VERGIL-SERIE: ITALIEN 1930

Auch im Kontext dieser Stelle zeichnet Vergil ein rundum positives Bild des bäuerlichen Lebens: Der Bauer darf erst reichlich ernten, fast spendet die Erde alles von selbst wie in Ovids Zeichnung der goldenen Zeit; vor dem Zitat werden die reifen Trauben gepriesen, dann:

Interea dulces pendent circum oscula nati, 
casta pudicitiam servat domus, ubera vaccae
lactea demittunt, pinguesque in gramine laeto
inter se adversis luctantur cornibus haedi.

Hanc olim veteres vitam coluere Sabini,
hanc Remus et frater, sic fortis Etruria crevit,
scilicet et rerum facta est pulcherrima Roma,
septemque una sibi muro circumdedit arces.
Ante etiam sceptrum Dictaei regis et ante
impia quam caesis gens est epulata iuvencis,
aureus hanc vitam in terris Saturnus agebat;
necdum etiam audierant inflari classica, necdum
impositos duris crepitare incudibus enses.
(Georgika II, 523-526 - zitiert 523-, danach 532-540)

Nach der Arbeit umdrängen die Kinder mit Küssen den Vater,
Reinheit durchstrahlt das behütete Haus. Milch gibt es in Fülle.
Satt von der Weide bekämpfen auf grünem, schwellendem Rasen
Horn an Horn mit Stoßen und Ziehn sich munter die Böcklein.

Solch ein Leben führten dereinst die alten Sabiner,
so wuchsen Remus und Romulus auf und die starken Etrusker,
so wuchs auf voll Macht in der Welt die strahlende Roma,
sieben Burgen umfasste geeint der Ring ihrer Mauer.
Ehe die eiserne Weltzeit geherrscht und ehe ein rohes,
fühllos Geschlecht sich Stiere erschlug zu üppigem Schmause,
lebte so Saturnus auf Erden in goldener Weltzeit.
Damals hörte man nicht die Kriegstrompete erschallen, 
nirgends klirrte der Hämmer Geläut schwertschmiedend am Amboß.
(Übers. Johannes und Maria Götte, Tusculum-Ausgabe, Heimeran 1970)

Bei Vergil ist das Leben der Bauern das, das auch Saturn, der Gott der Goldenen Zeit, auf Erden geführt hat: Damals herrschte noch ewiger Friede, auch zwischen Mensch und Tier.

Auf dem Bild wird nicht ein Vater nach der Arbeit geküsst, sondern eine kinderreiche Mutter wird umschwärmt von ihren vier Kindern, während sie am Webstuhl arbeitet (!), - und ein Kalb rundet die Idylle noch ab. 1930 ein Appell zum Kinderreichtum?