PAGINA CARIONIS

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ANZEIGUNG DES ANDREAS PERLACH

1,1 Des Cometen vnd ander erscheinung in den lüfften/ Jm XXXI. Jar gesehenn bedütung
2 Durch Andreen Perlach von Witschein/ der sibenn freyen/ vnd natürlichen kunst maister/ Diser zeyt auff der löblichen hohen schuol zuo Wien/ in der Astronomey/ was die himlischen leüff würckung/ vnd jre einflüß betreffen ist/ verordenter Läser.

3 Darbey auch ein anzaigung/ das Charion seine Judicia nicht auß der natürlichen kunst Astrologia gemacht hat.

1, 1 Bedeutung des Kometen und anderer Erscheinungen in den Lüften, die man im Jahre 1531 gesehen hat.
2 Verfasst von Andreas Perlach von Witschein, Magister der sieben freien und natürlichen Künste, derzeit an der lobenswerten hohen Schule zu Wien ordentlicher Professor der Astronomie, die die Wirkung und Einflüsse der Himmelsläufe betrifft.

3 Dabei findet sich auch eine Anzeige, dass Carion seine Gutachten nicht mithilfe der natürlichen Kunst der Astrologie erstellt hat.

2, 1 Dem Edlen vnd vhesten Herrnn Veyten Zollner/ Römischer/ Hungerischer vnd Behemischer/ kunigklicher Mayestat etc. Rath vnd Chamermaister der nyder österreichischen lande/ seinem günstigen lieben Herren vnd wolthätter/ Entpeüdt Andreas Perlachius Steyrer/ der syben freyen kunst vnd Philosophei maister/  sein vngespart willig dienst zuouor. 2, 1 Dem edlen und tapferen Herrn Veit Zollner, dem Rat und Kammerherrn der Römischen, Ungarischen und Böhmischen  königlichen Majestät in Niederösterreich, seinem wohlwollenden, lieben Herrn und Wohltäter, entbietet Andreas Perlach, ein Steirer, Magister der sieben freien Künste und der Philosophie, seinen unbedingten, freiwilligen Dienst.
3, 1 EDler vester Herr/ 
2
Nach dem jm Monat Augusti des 1531. Jar ein Comet erschinen/ haben vil vnd namhafft leüdt/ den selbigen nit on klain verwundrung gesehen/ 3 vnd ein yetlicher (4 wie dann die natur aller menschen ist/ als Aristotiles jm anfang seiner Methaphisica schreibt/ das sy alle ding gern wissenn wolten/ Sonderlich die khünfftigen) gefragt/ was diser Stern bedeüten sey/ 5 so ist warlich nichts schwerers hie auff diser welt/ dann künfftige ding (an sondre eingebung Gottes/ wie den Propheten beschehen) anzuzaigen/ 6 vnd wie wol Astrologia ein natürliche kunst/ künfftig sachen auß lauff des gestirns anzaigen thuot/ 7 Aber wie Ptholomeus leret nuor in der gemain/ als wenn einer von einem ding sagt/ daz er von ferrn gesehen hat/ das man so gar eygentlich nit beschreyben kan/ 8 ye doch das gemain anzaigen/ einem verstendigen vnnd weysen man genuog ist zuo wissen/ 9 dann auß dem selbigen <Wort unlesbar: gehaben?> anzaigen mag einer durch sein vernunft weytter gedenckenn/ 10 als dann offt geschicht/ das ein verstendiger auß einem wort/ oder eynem anzaigen/ einer gantzen handlung grundt vnd fürnemen bedencken kan/ 11 Welche sach aber dem gemainen man mer für einn spot/ dann für ein kunst geachtet wirdt/ 12 Dann dise kunst/ nit für den gemainen man/ da kain verstanndt ist/ sonder für die/ welch die selbig durch yr vernunft weytter vnd höher prauchen künnen/ erfunden ist worden/ 13 Darumb fast übel angesehen zuo vnsern zeytten/ daz man also leichtfertigklich von allen künfftigen sachen zu schreiben/ vnd dem vnuerstendigen also auß praiten/ (14 dardurch die recht natürlich kunst Astrologia/ nicht in klaine verachtung komen) sich vil vntersteen/ 15 Demnach ist bißher für vnd für an mich gehalten/ vnd nicht wöllen/ (16 dieweyl yr so vil von disem Cometen geschriben habenn antag zuo geben/ 17 Aber etlich auß E. V. guot Herrn vnd Freündt/ die mir vil ehren vnd <Jetzt sind etwa je die drei ersten Buchstaben links in den nächsten sieben Zeilen abgerissen und hier durch <..> kenntlich gemacht!>
<..>tes willen von E. V. wegen in E. V. abwesen bewisen/ vnd
<..>ch täglich beweysen/ mich so offt vnd vil gemant/ vnd an mich
<..>langt (nit angesehen die manigfaltig beschreibung) ich solt von
<..>E. V. vnd ern wegen/ mein mainung dises Cometen halben auch 
<..>nzaigen/ welchs wol mir beschwerlich/ aber ab zuschlagen gar
<..>nes vndanckbarnn gemüt gewesenn wer/ 18 Demnach hab ich
<..>wer vnd yrer vast guoten Herrn vnd Freünden/ auch meinem sundern guoten freündten vnd günnern/ etwas nach meinem verstandt auß natürlichen vrsachen/ als vil mir Got verlihen zuo ehren vnd gefallen/ beschreiben wöllen/ 19 fleyssigklich pittendises also in allem pesten anzunemen. 
20 Datum Wien am 13. tag Nouem.
3, 1 Edler, tapferer Herr! 
2
Nachdem im Monat August 1531 ein Komet erschienen ist, haben ihn viele, auch bedeutende Leute mit großem Erstaunen gesehen, 3 und alle haben gefragt, - 4 wie es Wesen aller Menschen ist, wie Aristoteles am Anfang seiner Metaphysik schreibt, dass sie alles, besonders die Zukunft gerne wissen wollen - was dieser Stern bedeute. 5 Es gibt wirklich nichts Schwierigeres hier auf dieser Welt, als die Zukunft (ohne besondere göttliche Inspiration, wie bei den Propheten geschehen) anzuzeigen, 6 obwohl die Astrologie, eine natürliche Kunst, aus dem Sternenlauf die Zukunft anzeigt. 7 Aber wie Ptolemäus lehrt, nur in dem Sinn, wie wenn jemand von einer Sache spricht, die er von Ferne gesehen hat, die man aber nicht vollständig beschreiben kann, 8 wobei die allgemeine Rede einem verständigen und weisen Mann aber ausreicht.  9 Denn diese allgemeine Rede kann man mit seiner Vernunft weiterdenken. 10 Es geschieht ja oft, dass ein Verständiger aus einem Wort oder einem Hinweis einen ganzen Handlungszusammenhang erschließen kann. 11 Macht das ein Laie, wird er eher verspottet als als Könner angesehen. 12 Denn diese Kunst ist nicht für den unverständigen Laien erfunden worden, sondern für die, die sie durch ihre Fähigkeit weiter und intensiver gebrauchen können. 13 Deshalb wird es heutzutage ungern gesehen, dass man von allen künftigen Dingen so leichtfertig schreibt und sich viele anmaßen, sie vor dem Unverständigen auszubreiten. 14 Dadurch kam die richtige, natürliche Kunst der Astrologie in großen Verruf. 15 Deshalb habe ich mich bisher zurückgehalten und mich nicht äußern wollen, 16 obwohl so viele über diesen Kometen geschrieben haben. 17 Aber einige Ihrer guten Herren und Freunde, die mir Ihretwegen in Ihrer Abwesenheit viel Ehre erwiesen und noch täglich erweisen, haben mich oft und dringend ermahnt und von mir verlangt, ich solle - trotz der zahlreichen Beschreibungen - Ihretwegen meine Meinung über diesen Kometen darlegen; das war mir zwar beschwerlich, es abzuschlagen hätte aber Undankbarkeit verraten. 18 Deshalb habe ich Euren und ihren sehr guten Herren und Freunden, auch meinen besonders guten Freunden und Gönnern etwas von meinem Verständnis der natürliche Ursachen, so wie es mir Gott verliehen hat, zur Ehre und zum Gefallen schreiben wollen. 19 Inständig bitte ich darum, dieses Schreiben bestens anzunehmen.
20 Gegeben zu Wien, am 13. November.
4, 1 zum Leser.

2 FReündtlicher lieber Leser/ du solst dise mein Prognostication/ die ich auß der natürlichen kunst/ Astrologia genant/ genommen hab/ nicht dafür halten/ daz es muoß also geschehen/ 3 Dann als Ptho. der Haydnisch maister/ vnd ein vnglaubiger schreibt/ 4 Der weyß herschet über daz gestirn/ 5 vil mer ein götlicher Christenlicher mensch/ mit seinem gepet gegen Got über daz gestirn vnd seinem <sic!> einfluß herschen mag/ 6 So hab ich alzeyt in meinen Juditijs/ disen prauch gehabt/ das ich an natrülich <sic!> vrsach/ nichts hab wöllen schreiben vnd an tag geben/ 7 da mit ein yetlicher ab nem/ das ich mich allain des grundts der natürlichen kunst Astrologia genant behilff/ vnd kainer andern/ 8 darumb kainer mein Juditia/ vergleichen sol/ gegen des Charion/ 9 welcher nit auß dem grundt/ der natürlichen kunst Astrologia/ sonder auß ainer andern/ die er villeicht nit melden darff/ genomen hat/ 10 dann es seind mer khünst darauß man khünfftig sachen an zaigen kan/ aber nit allain bey den Christen/ sonder noch bey den Hayden (11 wie dann dy recht gelerten vnd verstendigen Juristen wol wissen) 12 bey dem schwert vnd prant/ warlich nit an sondre grosse vrsach/ schwärlich verpoten seind worden/ 13 dann het Charion ainen rechten grundt der natürlichen khunst Astrologey/ wer nit müglich gewäsen/ das er so vil schändtlicher jrthumb/ in seinem püchel/ wider den grundt der kunst in druck het auß geen lassen/ 14 vnd sollich schändtlich jrthumb/ das auch ainem anfahenden schuoler zuouerweysen wär/ 15 wil schweigen aim solchen welcher der aller gelertist Astrologus geacht wil sein/ vnd von vilen (wie wol von kainem recht gelerten verstendigen man) darfür gahalten wirdt.

4, 1 An den Leser

2 Lieber wohlwollender Leser! Du sollst von dieser meiner Vorhersage, die ich der natürlichen Kunst namens Astrologie entnommen habe, nicht glauben, sie müsse genau so eintreten. 3 Denn schon Ptolemäus, ein heidnischer Meister, ein Ungläubiger, schreibt, 4 der Weise herrsche über die Sterne. 5 Um wie viel mehr kann ein gottgläubiger Christ mit seinem Gebet an Gott über die Sterne und ihren Einfluss herrschen. 6 Ich habe mich in meinen Gutachten immer daran gehalten, dass ich ohne natürlichen Grund nichts schreiben und veröffentlichen wollte, 7 damit ein jeder glaube, dass ich mich allein der Grundlage der natürlichen Kunst namens Astrologie bediene und keiner anderen. 8 Deshalb soll keiner meine Gutachten mit denen des Carion vergleichen. 9 Denn der hat nicht aus der Quelle der natürlichen Kunst Astrologie geschöpft, sondern aus einer anderen, die er vielleicht nicht angeben darf. 10 Es gibt nämlich mehr Künste, um die Zukunft zu beschreiben, die aber nicht nur bei Christen, sondern auch bei Heiden - 11 wie recht gelehrte und verständige Juristen wissen - 12 mit Feuer und Schwert, und das in voller Berechtigung, streng verboten wurden. 13 Denn würde Carion aus der richtigen Quelle der natürlichen Kunst Astrologie schöpfen, hätte er unmöglich in seinem Büchlein so viele schändliche Irrtümer gegen die Grundlage der Kunst in Druck geben können, 14 und zwar solche schändliche Irrtümer, die man auch bei einem anfangenden Schüler tadeln müsste, 15 ganz zu schweigen bei einem solchen, der als allergelehrtester Astrologe gelten will und von vielen, wenn auch von keinem recht gelehrten, verständigen Mann, dafür gehalten wird.

5, 1 Der Erst schäntlich jrthumb/ den er in seinem püchlein hat auß geen lassen ist/ das er nit verstet/ was das wörtlein Reuolutio bey den Astrologos bedeüt. 5, 1 Der erste schändliche Irrtum, den er in seinem Büchlein veröffentlicht hat, ist, dass er nicht versteht, was das Wörtlein "Revolution" bei den Astrologen bedeutet.
6, 1 Der Ander jrthumb/ das er nit hat kündt/ zwaintzig Reuolutiones nach einander gerecht machen/ 2 seind Sechs darunter durchauß falsch/  nit allain mit den stunden vnd minuten/ son der auch mit jren Asendenten <sic!> oder auff steigenden zaichen. 6, 1 Der zweite Irrtum besteht darin, dass er keine zwanzig Revolutiones nach einander richtig bestimmen konnte. 2 Sechs davon sind völlig falsch, nicht nur mit den Stunden und Minuten, sondern auch mit ihren Aszendenten oder aufsteigenden Zeichen.
7, 1 Der Drit jrthumb/ das er nit souil gelernet hat in Astrono mia/ die dann ein grundt ist der rechten natütlichen <sic!> Astrologey/ das er west/ wie weyt ein Planet von der Sonnen geen oder stehen müg. 7, 1 Der dritte Irrtum ist, dass er nicht so viel in der Astronomie, die doch die Grundlage der richtigen, natürlichen Astrologie ist, gelernt hat, dass er weiß, wie weit ein Planet von der Sonne gehen oder stehen kann.
8, 1 Zum Vierten/ das er die finsternus/ die er in seinem büchel hat gesetzt/ nit hat künnen selber rechnen/ 2 welchs doch jr vil/ die auch geleert sein wellen/ gäntzlich vermain/ 3 sonder hat die selbigen genomen auß des Hochgelerten man Johannis Stöffler newen Kalender/ den er biß auf 1580 Jar volzogen vnd gemacht hat/ 4 was er jm aber vmb sein müh vnd arbait für ein lob vnd danck gibt/ findt man in seinem newgedruckten büch lein/ da er von dem 44 jar schreibt/ 5 vnd das aller spötlichest/ das er kain vorstandt hat der finsternus theorick/ 6 dann wie der Schöffler <sic!> dy finsternus der Sonnen gerechet ha/ auff das mit tel des sibenden Clima/ also lests der vnuerstendig man nuor pleiben/ vnd maint sy sollen auch gerecht sein/ auff den anfang des Newnten Clima/ darinn Perlin ligt/ 7 vnd hat nit so vil sein tag gelernet in Astronomia/ das der Sonnen finsternus/ mit den puncten vnd minuten jrer beschatigung/ sich in allen Climatibus verendern. 8, 1 Viertens konnte er die Finsternis, die er in seinem Büchlein ansetzt, nicht selbst berechnen. 2 Viele von denen, die auch gelehrt sein wollen, fordern das auf jeden Fall. 3 Nein, er hat sie aus dem neuen Kalender des hochgelehrten Johannes Stöffler bezogen, den der bis 1580 gerechnet und hergestellt hat. 4 Wie Carion Stöffler für seine Mühe und Arbeit dankt, findet man in seinem neuerdings gedruckten Büchlein, in dem er vom Jahr 44 schreibt. 5 Und was am meisten Spott verdient, ist, dass er die Theorie der Finsternis nicht versteht. 6 Denn so, wie der Stöffler die Sonnenfinsternis für die Mitte der siebten Zone berechnet hat, so lässt es der Mann ohne Verstand ganz stehen und meint, sie solle auch für den Anfang der neunten Zone, in der Berlin liegt, gelten. 7  Er hat sein Lebtag in der Astronomie nicht so viel gelernt, dass er weiß, dass eine Sonnenfinsternis hinsichtlich der Punkte und Minuten ihrer Verfinsterung in allen Zonen anders ist.
9, 1 Der Fünfft jrthumb/ das er vnd sein anhänger/ wider alle natürliche kunst vnd vernunfft/ wöllen das die würckung mög vor jrer vrsach gen 2 vnd vestigklich darauff hafften die finsternus des 29. jars am 17. tag Octobris beschehen/ hab des Türcken überfal bedeüt/ der doch am 14. tag Octobris weck ist zogen. 9, 1 Der fünfte Irrtum ist, dass er und seine Anhänger entgegen aller natürlichen Kunst und Vernunft wollen, dass die Wirkung ihrer Ursache vorausgeht. 2 Folglich bestehen sie darauf, dass die Finsternis vom 17. Oktober 1529 den Überfall des Türken bedeutet habe, der doch am 14. Oktober abgezogen ist.
10, 1 Der Sechst vnd der aller gröbest vnd schäntlichist jrthumb das er den lauff der Planeten nit rechnen kan/ 2 Er hat sein Juditium (3 da mit er ander leüt vnpillicher weys schmächen möcht) von newen in druck geben/  vnd daz selbig erlengert biß auff 50. Jar/ 4 vnd hat darzuo gesetzt/ jn welchem zaichen vnnd grad die Planeten sein in einem yetlichen Jar/ vnd auff den tag wann die Sonn in Wyder geht/ 5 hat die selbigen recht gesetzt auff das 30 vnd 31. jar die weyl er des stöfflers Almanach beuor hat gehabt 6 Aber hienach biß auff 50. Jar/ hat er nit so vil kündt/ das er auff einen tag jm gantzen jar aller Planeten lauff het recht gerechnet/ 7 Sonder in etlichen schier durch auß biß in die zwölf grad schenttlichen geyrrt/ vnnd in etlichen jaren noch mer/ 8 das warlich ein yetlicher in diser kunst vor allen dingen wissen vnd haben muoß/ 9 will einer anders etwas gerechts/ auß grundt der natürlichen kunst anzaigen/ 10 was müssen für yrrthumb vnd falseten sein/ in andern seinen rechnungen/ vnd sonderlich so er ein Almanach gerechnet hat/ 11 die weyl er auff einen tag jm gantzen jar/ nit hat künnen ein rechte rechnunge machen der Planeten lauff 12 Müssen von nöten all Coniuncion vnd opposition auch ander aspect vnd habitudinis/ die not sein zu wissen (13 welcher anders wil auß der natürlichen kunst Astrologia recht Judicieren) auch all falsch sein. 10, 1 Der sechste, allergröbste und schändlichste Irrtum ist, dass er den Planetenlauf nicht berechnen kann. 2 Er hat sein Gutachten - 3 mit dem er andere Leute unberechtigterweise schmähen will - noch einmal in den Druck gegeben und dasselbe erweitert bis 1550. 4 Er hat hinzugefügt, in welchem Zeichen und in welchem Grad die Planeten in jedem Jahr stehen, und den Tag angegeben, an dem die Sonne in den Widder geht. 5 Das stimmt 1530 und 1531, weil er da auf Stöfflers Almanach zurückgreifen konnte. 6 Aber danach hat er es bis 1550 nicht mehr geschafft, den jährlichen Planetenlauf taggenau zu berechnen, 7 sondern er hat sich in einigen Jahren bis auf 12 Grad schändlich geirrt, in manchen sogar noch mehr. 8 Diese Daten muss man in dieser Kunst vor allem kennen und haben, 9 wenn man etwas Richtiges aufgrund der natürlichen Kunst anzeigen möchte. 10 Welche Irrtümer und Falschheiten müssen dann in seinen anderen Berechnungen und besonders in seinem Almanach sein! 11 Konnte er doch für keinen Tag im ganzen Jahr den Planetenlauf richtig berechnen. 12 Folglich müssen alle seine Konjunktionen und Oppositionen, auch die anderen Aspekte und Stellungen, die jemand - 13 der aus der natürlichen Kunst der Astrologie ein richtiges Gutachten erstellen will -  kennen muss, falsch sein.
11, 1 Die weyl aber sein Juditia/ bey solcher vnwissenhait nichts dester weniger zuotreten/ vnd sich also begeben/ vnd er den rechten grundt der Astrologey nit kan/ welcher wil also vnnuerstendig sein/ vnd sprechen/ er habs auß der natürlichen kunst Astrologia/ 2 muß auch von nöten folgen/ daz er seine Juditia/ auß einer andern kunst nympt/ 3 vnd vermaint es sein auff allen vniuersitetnn lauter narren/ 4 man wür sein vnwissenhait vnd vnuerstandt in der kunst Astrologia nit spürn/ oder auß nemen/ 5 Mich dunckt auch gentzlich er hab sein Juditia genommen/ auß den püchern magistri Pelagi heremite in regno maioricarum von der beschwerung der geyst/ 6 dann ein solchs zuo Perlin abgeschriben ist worden/ vnnd mit aller zuo gehörung gen Osterreich pracht/ 7 das ich mit meinen augen gesehen hab/ 8 Es sein vorzeyten auch solch lewt gewesen/ wie Ptholomeus anzaigt/ die mit solchen künsten umm sein gangen/ vnd gesagt/ sy nemen yr Juditia auß der Astrologey/ so sy doch keinen rechten grundt (wie diser Charion) darjnn hetten. 11, 1 Da aber seine Gutachten trotz dieser Unwissenheit, Carion beherrscht ja die Grundlagen der Astrologie nicht,  zutreffen und eintreten, kann nur ein Mann ohne Verstand behaupten, er beziehe sie aus der natürlichen Kunst der Astrologie. 2 Notwendigerweise bezieht er seine Gutachten aus einer anderen Kunst. 3 Dazu meint er, auf allen Universitäten gebe es nur Narren, 4 man werde seine Unwissenheit und seinen Unverstand in der Kunst der Astrologie nicht spüren oder erkennen. 5 Ich bin völlig davon überzeugt, dass er seine Gutachten aus den Büchern des Meisters Pelagius des Eremiten aus dem Königreich Mallorca über die Geisterbeschwörung bezogen hat. 6 Denn so eines ist in Berlin abgeschrieben und mit allem Zubehör nach Österreich gebracht worden. 7 Ich habe es mit eignen Augen gesehen. 8 Wie Ptolemäus anzeigt, gab es auch früher solche Leute, die mit solchen Künsten Umgang hatten und gesagt hatten, sie nähmen ihre Gutachten aus der Astrologie, obwohl sie - wie dieser Carion - kein rechtes Grundlagenwissen von ihr hatten.
12, 1 Zum Sechsten/ das er mich vnuerschampt/ mit vnwarheit vnd lügen antast/ 2 vnd schreybt zum Ersten ich hab in nit mit geringen scheltwortten antast/ 3 Zum andern ich het geschriben/ es bring kain Finsternus schaden oder nachtayl/ 4 das sich kains nymmer mer finden wirt in meinem schreyben/ 5 Darauß ich entlich nym/ das dieser Charion entweder kain Latein versteet/ oder muß mit einem boßhafftigen vnd tewflischen geyst besessen sein/ das er darff also offentlich vnd vnuerschampt einen an liegen. 12, 1 Sechstens: Dass er mich unverschämt mit Unwahrheit und Lügen angreift 2 und erstens schreibt, ich hätte ihn mit gewaltigen Schimpfworten angegriffen, 3 und zweitens, ich hätte geschrieben, keine Finsternis bringe Schaden oder Nachteile: 4 davon findet sich nichts in meinen Schriften! 5 Daraus entnehme ich, dass dieser Carion entweder kein Latein versteht oder von einem boshaften, teuflischen Geist besessen sein muss, dass er einen so offensichtlich und unverschämt anlügen darf.
13, 1 Vnd wiewol mich sein vngegründt vnd vngeschickt schreyben/ nit also hoch het angefochten/ das ich ym geantwort het/ 2 Die weyl mir wol wissen ist/ das kain recht gelarter vnd verstendiger man/ in mit seinem warsagen kan noch mag loben/ 3 vnd wol het noch ein weyl leyden vnd schweygen mügen/ 4 Damit etlicher männer (5 die sich hochgelert achten/ vnd disen Charionem/ für den gelertisten Astrologum auß schreyen/ Darunter auch Lectores Ordinary in Astronomia sein) vnuerstandt wol an tag vnd an das liecht kommen wer/ 6 Dann sy all ander schenden vnd vernichten/ 7 so bewegt mich doch mein gewissen/ 8 die weyl mir Got disen verstandt hat geben/ das ich wayß vnnd verste/ wo man also still schwig vnd zu geb/ das Charionis Juditium auß der natürlichen kunst Astrologia genomen wer worden/ möcht satanas durch seine kinder einen solchen yrrthumb jm glauben/ bewegen/ 9 Der gleichen seyt Christi gepurt nit geschehen wer/ 10 Nemlich das die Bibel nuor ein menschen dicht sein müsset/ 11 auff sollich sach mercken gar wenig Theologi zu vnsern zeytten/ 12 Aber mich vnd ander lewt vnpillicher weyß an offnen Tafeln/ schenden/ schmähen/ vnd außrichten/ das künnen sy maisterlichen wol/ das habenn sy auß yr Theologey gelernet/ 13 Darumb kain wunder ist/ das zu vnsern zeyten so vil yrrtumb vnnd Secten allenthalben ersteen. 13, 1 Sein unbegründetes und ungeschicktes Schreiben hat mich zwar nicht so sehr betroffen, dass ich ihm geantwortet hätte. 2 Denn ich weiß wohl, dass ihn und seine Wahrsagerei kein recht gelehrter oder verständiger Mann loben kann und will. 3 Ich hätte es noch eine Weile ertragen können und hätte schweigen können, 4 damit der mangelnde Verstand einiger Männer ans Tageslicht gekommen wäre. 5 Die halten sich für hochgelehrt und preisen diesen Carion als den gelehrtesten Astrologen; darunter befinden sich auch ordentliche Professoren der Astronomie! 6 Damit bringen sie allen anderen Schande und Vernichtung. 7 Aber mein Gewissen bewegt mich doch. 8 Denn Gott hat mir diesen Verstand gegeben, dass ich weiß und verstehe, dass, falls man still schweigen würde und zugäbe, dass Carions Gutachten aus der natürlichen Kunst der Astrologie bezogen worden wäre, dass dann Satan durch seine Kinder einen solchen Irrtum im Glauben hervorrufen könnte, 9 wie es seit Christi Geburt keinen gab, 10 nämlich dass die Bibel nur Menschenwerk sei. 11 Darauf achten gegenwärtig nur wenige Theologen. 12 Aber mich und andere Leute unberechtigterweise an offenen Tafeln schänden, schmähen und verurteilen, das können sie meisterlich gut, das haben sie aus ihrer Theologie gelernt. 13 Deshalb ist es kein Wunder, dass zu unseren Zeiten überall so viele Irrtümer und Sekten entstehen.
14, 1 Dise vnd noch ander yrrtumb mer/ wil ich in einem besundern püchlein gründtlichen anzaigen/ vnnd darneben etlichen Doctorn vnd maistern respondiren/ die sich nit schemen/ einn solchen vngelerten man wyder alle vernunfft vnd gründt/ der Syben freyen kunst vnd Philosophey/ zu schand und schmach allen Vniuersitetn loben vnd preysen/ 2 vnd haben nit souil gelernet in syben freyen künsten/ vnd in der Philosophey (daruon sy jren Titel haben) dassy heten mügen erkennen/ ob einer auß grundt der natürlichen kunst schrib oder nit/ 3 Darumb auch sollich Doctores vnd Magistri vrsach sein/ das zuo vnsern zeyten vil Vniuersitet abnemen vnd zuo poden geen. 14, 1 Diese und weitere Irrtümer will ich in einem besonderen Büchlein gründlich darstellen und außerdem einigen Doktoren und Magistern antworten, die sich nicht schämen, einen solchen ungelehrten Mann entgegen aller Vernunft und allen Gründen, zur Schande der sieben freien Künste und Philosophie und zur Schmach aller Universitäten zu loben und zu preisen. 2 Die haben in den sieben freien Künsten und der Philosophie - wovon sie ihren Titel haben - nicht so viel gelernt, dass sie hätten erkennen können, ob jemand auf der Grundlage der natürlichen Kunst schreibt oder nicht. 3 Deshalb sind Doktoren und Magister dieser Art auch die Ursache dafür, dass heutzutage viele Universitäten schlechter werden und zu Grunde gehen.
15, 1 Vorred.

2 NAch erscheinung dises Cometen/ haben mich vil namhafft lewt Edel vnd vnedel gefragt/ was daz für ein stern wer/ das er nicht so liecht vnnd klar wer wie ein ander stern/ 3 warumb er in disem jar so gleich erschinen sey/ vnd nicht daruor oder darnach/ 4 warumb solch stern gemaingklich etwas übels bedewtten/ 5 wann man in zum ersten gesehen hat/ 6 vnd in welchem zaichen er am ersten erschinen sey/ 7 was er bedewt/ vnd am maisten droen sey/ 8 wie lanng sein würckunng wern werde/ 9 welchen Reichen vnd Landen er am maisten drowen sey/ 10 Sollich vnd noch ander frag mer/ das zu lang wär alles zu erzelen/ Hab ich etlichen auß meinen günstigen lieben Herrn/ mit kuortzen wortten verantwort/ 11 Aber doch nit daran benügt sein wöllen/ sonder die selbigen von anfang biß an das end begerdt an tag zugeben/ daz ich von yr guotheit wegen/ die sy mir allzeyt bewisen/ kaines wegs hab künnen abschlahen/ 12 Vnd also in disem püchlein mein mainung vnd guot beduncken anzaigen wöllen von disem Cometen/ als vil mir dann Gott in denen sachen verstant hat geben/ 13 wil auch kaines andern schreyben dises Cometen halben/ durch dise mein main ung veracht haben odder verschlahen.

<Fettdruck Charion von mir. - Es folgt der eigentliche Kometen-Text, der aber für die Carion-Frage nicht wichtig ist.>

15, 1 Vorrede

2 Nach dem Erscheinen dieses Kometen haben mich viele wichtige Leute, adlig oder auch nicht, gefragt, was das für ein Stern sei, dass er nicht so hell und klar sei wie ein anderer Stern, 3 warum er ausgerechnet in diesem Jahr und nicht früher oder später erschienen sei, 4 warum solche Sterne normalerweise etwas Schlechtes bedeuten, 5 wann man ihn zum ersten Mal gesehen habe 6 und in welchem Zeichen er zuerst erschienen sei, 7 was er bedeute und vor allem androhe, 8 wie lange seine Wirkung anhalten werde, 9 welche Reiche und Länder er vor allem bedrohe. 10 Solche und noch weitere Fragen, die aufzuzählen zu lang wäre, habe ich einigen meiner wohlwollenden, lieben Herren mit kurzen Worten beantwortet. 11 Sie waren damit aber nicht zufrieden, sondern wollten die Fragen vollständig geklärt wissen; diesen Wunsch konnte ich ihnen, da sie mir immer ihre Güte bewiesen hatten, keineswegs abschlagen. 12 Deshalb will ich in diesem Büchlein meine Meinung und das Ergebnis meiner Überlegungen über diesen Kometen darstellen, soweit mir Gott in diesem Bereich Sachverstand gegeben hat. 13 Ich will auch dieses Kometen wegen keines anderen Schriften durch diese meine Meinung verachtet oder abgewiesen wissen.

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