu creatam. 
7 Um aber nicht weiter abzuschweifen, wollen wir nun schließen, dass nur schwer bestritten werden kann, dass die Strahlen der Sterne, wenn sie bald die ganze Erde durchdringen, Metall und Stein durchdringen, wenn diese mit Bildern geschmückt werden, und dass sie ihnen wunderbare oder wenigstens unbestimmte Gaben einprägen, da sie ja auch im Bauch der Erde kostbare Edelsteine erzeugen. 
8 Aber wer wollte bestreiten, dass die Strahlen diese Stoffe durchdringen, da ja Luft und deren Qualität und ein Ton, der ja weniger wirksam ist, Festes sofort durchquert und mit seiner Qualität versieht? 9 Wenn nun aber Härte ein Hindernis wäre für eindringende Strahlen, dann würde Licht viel schneller durch Luft als durch Wasser gehen und durch Wasser viel schneller als durch Glas und durch Glas schneller als durch Kristall. 10 Da es aber alles, Festes wie Flüssiges, in derselben Zeit durchbohrt, steht deutlich fest, dass Härte keinerlei Widerstand gegen Strahlen ist. 11 Und deshalb werden sie sagen, man müsse zugeben, dass Metalle die Strahlen und Einflüsse der Himmlischen aufnehmen und auch für einen späteren, ihnen vom Himmel bestimmten Zeitpunkt bewahren - bewahren, sage ich, eine Kraft, die entstanden ist aus dem Zusammentreffen zusammenlaufender Strahlen. 
12 Quid vero, si materia durior hoc ipso, quod videtur obsistere causae praepotenti, magis ictibus se exponit? 
13 Sic ensis lignum sub lana incidit non incisa lana. 
14 Sic radius ille fulmineus corio quandoque non laeso dissolvit in eo metallum. 
15 Cum vero natura coelestis nostro hoc igne incomparabiliter sit praestantior, non est putandum radii coelestis officium esse duntaxat, quale opus ignei radii manifeste videmus - scilicet illuminare, calefacere, exsiccare, penetrare, extenuare, dissolvere, quae nostris sensibus notissima sunt – sed multo plures mirabilioresque vires et effectus habere. 16 Alioquin et materia inferior et caducus sensus cum divinitate coeli penitus aequaretur. 
12 Was ist aber, wenn sich eine Materie, die härter ist als das, was sich einer übermächtigen Ursache zu widersetzen scheint, sich den Hieben mehr aussetzt? 
13 So durchschlägt ein Schwert Holz unter Wolle, ohne die Wolle zu durchschlagen. 
14 So löst jener Blitzstrahl, auch wenn das Leder nicht verletzt ist, unter ihm das Metall auf. 
15 Da aber die Natur des himmlischen Feuers unvergleichlich stärker ist als unser irdisches Feuer, darf man nicht glauben, es sei Wesen eines Himmelsstrahls lediglich das, was wir als Werk eines Feuerstrahls deutlich sehen - nämlich zu beleuchten, zu wärmen, auszutrocknen, zu durchdringen, zu verdünnen, aufzulösen, was unseren Sinnen bestens bekannt ist -, sondern man muss glauben, dass es viel mehr und wunderbarere Kräfte und Wirkungen hat. 16 Im andern Falle würde man den irdischen Stoff und unsere vergängliche Sinneswahrnehmung mit der Göttlichkeit des Himmels völlig gleichsetzen.
17 Sed quis nesciat virtutes rerum occultas, quae speciales a medicis nominantur, non ab elementali natura fieri, sed coelesti? 
18 Possunt itaque (ut aiunt) radii occultas et mirabiles ultra notas imaginibus imprimere vires, sicut et ceteris inserunt. 
19 Non enim inanimati sunt sicut lucernae radii, sed vivi sensualesque tanquam per oculos viventium corporum emicantes, dotesque mirificas secum ferunt ab imaginationibus mentibusque coelestium, vim quoque vehementissimam ex affectu illorum valido motuque corporum rapidissimo; 20 ac proprie maximeque in spiritum agunt coelestibus radiis simillimum. 21 Agunt insuper in corpora vel durissima, omnia enim haec ad coelum infirmissima sunt.
17 Wer wüsste aber nicht, dass die verborgenen Kräfte der Dinge, die von den Ärzten "die speziellen" genannt werden, nicht von der elementaren Natur, sondern von der himmlischen herrühren? 
18 Deshalb können die Strahlen - wie man sagt - den Amuletten verborgene und das bekannte Maß übersteigende wunderbare Kräfte einprägen, so wie sie es auch den anderen Dingen verleihen.
19 Denn sie sind nicht leblos wie die Strahlen einer Laterne, sondern lebendig, und sie leuchten wahrnehmungsfähig wie durch die Augen lebendiger Körper hervor und bringen wunderbare Gaben mit von den Vorstellungen und dem Geist der Himmlischen, sie bringen auch ganz starke Kraft mit aus dem starken Affekt und der blitzschnellen Bewegung jener Körper; 20 und in besonderer Weise und am meisten wirken sie auf den Seelenatem, der den himmlischen Strahlen ganz ähnlich ist. 21 Sie wirken außerdem auf sehr harte Körper, denn gemessen am Himmel ist all das ganz schwach. 
22 Sunt autem in variis stellis variae quoque vires, et idcirco in radiis earum inter se variae. 
23 Praeterea in radiorum ictibus aliter atque aliter incidentibus virtutes diversae nascuntur. 
24 Denique in concursibus radiorum mutuis aliter atque aliter, et hic aut ibi, et tunc aut alias effectis diversae subito vires suboriuntur, multo magis atque citius quam in aliis atque aliis elementorum qualitatumque elementalium mixtionibus, multo etiam citius quam in tonis et numeris apud musicum aliter et aliter concinentibus. 
25 Si haec diligenter consideraveris, forsitan non diffides, dicent, subito quodam radiorum iactu vires imaginibus imprimi atque ex diverso iactu diversas. 
22 In verschiedenen Sternen sind aber auch unterschiedliche Kräfte, und deshalb unterscheiden sich auch die Kräfte in ihren Strahlen. 
23 Außerdem entstehen beim je verschiedenen Aufprall der Strahlen verschiedene Kräfte. 
24 Schließlich entstehen auch beim wechselseitigen, unterschiedlichen Zusammentreffen der Strahlen, zu dem es bald hier, bald dort, bald jetzt, bald später kommt, plötzlich verschiedene Kräfte, viel mehr und schneller als bei diesen oder jenen Mischungen von Elementen oder Elementqualitäten, viel schneller auch als bei Tönen und Melodien, die bei einem Musiker so oder anders zusammenklingen. 
25 Bedenkst du das sorgfältig, dann wirst du, sagen sie, vielleicht darauf vertrauen, dass durch einen plötzlichen Aufprall der Strahlen den Amuletten Kräfte verliehen werden und infolge unterschiedlichen Aufpralls unterschiedliche Kräfte.
26 Numquid ergo tam cito? 
27 Mitto fascinationes repentino quodam intuitu factas et amores acerrimos statim accensos radiis oculorum, qui et ipsi sunt fascinamenta quaedam, quod in libro De amore probamus. 
28 Mitto, quam cito rubens oculus inficiat intuentem, et speculum intuens femina menstruosa. 
29 Nonne et familiae quaedam apud Illyricos et Triballos iratae intuitu homines interemisse feruntur, et feminae quaedam in Scythia idem facere consuevisse? 
30 Et catoblepae regulique serpentes radiorum ex oculis iactu homines perimunt. 
26 Ist etwa etwas so schnell? 
27 Ich übergehe die Verzauberungen, die aufgrund eines unvermittelten Anschauens entstehen, und heißeste Liebe, die entflammt wird von Strahlen der Augen, die auch selbst eine Art Zaubermittel sind, was wir im Buch "Über die Liebe" gutheißen. 
28 Ich übergehe, wie schnell ein gerötetes Auge auf den Betrachter wirkt und auf einen Spiegel eine menstruierende Frau, die in ihn schaut. 

29 Sagt man nicht, dass auch gewisse Familien bei den Illyrern und Triballen im Zorn Menschen durch ihren Blick getötet haben und dass gewisse Frauen in Skythien dasselbe gewöhnlich taten? 
30 Und Katoblepen und Basilisken töten Menschen mit einem Schuss Strahlen aus ihren Augen. 
31 Torpedo quoque marina tactu etiam procul per virgam manum subito stupefacit. 
32 Echinus praeterea pisciculus grandem solo tactu navem sistere fertur. 
33 Phalangia quinetiam in Apulia ictu quopiam vel occulto spiritum animumque repentino stupore permutant. 
34 Quid rabiosus canis facit vel non apparente morsu? 35 Quid scopa? 36 Deinde quid arbutus? 37 Nonne levissimo tactu venenum concitant atque rabiem? 
38 An ergo negabis coelestia oculorum suorum radiis, quibus nostra contuentur simul atque contingunt, statim miranda perficere? 
39 Iam vero gravida mulier
tactu statim signat membrum hominis nascituri rei desideratae nota. 
40 An vero dubitabis radios aliter aliterve tangentes diversa conficere, cum et tu, helleborum herbam colligens, sive folium deorsum trahas sive sursum, hoc subito tactu causa sis helleboro, ut deorsum educat humores aut sursum? 41 Nonne ab initio rei cuiusque generandae coelestes influxus concoctione materiae digestioneque perfecta non tam tempore quam momento dotes mirificas largiuntur? 42 Nonne suffragante coeli vultu innumerabiles saepe ranae similesque animantes ex arenis momento prosiliunt? 
43 Tanta est in materiis praeparatis potentia coeli, tanta celeritas.
31 Auch der Zitterrochen betäubt durch Berührung auch in der Ferne durch die Angelrute plötzlich eine Hand. 
32 Auch der Seeigel, ein Fischlein, soll ein großes Schiff nur durch Berührung zum Halten bringen. 
33 Ja, auch Giftspinnen in Apulien verändern durch einen auch nur verborgenen Stich mit plötzlicher Lähmung Seelenatem und Geist.
34 Was macht ein tollwütiger Hund bei einem auch unbemerkten Biss? 35 Was ein Besen? 36 Dann, was ein Erdbeerbaum? 37 Rufen sie nicht bei leichtester Berührung Gift und Tollwut hervor? 
38 Willst du also abstreiten, dass Himmlisches mit den Strahlen seiner Augen, mit denen es unsere Welt betrachtet und zugleich berührt, sofort Wunderbares hervorruft? 
39 Nun aber markiert eine schwangere Frau durch Berührung sofort ein Glied ihrer Leibesfrucht mit einem Kennzeichen einer gewünschten Sache. 
40 Willst du aber bezweifeln, dass Strahlen, die so oder anders berühren, Unterschiedliches bewirken, da ja auch du, wenn du Nieswurz sammelst und ein Blatt nach unten oder nach oben ziehst, gerade durch diese unvermittelte Berührung für den Nieswurz der Grund dafür bist, die Säfte nach unten oder nach oben herauszuführen? 41 Spenden nicht am Anfang eines jeden entstehenden Organismus die himmlischen Einflüsse durch vollkommene Verdauung oder Verteilung der Materie wunderbare Gaben - nicht im Laufe der Zeit, sondern in einem Augenblick? 42 Springen nicht durch Unterstützung des Himmelsgesichts oft unzählige Frösche und ähnliche Tiere in einem Augenblick aus dem Sand? 
43 So groß ist die Macht des Himmels in vorbereiteter Materie, so groß seine Schnelligkeit.
44 Denique si ignis hoc habet, ut tempore quam brevissimo faciat, quae cetera longo, ob id praecipue, quod est coelo simillimus, quisnam dubitet coelum magna quasi momento perficere etiam in materia minus parata, sicut flamma solet ingentior? 
45 Quid ergo dubitas, inquiunt, in imagine construenda ferme similiter agere coelum? 
44 Wenn schließlich Feuer diese Fähigkeit hat, dass es in möglichst kurzer Zeit das bewirkt, wozu anderes lange braucht, und zwar vor allem deshalb, weil es dem Himmel ganz ähnlich ist, wer könnte dann daran zweifeln, dass der Himmel Großes gleichsam in einem Augenblick vollendet auch bei einer schlechter vorbereiteten Materie, so wie eine riesige Flamme es gewöhnlich tut? 
45 Warum zweifelst du also, sagen sie, dass bei Erstellung eines Amulettes der Himmel in der Regel in gleicher Weise handelt?
46 Dices, opinor, sicut et ego dicebam, naturales hic alterationis gradus abesse. 
47 Qui sane defectus minuit quidem coeleste donum, nec tamen penitus auferre videtur. 48 Nolunt enim physici ex quolibet metallo vel lapide imaginem fabricari, sed certo, in quo quidem natura coelestis virtutem olim ad hoc ipsum, quod optatur, naturaliter incohaverit, et quasi iamiam perfecerit, ut in sulphure flammam. 49 Quam sane virtutem tunc demum perficiat, quando materia haec per artem sub simili quodam influxu coelesti vehementer agitatur, et agitata calescit. 50 Itaque ars suscitat incohatam ibi virtutem, ac dum ad figuram redigit similem suae cuidam coelesti figurae, tunc suae illic ideae prorsus exponit, quam sic expositam coelum ea perficit virtute, qua coeperat, exhibens quasi sulphuri flammam. 
46 Du wirst, glaube ich, sagen, so wie auch ich zu sagen pflegte, dass hier die natürlichen Stufen des Wechsels fehlen. 
47 Dieser Mangel mindert freilich das himmlische Geschenk, aber er scheint es nicht völlig zu beseitigen. 48 Denn die Naturgelehrten wollen nicht, dass aus jedem beliebigen Metall oder Stein ein Amulett hergestellt wird, sondern nur aus einem bestimmten, in dem die himmlische Natur einst eine Kraft zu genau diesem, was gewünscht wird, auf natürliche Weise begonnen und gleichsam nach und nach vollendet hat, wie in Schwefel das Feuer. 49 Diese Kraft dürfte die Amulette wohl erst dann vollenden, wenn diese Materie durch Kunstfertigkeit unter einem gewissen himmlischen Einfluss heftig manipuliert wird und sie - durch die Manupulation - warm wird. 50 Deshalb entfacht die Kunstfertigkeit die dort begonnene Kraft, und während sie die Materie in die Gestalt bringt, die der himmlischen Gestalt ähnlich ist, setzt sie sie dann ihrer dortigen Idee aus, die - so ausgesetzt - der Himmel mit der Kraft vollendet, mit der er begonnen hatte, gleichsam dem Schwefel das Feuer bietend. 
51 Sic potentia quaedam ad rapiendas paleas coelitus data succino, quodammodo debilis, saepe per frictionem calefactionemque facta validior, subito rapit. 
52 Similem virtutem Serapio scribit datam lapidi albugedi quasi hyacintho simili, sed non prius trahere paleas quam capilli hoc lapide perfricentur. 
53 Sic item lapis ille Iovius bezaar, id est a morte liberans, quem descripsimus in libro Contra pestem, vim ab initio contra venenum accepit ab Iove, sed non usque adeo validam, ut eandem tradere possit materiis aliis exercendam. 54 At vero cum primum sub Scorpionis coelestis influxu figuram superni illius acceperit, perfectam contra scorpiones subito vim reportare putatur, quam mastici communicare valeat aut thuri. 
55 Eadem quoque de hyacintho, topazio, smaragdo ceterisque ratio est habenda, ut fabrica figurarum non alibi efficaciam habeat, quam ubi materia cum stella congruit et effectu, a qua hunc faber exoptat accipere; 56 ac praeterea, ubi haec ipsa materia quasi iam talis est ab initio, qualem affectas reddere per figuram. 
57 Nullis ergo materiis ad imagines uti consulunt, nisi his ipsis, quae tibi notae sunt hanc ipsam ferme iam vim habere, quam cupis. 
51 So beginnt plötzlich eine irgendwie schwache Kraft, die vom Himmel her dem Bernstein gegeben wurde, um Stroh an sich zu reißen, oft durch Reiben und Erwärmen stärker geworden, mit dem Reißen. 
52 Serapio schreibt, eine ähnliche Kraft, Stroh an sich zu ziehen, sei dem Stein "Albugedi", gleichsam dem Hyazinth ähnlich, gegeben, aber erst, wenn man Haare mit diesem Stein reibt. 
53 Gerade so hat jener jupitermäßige Bezoarstein, d. h. der vom Tod befreiende, den wir im Buch "Gegen Seuche" beschrieben haben, am Anfang von Jupiter Kraft gegen Gift erhalten, aber nicht in dem Maße kräftig, dass er dieselbe anderen Materien zur Ausübung übertragen könnte. 54 Sobald er aber unter dem Einfluss des himmlischen Scorpio die Gestalt jenes höheren Wesens erhalten hat, bringt er, wie man glaubt, plötzlich die vollkommene Kraft gegen Skorpione auf, die er auf Mastix oder Weihrauch übertragen kann. 
55 Dasselbe muss man beim Hyazinth, Topas, Smaragd und den übrigen annehmen, dass nämlich die Herstellung von Amuletten nur da Wirkkraft besitzt, wo die Materie mit dem Stern und der Wirkung übereinstimmt, von dem der Hersteller diese Wirkung zu erhalten wünscht; 56 und wo außerdem die  fragliche Materie gleichsam schon von Anfang an so beschaffen ist, wie du sie durch das Amulett machen willst. 
57 Sie raten also, keinen Stoff bei den Amuletten zu verwenden außer dem, von dem dir bekannt ist, dass er diese gewünschte Kraft in der Regel schon hat. 
58 Lapillorum itaque vires atque metallorum diligentissime perscrutari iubent intereaque meminisse inter lapillos quidem carbunculum in tenebris coruscantem atque pantauram praecipue Soli subesse, sapphyrum Iovi, smaragdum Veneri, Mercurio, Lunae. 59 Praeterea metalla praeter aurum et argentum vix ullam ad haec habere virtutem. 60 Tutioremque in his rationem fore, si aurum quidem purum ad Solem referas atque Iovem: 61 ad illum quidem propter colorem, ad hunc autem propter temperatam commixtionem, nihil enim Iove et auro temperatius. 62 Purum vero argentum ad Lunam, sed ad Iovem simul atque Venerem aurum argento permixtum.  58 Sie geben also die Anweisung, die Kräfte der Steine und Metalle äußerst sorgfältig zu erforschen und dabei daran zu denken, dass unter den Steinen der im Dunkeln rot schimmernde Rubin und der Pantherstein vor allem Sol unterstehen, Saphir dem Jupiter, Smaragd der Venus, Merkur und der Luna. 59 Dass außerdem Metalle außer Gold und Silber in diesem Zusammenhang kaum eine Kraft haben. 60 Und dass dabei die folgende Methode sicherer sei, reines Gold auf Sol oder Jupiter zu beziehen: 61 auf Sol wegen der Farbe, auf Jupiter aber wegen der ausgeglichenen Mischung, denn nichts ist ausgeglichener als Jupiter und Gold. 62 Reines Silber aber solle man auf Luna beziehen, auf Jupiter und zugleich Venus aber Gold mit Silber gemischt.
63 Praeterea imaginem efficaciorem fore, si virtus in materia eius elementalis conveniat cum speciali eiusdem virtute naturaliter insita, atque haec insuper cum virtute altera speciali per figuram coelitus capienda; 64 denique figuras inferiores et formas coelestibus conformari. 
65 Inde perdisces (ut aiunt), quod Perseus truncato Medusae capite futuram nonnullis obtruncationem portendere consuevit multaque similiter. 66 Et Lunam aliosque planetas sub certis signis certa in nobis membra movere non dubitant. 
63 Denke außerdem daran, dass ein Amulett wirksamer sein wird, wenn die Kraft in seinem Elementarstoff sich trifft mit seiner speziellen Kraft, die naturgemäß schon eingegeben worden ist, und diese sich obendrein trifft mit einer zweiten speziellen Kraft, die man durch die Figur vom Himmel her erhalten muss; 64 und schließlich auch daran, dass die irdischen Figuren und Formen mit den himmlischen harmonieren. 
65 Deshalb kannst du erkennen, wie sie sagen, dass Perseus, da er das Haupt der Medusa abgeschlagen hat, einigen ein künftiges Geköpftwerden vorauszusagen pflegt und vieles in ähnlicher Weise. 66 Und sie zweifeln nicht daran, dass Luna und die anderen Planeten unter bestimmten Zodia in uns bestimmte Glieder beeinflussen.

 

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