MARSILIUS FICINUS: DE VITA TRIPLICI

 

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Cap. XVIII: De exacta atrae bilis cura. Kapitel 18: Genaue Sorge für die schwarze Galle
1 Verum missa haec tanquam leviora iam faciamus atque ad id, quod periculosissimum est, revertamur, scilicet ad atram bilem, quae, quotiens abundat et furit, cum corpus totum tum vel maxime spiritum, quasi quoddam instrumentum ingenii, ipsumque ingenium et iudicium labefactat. 1 Aber diese Betrachtungen wollen wir als die leichteren nun beenden und zum Gefährlichsten zurückkehren, nämlich zur schwarzen Galle, die immer, wenn sie zu viel wird und wütet, den ganzen Körper, aber wohl vor allem den Seelenatem, gleichsam als ein Werkzeug des Geistes, und den Geist selbst und die Urteilskraft ins Wanken bringt.
2 Primum in ea curanda praeceptum sit, ut docuit Galienus, ne repente illam educere contendamus, ne forte parte eius liquidiore subtilioreque subducta residuum densius admodum sicciusque resideat, sed paulatim molliatur digeraturque pariter atque educatur.
3 Secundum, et interim tam cibis humidioribus quam lavacris dulcibus et modicis unguentisque similibus caput et corpus totum ad summum pro viribus humectetur, ea tamen cautione, ne vel destillatio irritetur vel destruatur stomachus aut iecur vel meatus corporis obstruantur. 
4 Tertium vero, et id quidem maxime necessarium, ut continue cor foveatur roboreturque rebus congruis partim intus acceptis, partim extra pectori naribusve adhibitis. 5 Aspiciantur quoque et audiantur, odorentur et cogitentur, assidue quae oblectent, contraria vero longius arceantur.
2 Bei ihrer Behandlung soll erste Vorschrift sein, wie Galen gelehrt hat, sie nicht plötzlich zu entfernen zu suchen, damit nicht, wenn ihr flüssigerer und feinerer Teil entfernt ist, der dichtere und trockenere Rest zurückbleibt, sondern damit sie allmählich weich wird und in gleicher Weise verdaut und beseitigt wird.
3 Als zweites soll der Kopf und der ganze Körper währenddessen mit recht feuchten Speisen ebenso wie mit süßem und maßvollem Badewasser und mit ebensolchen Salben bis ganz oben soweit möglich benetzt werden, aber mit der Maßgabe, dass kein Katarrh hervorgerufen wird, Magen oder Leber nicht geschädigt oder die Körperbahnen nicht verstopft werden.
4 Dritte und wichtigste Vorschrift aber ist, das Herz beständig zu wärmen und mit passenden Dingen zu kräftigen, teils innerlich, teils außerhalb an Brust und Nase angewandt. 5 Man soll auch sehen und hören, riechen und denken, was beständig das Herz erfreut, das Gegenteil soll weit fern gehalten werden.

 

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