Zweimal Zypern: Sicht eines Briefmarkensammlers Die
nur 9251 Quadratkilometer große Insel Zypern mit rund 753000 Einwohnern (1998)
und der Hauptstadt Levkosía (Lefkosa) wurde von der damaligen Kolonialmacht
Großbritannien am 16. August 1960 in die Unabhängigkeit entlassen (MiNr.
179/93, 194/96). Bereits 1974
führten eskalierende Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen den
griechischen und den türkischen Zyprioten zu einer militärischen Intervention
der Türkei und zur Abspaltung des Nordteils der Insel.
Die dort etablierte Türkische Republik Nordzypern (3355
Quadratkilometer, rund 200000 Einwohner) ist international nicht anerkannt. Das gilt auch für die dort seither erschienenen Briefmarken,
jedoch werden sie im internationalen Postverkehr nicht (mehr) beanstandet. Zypern
ist seit 1880, nur zwei Jahre nach der Besetzung der Insel durch die
Engländer, Briefmarkenland. Vorher
wurden Marken von Großbritannien verwendet, die sich an den Nummernstempeln
erkennen lassen (D 47, D 48, 942, 969, 974, 975, 981 und 982).
Die ersten acht Postwertzeichen entstanden durch einen Aufdruck CYPRUS
auf britischen Marken. Ab 1. Juli
1881 (ab MiNr. 9) gab es dann Briefmarken, die von vornherein mit dem
Landesnamen versehen waren. Die
erste Sonderausgabe "50 Jahre Britische Verwaltung" erschien am 1.
Februar 1928 (MiNr. 108/17). Unter
den späteren Sondermarken finden sich auch die im gesamten britischen
Weltreich verausgabten sogenannten Omnibusausgaben (MiNr. 129/32, 133/35,
155/56,157/58,159/62,163). Wegen
der engen wirtschaftlichen Anbindung Nordzyperns an die Türkei gibt es auf
Zypern zwei Währungen, das zypriotische Pfund zu 100 Cents und die türkische
Lira. Viele Briefmarken Zyperns
künden von der Geschichte und Kultur der Insel und zeigen Bauwerke und
Kunstwerke der Antike, die dort ausgegraben wurden.
Die Marken werden gerne gesammelt, befleißigen sich doch beide
Teilstaaten einer seriösen Ausgabepraxis, die den Philatelisten nicht
überfordert. Ein Fehltritt war
allerdings der Block 18 der Republik Zypern (Block 17 mit Auf- und Überdruck)
mit seiner Auflage von nur 8000 Stück. Die
nordzypriotischen Emissionen sind im MichelEuropa-Katalog Band 2 Südeuropa als
"Türkisch-Zypern" im Anschluss an die Ausgaben der Türkei
aufgeführt, die Ausgaben des griechischen Teils als letztes Land unter
"Zypern".
Für
den griechischen Teil gibt es seit dem 29.
Mai 1989 auch Automatenmarken. Seit
der zweiten Emission im Jahre 1999 gefallen diese durch eine gekonnte
Motivwahl. In der Republik Zypern
müssen sämtliche Postsendungen zusätzlich mit einer Zwangszuschlagsmarke
zugunsten der Flüchtlingshilfe im Nennwert von zunächst 10 Millièmes und
nach der Einführung der neuen Währung im Jahre 1983 von 1 Cent frankiert
werden. Nordzypern bat 1995 mit
einer Zwangszuschlagsmarke zu 1000 Lira zugunsten des Hilfsfonds für die
Waldbrandschäden im Fünffinger-Gebirge bei Girne zur Kasse.
Dr.
Hartmut Paetzold, Briefmarken-Spiegel 4/2003, S. 94
|