MARSILIUS FICINUS: DE VITA TRIPLICI

 

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Cap. XXV: De hebetudine atque oblivione. Kapitel 25: Schwäche und Vergesslichkeit
1 Accidit vero nonnunquam, ut studiosis, vel quia sedulo inclinato capite legant scribantve, vel quia otio nimio torpeant, pituita quaedam viscosior una cum frigida nimis melancholia caput occupans gravet atque hebetes obliviososque efficiat. 
2 His ergo caput exonerandum est iis remediis, quae alias diximus pituitae convenire.
1 Manchmal aber geschieht es, dass den geistig Tätigen, sei es, weil sie mit stark geneigtem Kopf lesen oder schreiben, sei es, weil sie von allzu langer Untätigkeit steif sind, allzu klebriger feuchter Schleim zusammen mit allzu kalter schwarzer Galle den Kopf befällt und ihn so beschwert und die Leute schwach und vergesslich macht.
2 Diese müssen ihren Kopf erleichtern mit den Heilmitteln, die - wie oben gesagt - zum feuchten Schleim passen. 
3 Sin minus illa suffecerint, ad pilulas Indas et cocchias hieralogodionque confugito; 4 praeterea ad hieram diacoloquintidos vel Archigenis vel Andromachi vel Theodotionis aut ad pilulas Iudaei, quas Mesues in capitulo De capitis dolore describit.
5 Quod si natura aetasve frigidior sit nec aestas obstiterit, post purgationem utere confectione illa anacardina, quam Mesues sapientium confectionem nominat in Antidotario; 6 rursus anacardina illa, quam in capitulo De oblivione ex sententia filii Zachariae recenset. 
7 Da summo mane drachmam unam, sed qui eam sumit, ab ira, coitu, ebrietate, labore rebusque calidis eo die prorsus abstineat. 
8 Haec quidem adversus hebetudinem oblivionemque valentissima sunt. 
3 Falls jene nicht ausreichen, soll man seine Zuflucht zu Indischen Pillen, Cocchien und Hieralogodion nehmen; 4 außerdem zu Hiera aus Coloquinten entweder nach Archigenes oder Andromachos oder Theodotion oder zu Pillen des Juden, die Mesue im Kapitel "Über Kopfschmerz" beschreibt. 
5 Wenn die Natur oder das Alter kälter ist und der Sommer nicht daran hindert, gebrauche nach dem Purgieren jenes Anakardien-Mittel, das Mesue im Antidotarium "Mittel der Weisen" nennt; 6 auch jenes Anacardien-Mittel, das er im Kapitel "Über die Vergesslichkeit" entsprechend der Meinung des Sohnes des Zacharias bespricht. 
7 Gib früh morgens eine Drachme, aber wer es nimmt, soll sich des Zorns, des Beischlafs, der Trunkenheit, der Arbeit und warmer Dinge an diesem Tage gänzlich enthalten. 
8 Diese Mittel sind nun gegen Schwäche und und Vergesslichkeit sehr wirksam.
9 At vero si familiaria magis optes, da zinziber saccharo conditum, sed modico thure mixtum, quod sensibus et memoriae magnopere prodest, praesertim his adiectis: 10 scilicet melle anacardi, melle chebularum, acoris, ciperis, ambra, musco
11 Prodest etiam diambra, plisarchoticon, diacori, sed haec ore diutius retinenda, naribus etiam et auribus infundenda. 
12 Odor quoque thuris, amaraci, marathri, nucis muscatae, rutae, gariophylorum prodest non mediocriter
13 Memento tamen theriacam in his atque similibus, quemadmodum ab initio diximus, nulli unquam remedio postponendam. 
9 Wenn man aber gängige Mittel bevorzugt, gib mit Zucker gesüßten, aber mit ein wenig Weihrauch vermischten Ingwer, was den Sinnen und dem Gedächtnis sehr nützt, vor allem mit folgenden Zutaten: 10 Anacardienhonig, Myrobalanenhonig, Kalmus, Cyper-Wurz, Ambra und Bisam.
11 Es nützen auch Diambra, Plisarchoticon und Diacorum, aber diese muss man länger im Mund behalten, man kann sie auch in Nasen und Ohren einträufeln. 
12 Durchaus hilfreich ist auch der Duft von Weihrauch, Majoran, Fenchel, Muskatnuss, Raute und Gewürznelke. 
13 Sei dir dennoch bewusst, dass bei diesen und ähnlichen Leiden, wie wir am Anfang geschrieben haben, Theriak jedem anderen Mittel vorgezogen werden muss. 
14 Praeterea hebetibus obliviosisque tempora et cervicem unctione eiusmodi unge: 15 sume olei sambucini unciam unam, olei de been uncias duas, euphorbii unciam dimidiam, castorei quoque tantundem. 
16 Perfricabis bracchia, crura cervicemque vehementer, ac si opus fuerit, cervici cucurbitulas admovebis. 
17 Verticem praeterea capitis amaraco, thure, nuce muscata tunsis operies atque fovebis. 
14 Schmiere den Schwachen und Vergesslichen außerdem Schläfen und Nacken mit einer Salbe folgender Art ein: 15 Nimm eine Unze Holunderöl, zwei Unzen Beenöl, eine halbe Unze Wolfsmilch, ebenso viel Bibergeil.
16 Massiere Arme, Schenkel und Nacken heftig durch, und wenn es nötig ist, setz an den Nacken Schröpfköpfe. 
17 Bedecke den Scheitel des Kopfes außerdem mit gestoßenem Majoran, Weihrauch und Muskatnuss und wärme ihn so.

 

 

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