Zum Ausgabeanlass s. Mi-Nr. 233.
Vom Theater in Kourion ist nichts Typisches zu sehen; die Ansicht könnte
von vielen Theatern mit entsprechender Kulisse kommen.
Elektra,
griechischer Mythos: Tochter des Agamemnon und der Klytämnestra,
Schwester von Iphigenie und Orest, trieb ihren Bruder zur Rache an Ägisth
und Klytämnestra. Trauerspiele von Aischylos, Sophokles, Euripides; J. Giraudoux,
G. Hauptmann, E. O'Neill,
J. P. Sartre; Oper von R. Strauss
(Text von H. von Hofmannsthal).
Sophokles,
griechisch Sophokles, griechischer Tragiker, * Athen
497/496 v. Chr., gestorben ebenda
406/405 v. Chr.; stammte aus vornehmer Familie,
genoss in Athen großes Ansehen und bekleidete hohe politische und kulturelle
Ämter (443/442 Schatzmeister des Attischen Seebundes, 441 bis 439
mit Perikles Stratege, ab 413/411 wahrscheinlich Mitglied der
Oligarchenregierung). Sophokles führte den Kult des Asklepios in Athen ein
und wurde deshalb nach seinem Tod als Heros verehrt; sein Leben wurde von der
Legende verklärt.
Schon mit seiner ersten Tetralogie errang Sophokles 468 v. Chr.
den ersten Preis im tragischen Agon; von seinen Dramen sind 123 dem Titel
nach bekannt, jedoch nur sieben erhalten: »Aias«, »Trachinierinnen«,
»Antigone« (alle 442), »König Ödipus« (vor 425), »Elektra«
(wahrscheinlich zwischen »König Ödipus« und »Philoktet«), »Philoktet«
(409), »Ödipus auf Kolonos« (401 vom Enkel des Sophokles aufgeführt), von
den Satyrspielen sind die »Ichneutai« (»Spürhunde«) durch einen
Papyrusfund von 1911 am besten bekannt. Als Tragödiendichter steht Sophokles
zwischen Aischylos und Euripides; gegenüber seinen Vorläufern erhöhte er
die Zahl der Choreuten von 12 auf 15, ließ durch Einführung des dritten
Schauspielers die dramatische Handlung stärker hervortreten und ermöglichte
die Darstellung komplexen Geschehens. Seine kunstvollen Chorlieder sind in
diesen dramatischen Aufbau wohl überlegt eingefügt, gegenüber Aischylos im
Umfang reduziert und in der Aussage verdichtet. Die Konzeption der
Tragödientrilogie ist fast ganz zugunsten in sich geschlossener
selbstständiger Tragödien aufgegeben. Die Einzelpersönlichkeit tritt
stärker hervor, wobei dem starken Individuum eben dieses Heraustreten aus
der Gemeinschaft der Polis zum Verhängnis wird; seine innere Vollendung
zeigt sich - im Rahmen einer mit unerbittlicher
Konsequenz verlaufenden Handlung - in der
Annahme eines Schicksals, das nicht - wie bei
Aischylos - Strafe für begangene Schuld,
sondern Zeichen der überragenden und furchtbaren Macht der Götter ist; die
Frage nach der göttlichen Gerechtigkeit tritt demgegenüber zurück. Als ein
Kunstmittel verwendet Sophokles die tragische Ironie, indem er den
Protagonisten Worte aussprechen lässt, die sich im entgegengesetzten Sinn
tragisch erfüllen. Mit der Aufklärung der Sophistik hatte Sophokles sich
bereits auseinander zu setzen, wurde aber im Wesen nicht von ihr berührt;
seine tragische Weltsicht beeinflusste das Geschichtswerk des mit ihm
befreundeten Herodot. Für die spätere Entwicklung des römischen und
europäischen Dramas hatten die stärker psychologisch motivierten Dramen des
Euripides größere Bedeutung als die des Sophokles; die Wirkung seiner Werke
blieb über die Vermittlung Senecas des Jüngeren bis hin zu P. Corneille
(»Oedipe«, 1659) und J. Racine
im Wesentlichen auf das Stoffliche beschränkt. Mit der Wiederentdeckung der
griechischen Antike in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
wurde auch Sophokles neu bewertet, wie G. E.
Lessings Trauerspiel »Philotas« (1759) und die Übersetzungen F. Hölderlins
zeigen. Im 20. Jahrhundert regte v. a.
die »Antigone« immer wieder zu Auseinandersetzungen und Neugestaltungen an
(u. a. durch W. Hasenclever,
J. Cocteau und B. Brecht).
Beide Artikel: (c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG,
2001