MARSILIUS FICINUS: DE VITA TRIPLICI

 

ii, 19

 

Cap. XIX: Magorum medicina pro senibus. Kapitel 19: Arznei der Magier für Alte
1 Magi, stellarum observatores, ad Christum, vitae ducem, stella duce venerunt, pretiosum vitae thesaurum offerentes, aurum, thus et myrrham, tria dona pro tribus planetarum dominis stellarum Domino dedicantes: 2 aurum quidem pro temperamento Iovis maxime omnium temperatum, thus autem pro Sole praecipue Phoebeo calore simul odoreque flagrans, myrram denique firmantem corpus atque conservantem pro Saturno omnium firmissimo planetarum.  1 Magier, Sterndeuter, kamen zu Christus, dem Führer des Lebens, unter der Führung eines Sterns, und sie boten einen wertvollen Lebensschatz, Gold, Weihrauch und Myrrhe, dar, womit sie entsprechend den drei Herren der Planeten dem Herrn der Sterne drei Gaben weihten: 2 Gold entsprechend dem ausgeglichenen Wesen Jupiters als das Ausgeglichenste von allem, Weihrauch aber für die Sonne, da es sowohl von Wärme des Phöbus lodert als auch von Duft erfüllt ist, den Körper stärkende und bewahrende Myrrhe schließlich für Saturn, den stärksten aller Planeten. 
3 Huc igitur omnes ad sapientes Magos venite, senes, munera vobis quoque vitam productura ferentes, quibus auctorem vitae quondam venerati traduntur. 
4 Venite, senes, inquam, senectutem graviter tolerantes. 
5 Venite et vos praeterea, quoscunque senectutis propemodum adventantis formido sollicitat. 
3 Ihr Alten, kommt also alle hierher zu den weisen Magiern, die auch euch lebensverlängernde Geschenke bringen, mit denen sie den Urheber des Lebens einst verehrt haben sollen. 
4 Kommt, ihr Alten, sage ich, ihr, die ihr schwer am Alter leidet. 
5 Kommt außerdem auch ihr alle, die die Furcht vor dem baldigen Alter umtreibt. 
6 Accipite, precor, alacres vitalia dona: 7 sumite uncias quidem thuris duas, unam vero myrrae, auri rursum in folia ducti dimidiam drachmae partem; 8 contundite tria simul, conflate, confundite in pilulas aureo quodam mero, idque tunc opportune conficite, quando Diana propitio Phoebi vel Iovis gaudet aspectu. 
9 Sumite posthac thesauri tanti aurora qualibet portiunculam, ac exiguo perfundite meri potu, nisi forsan incaluerit aestas, tunc enim aquam rosaceam bibere praestat. 
10 Si quis autem inter vos calorem quovis tempore magis metuat, is myrobalanum chebulam aut emblicam aequalem ad thuris myrraeque et auri simul pondus adiiciat. 
11 Hoc humorem proculdubio naturalem a putrefactione tuebitur,
hoc humoris resolutionem longius propulsabit, 
hoc tres in vobis spiritus - naturalem, vitalem, animalem - fovebit, confirmabit, corroborabit; 
12 hoc rursum vegetabit sensum, acuet ingenium, memoriam conservabit.
6 Nehmt, bitte, bereitwillig die lebenswichtigen Geschenke: 7 Nehmt zwei Unzen Weihrauch, eine Unze Myrrhe und vom Blattgold eine halbe Drachme; 8 zerstoßt die drei zusammen, verschmelzt sie und gießt sie in Pillen zusammen mit Goldwein, und macht das dann zeitrichtig, wenn sich der Mond über einen günstigen Aspekt der Sonne oder Jupiters freut. 
9 Nehmt später ein Stückchen dieses so gewaltigen Schatzes immer in der Morgenröte und vermischt es mit einem winzigen Schluck reinen Weines, es sei denn, die Hitze des Sommers brennt - denn dann ist es besser, Rosenwasser zu trinken. 
10 Wenn aber jemand von euch zu jeder Zeit die Hitze mehr fürchtet, der soll ebenso viel Chebula- oder Emblika-Myrobalanen zum Gewicht von Weihrauch, Myrrhe und Gold hinzufügen. 
11 Damit wird er zweifelsohne den natürlichen Saft vor Fäulnis schützen, damit wird er die Auflösung des Saftes weit wegtreiben, damit wird er bei euch die drei Formen des Atems, den natürlichen, den lebensspendenden und den Seelenatem, hegen, kräftigen und stärken; 12 damit wiederum wird er die Sinne beleben, den Geist schärfen und das Gedächtnis erhalten.

 

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