Mythos - ANTIKE GÖTTER

KYBELE - MAGNA MATER CYBELE

Katalogangabe (Michel): <Ausgabedatum> 13. November 1961; <Anlass> 400. Jahrestag zur Erhebung Madrids zur Hauptstadt Spaniens; <Bildinformation> Cibeles-Brunnen (18. Jh.)

Über den Brunnen erfährt man auf der Seite "Spaniens Allgemeine Zeitung":
Auf unzähligen Reiseführern und Postkarten wird das Motiv des Wahrzeichens von Madrid dargestellt: Der Kybele-Brunnen an der Plaza de la Cibeles.
Die Königin Kybele, phrygischen Ursprungs, wurde einst von der griechischen Mythologie übernommen und personifizierte die Erde. Gleichzeitig herrschte sie über die wilden Tiere, die ihr Gefolge bildeten. Am madrilenischen Kybele-Brunnen wird sie auf einem Karren dargestellt, der von zwei männlichen Löwen gezogen wird.
Die Legende berichtet anderes; in Wirklichkeit handelt es sich nämlich um das junge Liebespaar Hipomenes und Atlanta, die zur Strafe in einen Löwen und eine Löwin verwandelt worden sind. Wie es dazu kam?
Atlanta, die Tochter von Lassos, wurde von ihrem Vater nach der Geburt alleine in den Bergen ausgesetzt und von einer Bärin gesäugt. Später nahmen sie einige Jäger bei sich auf. Sie wuchs zu einer schönen Frau heran und befragte eines Tages das Orakel nach ihrer Zukunft. So wurde ihr vorausgesagt, dass sie im Falle einer Heirat ihre Gestalt verändern würde. Kurz darauf traf sie überrascht auf ihren Vater, der sie zur Heirat drängte. Um zu verhindern, dass sich die Prophezeiung erfüllt, stellte Atlanta ihrem Vater eine Bedingung: Die Anwärter sollten mit ihr einen Wettlauf austragen, und der Verlierer würde durch ihre Hände getötet werden. Den Gewinner würde sie heiraten. Lange Zeit konnte sie kein Mann besiegen. Als sie schließlich der junge Hipomenes kennen lernte, verliebten er sich in Atlanta und bat die Göttin Aphrodite um Rat. Sie gab ihm daraufhin einige goldene Äpfel und wies ihn an, die Früchte während des Wettlaufs fallen zu lassen. Und so kam es, dass sich Atlanta während des Wettlaufs herunter beugte, um die Äpfel aufzusammeln. Sie verlor den Wettkampf. Die jungen Leute heirateten und lebten eine Zeitlang glücklich miteinander. Die missgünstige Aphrodite aber wollte einen Pfahl zwischen die beiden Liebenden treiben und wies das Paar an, in den Tempel der Göttin Kybele zu gehen und diesen zu verunreinigen. Entzürnt verwandelte Kybele die beiden in einen männlichen und einen weiblichen Löwen. Irgendwann hatte sie schließlich Mitlied mit Hipomenes und Atlanta, und spannte die verhexten Löwen vor ihren Wagen, damit sie bis in alle Ewigkeit zusammen bleiben konnten.
Die Madrilenen nennen ihren Brunnen liebevoll La Cibeles und haben überhaupt gar kein Problem damit, dass die Statue der phrygischen Göttin eigentlich herzlich wenig mit der Geschichte Madrids zu tun hat. Oft erzählt man auch, dass Kybele in Wirklichkeit von einem Stierkampf kommt und sich in Richtung Puerta del Sol begibt."

In dieser Erzählung fehlt die Motivation der Missgunst der Aphrodite; die einzelnen Züge passen nicht recht zusammen.

Bei der genannten "Atlanta" handelt es sich um Atalante, über die man im Lexikon der Antike erfährt:
Atalante, in der griechischen Sage berühmte schöne Jägerin Arkadiens; beteiligte sich an der Jagd auf den Kalydonischen Eber und erhielt dessen Fell von Meleagros geschenkt. Sie besiegte alle Freier im Wettlauf und tötete sie; Hippomenes gewann sie, da er beim Lauf drei goldene Äpfel fallen ließ, nach denen sie sich bückte und deshalb unterlag. - Gemälde von Rubens; Oper von Händel. Be
[Lexikon der Antike: Atalante, S. 1 ff. Digitale Bibliothek Band 18: Lexikon der Antike, S. 666 (vgl. LDA, S. 69 ff.)]

Da taucht wieder die Frage auf: Wie kommt Kybele - wirklich - nach Madrid?

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