PAGINA CARIONIS
PETRUS HAFFTITIUS (1599) IN SEINER CHRONIK ÜBERS JAHR 1525
Anno Christi
1525 hat man öffentlich in lüfften die krähen mit einander kriegen vnd
kempfen gesehen vnd gehört, dass auch etliche dauon sind todt auf die Erde
herunter gefallen, welchs sonder Zweifel des auflauffs vnd tumulte der
aufrhürischen Pauren, so dis Jahr darauf erfolgt, ein Fürspiel ist gewesen. Den 21.
Februarij in diessem Jahre [1525] ist für der Sonnen vntergang ein heller
Stern am himmel gesehen, welcher hernach sol herunter gefallen sein. Den 15.
Julij [1525], als Marggraff Joachim I., Churfürst zu Brandenburg, durch
seinen Astronomum heimlich verwarnet, dass ein grausam wetter würde ankommen,
dass zubesorgen, beide Stedte, Berlin vnd Collen, möchten vntergehn, Ist er
mit seinem gemahl, der Jungen herrschafft vnd fürnembsten geliebten officirern
auf den Tempelhoffischen Berg bey den Cölnischen Weinbergen gerückt, den
vntergang beider Stedte anzusehen. Als er aber lange daselbst gehalten vnd
nichts draus worden, Hat Ihn sein Gemahl (weil Sie eine vberaus frome vnd
gotfürchtige Fürstin gewesen) gebeten, dass er doch widder möchte hinnein
ziehen vnd neben seinen vnterthanen auswarten, was Gott thun wolte, weil sie
es villeicht nicht allein verschuldt hetten, Darüber er bewogen vnd ist vmb 4
Vhren gegen abent widder zu Collen eingezogen. Ehe er aber widder ins Schloss
komen, hat sich plötzlich ein Wetter bewiessen, vnd wie er mit der
Churfürstin ins Schlossthor komen, hat Ihme das Wetter die 4 pferde sampt dem
Wagenknechte erschlagen vnd sönsten keinen schaden mehr gethan. Den 11. Augusti
[1525] ist ein schrecklicher Comet erschienen, desgleichen zuuor nicht
gesehen, Des morgens vmb 4 Vhre hat er sich bewiessen vnd vber 5
Viertelstunden nicht gestanden. Er ist sehre lang, gross, gelbroth oder
blutfarbig gewesen, An einem ort hat er die gestalt eines krummen arms gehabt
vnd in der handt ein gross Schwerdt, an des Schwerdts seiten vnd Spitzen sind
3 grosse Sternen gestanden, von welchen sich ein breiter wolkenfarbiger
Schwantz weit ausgestreckt, vnd auf den Seiten sind erschienen viel kleiner
Sternen alss lange Spiesse, Dazwischen aber sind viel kleiner Schwerter
blutroter Farbe vnd nicht wenig Fewrflammen, darunter sich hin vnd widder der
viel grausamer angesichter mit rauchen Heuptern vnd bärten haben sehen lasse.
In diessem
Jahre [1525] ist im Ost ein solcher grosser Wind gewesen, dass vmb Soldin in
der New-Marcke wol für 1000 fl. Korn von Schwaden, so auf dem Felde gemehet
gewesen, ist weggefürt vnd verjagt, dass Niemandt gewust, wo es gestoben oder
geflogen. Den 26. Decembris [1525], welcher war der tag S. Stephani Martyris, hat ein Schwartzer Münch im Stifte zu Collen, do alle herrschafft in der predigt gewesen, den H. Apostel paulum auf der Cantzel lügen gestrafft wegen des Spruchs Gal. 4.: Als die Zeit erfüllet war, sandte Gott seinen Sohn, geboren vom Weibe etc. Darauf er also bald von Gott gestrafft, dass er auf der Cantzel niddergesuncken, seinen Lestergeist ausgespiegen vnd des Jähen todts gestorben. |
Quelle: http://www.mehrow.de/Geschichte/Chroniken/Microchronicon.html#1520 Diese Quelle stellt den Zusammenhang der
Hafftitius-Chronik folgendermaßen dar: "HAFFTITII MICROCHRONICON MARCHIUM (1599) Riedel's Codex
diplomatictus Brandenburgensis, eine "Sammlung der Urkunden,
Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen für die Geschichte der Mark
Brandenburg und ihrer Regenten." enthält im ersten und einzigen Band der
vierten Hauptteiles (veröffentlicht 1862) verschiedene alte Chroniken bzw.
Bruchstücke von Chroniken. Ab Seite 46 findet
sich dort im III. Kapitel eine Microc(h)ronicon Marchicum
genannte Chronik der Mark Brandenburg aus dem Jahre 1599 (1600). Danach hatte er 25
Jahre an den beiden Schulen zu Berlin und Cöln gedient und war Rektor
geworden, wurde dann aber mit Undank entlassen. Beide hat er daraufhin
handschriftlich vervielfältigt und hochstehenden Personen wie beispielsweise
den Markgrafen zugestellt. Je nach Empfänger hat er bestimmte Passagen weggelassen
oder hinzugefügt, so dass verschiedene Versionen im Umlauf waren, welche
später auch noch ergänzt wurden. So enthält die im von Riedel in den
"Codex Diplomaticus Brandenburgensis" aufgenommene Version auch
Angaben aus dem Jahre 1600, obwohl sie vom Verfasser auf 1599 datiert wurde. Diese "Kleine
Chronik der Mark" (Microchronicon Marchicum), die das 15. und 16.
Jahrhundert umfasst, wollen wir hier ausschnittsweise vorstellen. Weggelassen
haben wir dabei fast alle fürstlichen Familiengeschichten, politischen
Ausführungen, Kriegsberichte usw., da uns vornehmlich interessiert, was sich
damals in der Mark und natürlich insbesondere in unserer Gegend ereignet hat." |
Der bei Hafftitius genannte Astronom ist natürlich
Johannes Carion. Dieser vorliegende Chronikauszug aus dem
"Microchronicon" ist die Hauptquelle für Bergengruens
Roman. Für die Glaubwürdigkeit des Hafftitius sollte man auf die Umgebung
achten. Schon hier in den Angaben zu 1525 und dann im gesamten Werk zeigt
sich das Hauptinteresse des Petrus Hafftitius: seltsame Wundergeschichten. Was sollte den historischen Carion, dem ja daran lag, den
hysterischen Druck aus der Stöffler-Prophezeiung für den Februar 1524
herauszunehmen (s. Prognosticatio
9,9 – 10,4), dazu veranlassen, fürs selbe Jahr noch einmal eine schlimme
Prophezeiung für den Juli und jetzt speziell für Berlin zu erstellen? Man vergleiche dazu die Angaben zum Jahr 1525, die Carion in seiner
eigenen Chronik (Chronica 7,56,4 – 18) verzeichnet: "7,56,4 Anno 1525 ist Franciscus könig zu
Franckrich vor Paui jnn der Longobardia durch Keisars Caroli kriegsvolck/ jnn
einer schlacht gefangen/ vnd nachmals jnn Hispanien gesant/ 5 Den hat
entlich der keisar nicht allein gnediglich widder ledig gelassen/ vnd jnn das
Königreich Franckrich eingesatzt/ sondern hat jhm auch eine schwester
gegeben/ mit namen Königin Leonoram. 6 Die haubtleut jnn gedachter
schlacht sind gewesen/ Graue Niclaus von Salm/ Herr Georg von Fronsperg/ Marx
Sittich/ Der Hertzog von Burbon/ der Marggraue von Piskera. 7,56,5
Jnn diesem jar haben jnn Deudschland die bawern ein schreckliche auffrhur
erreget jnn Elsas/ Schwaben/ Francken/ am Rhein vnd jnn Düringen/ 6
Diese auffrhur ist aber durch der Fürsten ernst mit gewalt widderumb
gestillet worden/ 7 Vnd sind mehr denn hundert tausent bawern
allenthalben etwa jnn dreien Monat erschlagen worden/ 8 Einer genant Schapler/
hat zwelff Artickel gemacht/ genant von Christlicher freiheit/ 9 Das
man der öberkeit nicht zins geben solt etc/ 10 Durch diese Artikel
meinet man/ sey der pöfel der mehrer teils erregt/ 11 Jnn Düringen zu
Mülhausen/ ist ein prediger gewesen/ mit namen Thomas Müntzer/ der
gabe fur/ er wolde die kirchen reformirn/ vnd rhümet/ Got hett jm sonderlich
offenbarung/ vnd das schwerdt Gedeon gegeben/ alle gotlosen zu erschlagen/ 12
Vnd füret den pöfel aus/ lies sie der Edelleut heuser plündern/ 13 Aber
die Fursten von Saxen vnd der Landgraue/ schlugen den hauffen vnd fiengen den
Müntzer vnd etliche seiner gesellen/ vnd köpfften sie/ 14 Dieser
Müntzer hat erstlich die lahr vom Widdertauff angefangen/ die noch jnn viel
landen vnruge macht/ 15 Jnn diesem Vers/ ist die zal beider sachen/
vom König von Franckrich vnd den Bawern. 16 Captus erat Gallus coeunt cum rure cohortes. <=
1525> 7,56,17 Anno 1525 haben Johannes
Oecolampadius zu Basel/ vnd Vlrich Zwingli/ erstlich schrifften
ausgehen lassen/ darinn sie den verdampten jrthumb Berengarij vernewet haben/
das Christus leib vnd blut nicht jm Nachtmal Christi warhafftiglich
gegenwertig sey/ 18 Wiewol der vnsinnig man Andreas Carolstad/
jm jar zuuor den vnlust angefangen hat." So die
Worte des "Astrologen" (!) Johannes Carion! |