Grundlage des Bildes ist die Gemma Augustea aus dem
Kunsthistorischen Museum in Wien; aus ihr wurde ein Teil rechts
herausgeschnitten, und das kleine runde Bild vor dem Gesicht des Augustus
wurde heruntergezogen, um den Freiraum, der durch die Wegretuschierung des
Augustus entstanden war, wieder zu füllen.
Zur Gemma Augustea: Jürgen Schäfer im Führungsblatt Nr. 158 der
Universität Münster:
http://www.uni-muenster.de/Rektorat/museum/am-158.htm;
dort findet man eine gründliche Erklärung des Gesamtphänomens
"Gemma Augustea".
Bildquelle: www.indiana.edu/~leach/
c414/2005/gemma4.jpg; die dortige Bildvorlage habe ich leicht
beschnitten.
Bei den Luftpostmarken der Augustus-Serie werden andere Textquellen als
das Monumentum Ancyranum verwendet. Bei dieser Marke zu 25 Centesimi wird Horaz, carmen IV
15,4f. unvollständig zitiert:
Phoebus volentem proelia me loqui
victas et urbis increpuit lyra,
ne parva Tyrrhenum per aequor
vela darem. Tua, Caesar,
aetas
fruges et agris
rettulit uberes
et signa nostro restituit Iovi
derepta Parthorum superbis
postibus ...
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Als ich Schlachten besingen wollte
und besiegte Städte, da griff Phoebus in die Leier und warnte mich,
kleine Segel (für eine Fahrt) durchs Tyrrhenische Meer
zu setzen. Dein Zeitalter, Caesar,
brachte reiche Frucht den Feldern zurück
und stellte die Feldzeichen für unseren Jupiter,
abgerissen von den stolzen Türpfosten der Parther,
wieder her ...
(Ü: Hirth)
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Bildhaft beginnt Horaz: Er sei vor großer Fahrt gestanden, aber da
habe ihn Phoebos Apollo gewarnt: Von Augustus war die Darstellung seiner
Taten in einem großen Werk, einem Epos, gewünscht worden; diesem Wunsch
entzog sich Horaz aber - das sagt er hier mit dem Bild der großen Fahrt
übers Tyrrhenische Meer. Danach beginnt Horaz aber ein Loblied auf die
Taten des Augustus, an deren Beginn er die wieder intakte Landwirtschaft
stellt: Unter den Bürgerkriegen hatte das Land schwer gelitten, und
jetzt, in der Zeit der Pax Augusta, dem Zeitalter des Augustus, war
Feldbestellung wieder möglich. Die zweite erwähnte Großtat ist die
Rückgewinnung der römischen Feldzeichen von den Parthern im Jahre 20,
die Crassus im Jahre 53 verloren hatte. Diese Tat ist auch Zentrum der
Darstellungen auf dem Brustpanzer des Augustus, den er auf der
Primaporta-Statue trägt: s. hier den Wert zu 50
Centesimi.
Den Hintergrund der ländlichen Fruchtbarkeit stellt die Montage aus der
Gemma Augustea auch dar. Die lagernde Frau lässt sich mit der Tellus aus
dem Tellusrelief der Ara Pacis vergleichen;
ihr Füllhorn weist auf Fruchtbarkeit hin. Von Augustus blieb noch der
Adler, der auf der Gemma Augustea Augustus als den zweiten Jupiter auswies
- und das Medaillon mit dem Capricornus, dem Steinbock, der auf Augustus
verweisen soll (s. dazu Erika Simon, Angabe unten). Auf der Gemma Augustea
verfolgte die Frau wohl das Geschehen vor den Augen des Augustus, hier im
Markenbild hat sie starken Blickkontakt zum Steinbock in der Scheibe.
Zwei Umstände der Retusche fallen noch auf: Zum einen sind die Brüste
der Frau deutlich überarbeitet, zum anderen entsteht dadurch, dass der
Adler weiter nach rechts gerückt wurde, der Eindruck, als halte ihn das
eine Kind an der Leine; letzteres wohl eher zufällig.
(zum Capricornus: Erika Simon, Augustus. Kunst und Leben in Rom um die
Zeitenwende, München (Hirmer) 1986, S. 158. Dort und in den Anmerkungen
(S. 247) verweist sie auf G. Radke, nach dessen Berechnung der
ursprüngliche Geburtstag Octavians der 17. Dezember (im Steinbock)
gewesen sei, und dieser Tag sei nach der Kalenderreform der 23. September
geworden, jedenfalls sei dieser Tag offiziell als Geburtstag gefeiert
worden.)
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