MARSILIUS FICINUS: DE VITA TRIPLICI

 

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Cap. IX: Quomodo sit vitanda pituita. Kapitel 9: Vermeidung von Phlegma
1 Operae pretium fore videtur, quae noxia litteratis esse diximus, repetere breviter atque remedia singulis adhibere. 
2 Ergo ne pituita nimis augeatur, exercitatione quotidie stomacho ferme vacuo bis utendum, nunquam tamen laboriosa; 3 ne acuti spiritus dissolvantur, excrementa diligentissime ab omnibus meatibus expurganda. 4 Sordes a corporis totius cute, capitis praecipue, tum lotione tum frictione penitus abstergendae. 
5 Vitanda alimenta frigida nimium atque, nisi obstiterit atra bilis, etiam humida et omnino, quae pinguia, virulenta, viscosa, uncta glutinosaque sint, vel quae facile putrescere soleant. 6 Si stomachus vel natura vel aetate sit frigidus, aut dimittendus omnino aut certe minuendus aquae potus. 7 Moderatus cibus sit oportet, sed potio moderatior. 
8 Habitatio alta a gravi nubiloque aere remotissima.
9 Tum ignis, tum calidi odoris usu humiditas expellenda. 10 Prohibendum frigus a capite, maxime vero cervice atque pedibus, multum enim obest ingenio. 
11 Prodest moderatus usus aromatum in frigidioribus epulis: nucis muscatae praesertim et cinnamomi et croci, zingiberis quoque conditi mane stomacho vacuo, quod sensibus etiam et memoriae maxime prodest.
1 Es scheint sich zu lohnen, kurz zu wiederholen, was wir als schädlich für die geistig Tätigen bezeichnet haben, und Gegenmittel für die einzelnen schädlichen Umstände anzubieten.
2 Damit der feuchte Schleim nicht zu sehr zunimmt, muss man also täglich bei fast leerem Magen zweimal eine Übung, aber nie mit Anstrengung, durchführen. 3 Damit sich kein scharfer Seelenatem auflöst, muss man alle Gänge von den Ausscheidungen ganz sorgfältig reinigen. 4 Schmutz muss man von der Haut des ganzen Körpers, vor allem des Kopfes, durch Waschen oder Reiben gänzlich entfernen. 
5 Meiden muss man allzu kalte Speisen und auch, wenn die schwarze Galle nicht im Wege steht, Feuchtes und überhaupt Fettes, Giftiges, Klebriges und Schmieriges oder was leicht fault. 6 Wenn der Magen entweder von Natur aus oder durchs Alter kalt ist, muss man aufs Wassertrinken ganz verzichten oder es wenigstens vermindern. 7 Halte Maß mit dem Essen, aber noch mehr mit dem Trinken. 
8 Wohne oben, weit weg von schwerer und trüber Luft. 
9 Bald muss man mit Hilfe von Feuer, bald von heißem Duft die Feuchtigkeit vertreiben. 10 Schütze den Kopf vor Kälte, vor allem den Nacken und die Füße; sie schadet nämlich dem Genie sehr.
11 Nützlich ist maßvoller Gebrauch von Gewürzen in recht kalten Speisen, besonders von Muskat, Zimt und Safran, auch von gewürztem Ingwer morgens bei leerem Magen; das ist sehr nützlich für die Sinne und das Gedächtnis.

 

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