PAGINA CARIONIS
Iudicium de Anno 1533
IVDICIVM Magistri Iohannis Carionis de Anno M.D.XXX.III. |
Gutachten des Magisters Johannes Carion über das Jahr 1533 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Cum purgatione in qua respondet Perlachio. |
Mit
einer Rechtfertigung, in der er dem Perlach antwortet. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
M.D.XXX.II. |
1532 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
IOANNES CARION LECTORI S. D. |
Johannes
Carion grüßt seinen Leser. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1, 1 EDITVS EST
LIBEL |
1, 1
Von Andreas Perlach wurde ein Büchlein über den Kometen herausgegeben, in dem
er über mich fast mehr und Schlimmeres geschrieben hat als über den Kometen. 2
Er spricht mir insgesamt die Kenntnis in Philosophie und Astronomie ab, was
ich leicht ertragen könnte, wenn er nicht mit diesem falschen Vorwurf
versuchen würde, einer anderen ganz ungerechten und falschen Beschuldigung
Glauben zu verschaffen, über die ein rechtschaffener Mann nicht hinweggehen
kann. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
2, 1 Ac profecto miror, quid uenerit in mentem, praesertim homini docto quod cum prior in me incurrerit, egoque sine ulla contumelia ipsius, tribus tantum aut quatuor uerbis significaverim, molestum mihi fuisse, quod me praeter causam repraehendisset, praesertim cum euentus responderit meae praedictioni, nunc tantam excitat tragediam, declamitat in me atrocissime, implorat leges, iudicia, 2 Nec in me tantum inuehitur, sed etiam in nescio quos alios, quibus etiam detrahit in uniuersum doctrinam et iudicium, quod non in me pariter debacchentur. 3 Quid quod amplius est, declamitat magnum impendere uniuersae religioni periculum ex meis praedictionib(us). 4 Non faciam paria cum Perlachio nec certabo cum eo conuiciis, sed tibi Lector existimandum relinquo, utrum satis grauem causam habuerit tam hostiliter tam inhumaniter impetum in me faciendi, 5 Ipse prior lesit, nec ego quidquam respondi, nisi quod questus sum me lesum esse, idque sine ulla contumelia, 6 Valde morosus sit, necesse est, si per eum ne quidem dolere aut queri licet. |
2, 1 Und tatsächlich wundere ich mich darüber, was ihm in den Sinn gekommen ist, zumal er doch ein Gelehrter ist; obwohl er als erster mich angegriffen hat und ich, ohne ihn zu beleidigen, nur mit drei oder vier Worten gezeigt habe, dass es mir lästig gewesen sei, dass er mich unsachlich kritisiert habe, zumal doch meine Vorhersage eingetroffen ist, macht er jetzt so eine Tragödie, hält er grässliche Reden gegen mich, bemüht die Gesetze, die Gerichte. 2 Und er geht nicht nur gegen mich vor, sondern auch gegen manche andere, denen er auch die Lehr- und Urteilsfähigkeit völlig abspricht, weil sie sich nicht in gleicher Weise gegen mich wahnsinnig gebärden. 3 Was redet er noch – was noch gewichtiger ist: Der gesamten Religion drohe von meinen Vorhersagen große Gefahr! 4 Ich will dem Perlach nicht Gleiches mit Gleichem vergelten und mit Schimpfwörtern mit ihm um die Wette streiten, sondern ich überlasse es dir, lieber Leser, zu beurteilen, ob er berechtigten Grund hatte, mich so feindselig, so unzivilisiert anzugreifen. 5 Er hat mich als erster beleidigt; ich habe ihm nur geantwortet, ich hätte mich darüber beklagt, beleidigt worden zu sein, und das tat ich, ohne seine Ehre zu kränken. 6 Er muss sehr empfindlich sein, wenn mir nichts, was er tut, weh tun darf und mir die Klage darüber verboten sein soll. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
3, 1 Sed uenio ad
causam ubi candor eius magis estimari poterit, 2 Facillimum est enim
uel me tacente, iudicare, nihil afferri contra me, nisi meras calumnias. 3
Quanquam enim non arrogo mihi magnam et excellentem
doctrinam, ac facile patior Perlachium sibi ipsi quam plurimum tribuere,
tamen adeo rudis Astronomiae non sum, ut supputare motus Planetarum non
queam, 4 Extant aliquot reuolutiones non sumpte ab aliis, sed a me supputatae, quas etsi reprehendit Perlachius, tamen nemo rudis Astronomiae calculare poterat. 5 Ad haec in illis ipsis prognosticis meis prefatus sum me sequi Astronomicas rationes, ac non grauatim cuilibet poscenti rationem meorum iudiciorum ex arte redditurum esse. 6 Tot extant a me magnorum principum supputatae geneses, qui cum aliorum etiam habeant supputationes, siquid errassem facile deprehendissent, 7 Facile igitur iudicari poterit me non adeo rudem Astronomiae esse, ut diuinare mihi ex aliis artibus necesse sit. 8 Quod si Perlachius nihil ex arte diuinari posse contendit, nisi quod ipse animaduertit, nimis magnifice de sese sentit, ac iniuriam facit multis aliis doctissimis hominib(us) qui quotannis suas praedictiones edunt, quos animaduerti ipse alicubi quaedam dicere pretermissa a Perlachio. 9 Optarim non respondisse euentum meae praedictioni. 10 Si id mihi succenset quod respondit euentus, ego plane culpa careo. |
3, 1
Ich komme aber zur Sache, wo man seine "Lauterkeit" besser
einschätzen kann. 2 Es ist nämlich sehr leicht, auch wenn ich
schweige, zu beurteilen, dass gegen mich nur falsche Vorwürfe erhoben werden.
3 Obwohl ich mir nämlich keine besonders großartige Lehre anmaße und
es leicht ertrage, dass Perlach sich selbst möglichst viel zuschreibt, so bin
ich trotzdem kein solcher Laie in der Astronomie, dass ich die
Planetenbewegungen nicht berechnen könnte. 4 Es gibt einige Gestirnsumläufe, die nicht von anderen bezogen, sondern von mir berechnet wurden, die, auch wenn Perlach daran Anstoß nimmt, dennoch kein astronomischer Laie hätte berechnen können. 5 Diesbezüglich habe ich gerade in den Vorworten meiner Prognostiken bekannt, dass ich astronomischen Berechnungen folge und gern einem jeden, der von mir Rechenschaft für meine Gutachten fordert, sie entsprechend meiner Kunst geben werde. 6 Es gibt so viele von mir berechnete Geburtshoroskope großer Fürsten, die mich, da sie ja auch die Berechnungen von anderen haben, leicht hätten überführen können, wenn ich mich irgendwo geirrt hätte. 7 Man wird also leicht das Urteil abgeben können, dass ich kein solcher Laie in der Astronomie bin, dass ich mithilfe astrologiefremder Fähigkeiten prophezeien müsste. 8 Wenn nun Perlach behauptet, man könne nur das aus der astrologischen Kunst heraus prophezeien, was auch er wahrnimmt, dann hat er von sich eine allzu großartige Meinung und tut vielen anderen hochgelehrten Männern Unrecht, die Jahr für Jahr ihre Vorhersagen veröffentlichen, die, wie ich selbst gemerkt habe, mancherorts etwas sagen, was dem Perlach entgangen ist. 9 Ich hätte auch gerne, dass das Ereignis nicht meiner Vorhersage entspräche. 10 Wenn er mir deshalb böse ist, weil das Ereignis (ihr) entsprochen hat, so bin ich völlig frei von Schuld. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
4, 1 Vide autem Lector qualia mea errata, quam calumniose coaceruet, 2 Primum ait me uocabulum Reuolutionum apud Astrologos non intellegere, 3 Quid est hoc nomine usitatius, in quo quid mysterii quaerat Perlachius, ipse uiderit, ego quid appellem reuolutiones ostendunt mea exempla, et haec uocant Reuolutiones ceteri etiam Astrologi. |
4, 1 Sieh nun, lieber Leser, welcher Art meine Irrtümer sind, mit denen er mich fälschlicherweise überhäuft! 2 Zum ersten sagt er, ich verstünde das Wort "Gestirnsumläufe" bei den Astrologen nicht. 3 Was ist gebräuchlicher als dieser Begriff, bei dem Perlach selbst schauen soll, welches Geheimnis er da sucht – was ich mit "Gestirnsumläufe" bezeichne, zeigen meine Beispiele, und das nennen auch die anderen Astrologen "Gestirnsumläufe". |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
5, 1
Secundo dicit sex Reuolutiones
a me positas prorsus falsas esse, nec tamen ostendit quae sint, aut quantum
sit aberratum. 2 Ego autem etsi non supputaui ad precisionem ad minuta et secunda, nihil enim hic
precisione opus est, tamen ea quae a mediocri artifice requiruntur, pro
uirili praestare studeo. |
5, 1
Zweitens sagt er, sechs von mir bestimmte Gestirnsumläufe seien völlig
falsch; aber er verrät nicht, welche das sind oder wie weit ich abgewichen
bin. 2 Aber auch wenn ich sie nicht auf Minuten und Sekunden genau
berechnet habe – man braucht nämlich hier die Genauigkeit gar nicht -, bemühe
ich mich dennoch, das, was von einem mittelmäßigen Künstler verlangt wird,
nach Kräften zu leisten. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
6, 1 Tertio negat me scire quam procul discedant Planetae a Sole, quasi uero notato signo difficile sit distantiam a Sole iudicare. 2 Quarto magnum crimen profert quod a Stoflero sumpserim Eclipses neque tamen ad meridianum Berlinensem correxerim, 3 Quis hic non agnoscit meram calumniam, 4 Ego uero ac fateor me sumpsisse a Stoflero eique habeo gratiam, uiro optime merito de toto hoc genere studii, 5 uenerabar eum adolescens cum essem Tubingae ut praeceptorem, etsi per aetatem nondum excellentes ipsius uirtutes intelligebam, 6 Nunc quo magis illas intelligo, atque considero in monimentis, magis suspicio hominem, 7 Neque aliter unquam de eo nisi reuerenter sensi ac locutus sum, 8 Idque quod posui in prognosticis anni .44. nemo sanus aliter accipere potest, quam quod ad summam laudem Stofleri pertineat. 9 Commemoro enim ipsius beneficium quod aliquot annorum Ephemerides nobis praeclare condiderit, 10 Iure desiderari candor in Perlachio potest, si eo dicto putat arrodi Stoflerum. 11 Postea nostrae aetatis ignaviam taxo, cum dico pauciores futuros, qui edant prognostica, postquam defuturae sunt tales praeformatae Ephemerides, 12 Quid hoc ad Stoflerum pertinet? |
6, 1 Drittens behauptet er, ich wüsste nicht, wie weit die Planeten von der Sonne entfernt sind, als ob es schwierig wäre, nach Bestimmung des Zeichens den Abstand von der Sonne zu beurteilen. 2 Viertens macht er mir einen großen Vorwurf deshalb, weil ich die Finsternisse von Stöffler genommen habe und sie doch nicht an den Berliner Meridian angepasst habe. 3 Wer erkennt hier nicht den völlig falschen Vorwurf! 4 Ich aber bekenne ausdrücklich, dass ich sie von Stöffler genommen habe und dass ich ihm danke, ihm, einem Mann, der sich bestens verdient gemacht hat um diesen ganzen Bereich unseres Fachs; 5 als junger Mann in Tübingen verehrte ich ihn als Lehrer, auch wenn ich noch zu jung war, um seine hervorragenden Qualitäten zu verstehen. 6 Je mehr ich heutzutage in jene Einblick habe und sie in seinen Werken, die an ihn erinnern, betrachte, desto mehr schaue ich zu dem Mann empor. 7 Und ich habe für ihn nur Verehrung gespürt und voller Hochachtung über ihn gesprochen. 8 Und was ich in den Prognostika des Jahres 44 aufgestellt habe, das muss jeder Vernünftige als größtes Lob für Stöffler auffassen. 9 Ich erwähne nämlich seine ureigene Leistung, dass er uns auf großartige Weise die Ephemeriden einiger Jahre beschert hat. 10 Zu Recht kann man Lauterkeit bei Perlach vermissen, wenn er meint, mit dieser Aussage werde Stöffler beschädigt. 11 Später kritisiere ich die Unfähigkeit unserer Zeit, wenn ich sage, es werde zu wenige geben, die Prognostiken veröffentlichen, nachdem solche vorausberechneten Ephemeriden fehlen werden. 12 Wieso soll das Stöffler treffen? |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
7, 1
Sed ad rem uenio, ut
maxime non essent aequatae Eclipses ad meridianum Berlini cum nulla
sensibilis uariatio in digitis appareat, non ualde requirenda fuit illa
diligentia. 2 Nam Stofleri Eclipses ad
septimum clima pertinent, Berlinum uero in octauo climate est, 3 Ea
dissimilitudo non affert sensibilem differentiam. 4 Errat enim
Perlachius dum Berlinum collocat in nono climate, 5
Situm est enim Berlinum in .17. parallelo, sub eleuatione poli .52. graduum
et aliquot minutorum. |
7, 1
Aber zurück zum Thema! Auch wenn die Finsternisse überhaupt nicht an den
Berliner Meridian angepasst wurden -
da sich ja keine spürbare Abweichung in der Rechnung zeigt, war jene
Sorgfalt nicht sehr erforderlich. 2 Denn Stöfflers Finsternisse
beziehen sich auf die siebte Zone, Berlin liegt aber in der achten. 3
Dieser Unterschied bewirkt keine spürbare Differenz. 4 Perlach irrt
sich nämlich, wenn er Berlin in der neunten Zone ansiedelt. 5 Berlin
liegt nämlich auf dem 17. Parallelkreis, unter der Polhöhe von 52 Grad und
ein paar Minuten. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
8, 1 Quinto fingit me sensisse quod effectus praecesserit causam, 2 Si me tam fatuum putat esse, recte reprehendit, 3 Sin autem tribuit mihi sensum comunem, non facit candide, quod id me intelligere negat, quod et indocti saltem comuni sensu prediti iudicare possunt. 4 Atque hic non tantum in me, sed in nescio quos mihi addictos inuehitur. 5 Qui sunt tandem isti mihi addicti, 6 Ego neque scholas habeo, neque auditores, 7 Et quod minime prodest studiis meis, ne socios quidem studiorum hic habere possum, 8 Et hoc nomine magis ignosci mihi aequum erat, quia solus calculare omnia cogor et uarie interpellor ab indoctis, 9 Nec est facultas cum doctis comunicandi, quae res quantam uim habeat, nemo ignorat. 10 Vidi ipse Stoflerum certa tempora distribuentem amicis ad calculandum, 11 Vtinam mihi contigisset, in illa uestra Viennensi Schola principe studiorum huius generis uersari apud doctissimos uiros, et frui comunicatione sermonum et doctrinae ipsorum 12 plane beatum me esse iudicarem, si ea faelicitas mihi contigisset, 13 Quod autem de effectu et causa hic cauillatur, nusquam a me dictum est, Eclipsin aduentus Turcici causam esse. |
8, 1 Fünftens faselt er, ich hätte gespürt, dass die Wirkung der Ursache vorausging. 2 Wenn er glaubt, ich sei so ein Trottel, dann hat er mit seiner Kritik recht. 3 Wenn er mir aber gesunden Menschenverstand zubilligt, dann handelt er nicht sauber, weil er sagt, ich würde das nicht verstehen, was auch Laien mit bloßem Menschenverstand beurteilen können. 4 Und hier greift er nicht nur mich an, sondern auch einige Leute, die er mit mir zuschreibt. 5 Wer soll denn zu mir gehören? 6 Ich habe weder Schulen noch Hörer. 7 Und – was meine Studien auch überhaupt nicht voranbringt – ich kann hier nicht einmal Gleichgesinnte haben. 8 Und deshalb hätte man mit mir mehr Verständnis haben müssen, weil ich gezwungen bin, allein zu rechnen, und verschiedentlich von Ungelehrten unterbrochen werde. 9 Und ich habe keine Gelegenheit, mich mit Gebildeten auszutauschen; jeder weiß ja, wie wichtig das ist. 10 Ich habe selbst gesehen, wie Stöffler seinen Freunden bestimmte Zeiten zum Rechnen zuwies. 11 Wäre es mir doch zuteil geworden, an eurer Wiener Schule, der führenden in derartigen Studien, bei hochgelehrten Leuten zu sein und den Gedankenaustausch über ihre Lehre zu genießen! 12 Ich würde mich überaus glücklich schätzen, wenn mir dieses Glück zuteil geworden wäre. 13 Was der (Perlach) aber von Folge und Ursache schwätzt: nirgends wurde von mir behauptet, eine Finsternis sei der Grund für die Ankunft der Türken. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
9, 1
Require enim uerba mei scripti, propter considerationes huius anni et
testimonium Eclipsis 2 Haec longe aliam uim habent, ut
norunt Astrologi, quam quod tu fingis me dicere, quod effectus Eclipsis
precedant Eclipsin. 3 Ceterum adieci hic in fine exemplum
de Anno proximo .1533. in quo apparet quomodo tractem directiones et
Eclipsium significationes. |
9, 1
Untersuche also die Worte meiner Schrift bezüglich der Betrachtungen über
dieses Jahr und des Zeugnisses der Finsternis. 2 Diese haben eine ganz
andere Bedeutung - wie die Astrologen wissen -, als du mir zu sagen
unterstellst, dass nämlich die Wirkungen der Finsternis der Finsternis
vorausgehen. 3 Übrigens habe ich hier am Ende ein Beispiel für das
nächste Jahr, 1533, angefügt, an dem deutlich wird, wie ich die Längen und
die Bedeutungen der Finsternisse behandle. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
10, 1
Sexto, Iterum uociferatur me procul aberrasse in calculando, 2 Lector
candidus deprehendet pleraque omnia recte computata, 3 Alicubi tamen
quaedam mendae sunt librariorum, ubi res testatur non esse a me erratum. 4
Fortassis autem interdum et mea quaedam errata deprehendentur, 5 quid enim
facilius est quam in tanta uarietate motuum calculanda interdum aberrare
praesertim illos, qui neminem habent huius laboris socium, et saepe
interpellantur. 6 Nec propterea adimenda mihi est uniuersae
Philosophiae ac Astronomiae cognitio. 7 Cuius enim tabulae non habent
interdum aliquas mendas. |
10, 1
Sechstens. Noch einmal schreit er, ich hätte mich beim Rechnen gewaltig
vertan. 2 Der anständige Leser wird feststellen, dass das allermeiste
richtig berechnet wurde. 3 Trotzdem wird es manche Druckfehler geben;
dort zeigt aber der Sachverhalt, dass kein Irrtum meinerseits vorliegt. 4
Vielleicht wird man aber auch ab und zu Irrtümer von mir entdecken. 5 Denn
was ist leichter, als bei der Berechnung so unterschiedlicher Bewegungen ab
und zu sich zu verrechnen, besonders solche Leute, die keine Mitarbeiter bei
diesem strapaziösen Geschäft haben und oft gestört werden? 6 Aber
deswegen darf man mir doch nicht die gesamte Kenntnis von Philosophie und
Astronomie absprechen. 7 Denn wessen Tafeln haben nicht ab und zu
irgendwelche Mängel? |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
11, 1 Haec satis sit hoc tempore respondisse ad argumenta Perlachii ex quibus falso raciocinatur me ex artibus indignis bono uiro ac prohibitis diuinare, meque insigni et non ferenda iniuria afficit. 2 Neque intelligo quid dicat de Pelagi heremitae libro, ego enim nunquam uidi et a toto illo genere artium interdictarum prorsus abhorreo. 3 Quid autem mirum est in tanta uarietate ingeniorum interdum diuersa praedicere Astrologos, cum et Medici saepe de eodem diuersum pronuncient, 4 Et ego mihi ita statuo nostras praedictiones non ualde absimiles esse medicorum praedictionib(us) quarum aliae habent causas illustriores, aliae habent causas obscuriores, 5 Num statim ille medicus qui recte iudicauit insimulandus erit, quod diuinet ex artibus inconcessis. 6 Id meo iudicio fuerit iniquissimum. 7 Spero me candidis Lectorib(us) satis purgatum esse, 8 Et quia sine conuiciis et maledictis respondi, a Perlachio etiam peto, ut siquid rescripturus est ciuiliter agat, 9 quod si fecisset in hoc libello, ego plane nihil respondissem. 10 Non enim libenter rixor cum homine meae professionis, 11 Et uterque hoc tempus collocare melius potest, quam in huiusmodi odiosas concertationes. |
11, 1 Das dürfte derzeit eine ausreichende Antwort auf die Vorwürfe Perlachs sein, in denen er den falschen Schluss zieht, ich würde mit Hilfe verbotener und eines tüchtigen Mannes unwürdiger Künste prophezeien, und mit denen er mir gewaltiges und unerträgliches Unrecht zufügt. 2 Und ich verstehe nicht, was er über das Buch des Eremiten Pelagius sagt; ich meinerseits habe es niemals gesehen und nehme auch völlig Abstand von jener ganzen Art verbotener Künste. 3 Wieso aber ist es erstaunlich, dass bei einer so großen Vielfalt der Begabungen die Astrologen manchmal Unterschiedliches vorhersagen, da ja auch Ärzte oft über dieselbe Person Verschiedenes prognostizieren? 4 Und ich stelle mir vor, dass unsere Vorhersagen sich nicht sehr von denen der Ärzte unterscheiden, von denen die einen klarere, die anderen undurchsichtigere Gründe haben. 5 Muss man etwa den Arzt, der ein richtiges Urteil abgegeben hat, sofort verdächtigen, er diagnostiziere mit Hilfe unerlaubter Künste? 6 Nach meinem Dafürhalten wäre das höchst ungerecht. 7 Ich hoffe, mich gegenüber meinen anständigen Lesern genug gerechtfertigt zu haben. 8 Und weil ich ohne Beschimpfungen und Schmähreden geantwortet habe, bitte ich auch Perlach, wenn er zurückschreiben will, es zivilisiert zu tun. 9 Wenn er das im vorliegenden Büchlein getan hätte, hätte ich ihm gar nichts geantwortet. 10 Ich streite nämlich ungern mit Berufsgenossen. 11 Und wir beide können unsere Zeit besser verwenden als für solche hasserfüllten Polemiken. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Coniunctio
praecedens introitum Solis in Arietem
|
Konjunktion vor Eintritt der Sonne in den Widder
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
LOCA PLANETA-
|
Orte der
Planeten
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1 5 3 3
|
1533
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Loca
Planetarum.
|
Orte der
Planeten
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
12, 1 Saturnus
dominus Anni, atque coniunctionis precedentis,
platice collocatus in culmine caeli, nullis illustratus dignitatibus,
significat futurum ut homines seruiles rurales aut infimi status se supra
Reges Principes potentiores et diuites extollant et precipue contra
religiosos et spirituales, 2 significat quoque inobedientiam
subditorum, et quorundam ordinum atque statutorum dissipationes, 3
Cogentur quoque nonnulli ex potentioribus sua loca et sedes relinquere, sed
tandem multi ex subditis in exilium profligabuntur, aliqui etiam miserabiles
carceres cogentur subire. |
12, 1
Saturn, der Herr des Jahres und der vorausgehenden Konjunktion,
kompendiarisch in den Zenit platziert, von keinen Würden erhellt, bezeichnet
die Zukunft, dass Bauernknechte oder Menschen niedrigsten Standes sich über
Könige, mächtigere Fürsten und Reiche erheben und besonders gegen Ordensleute
und Geistliche. 2 Er bezeichnet auch den Ungehorsam der Untertanen und
Aufsplitterungen mancher Ordnungen und Bestimmungen. 3 Einige von den
Mächtigeren wird man auch zwingen, ihre Plätze und Wohnsitze zu verlassen,
aber schließlich werden viele der Untertanen ins Exil getrieben werden,
manche werden auch erbärmliche Gefängnisse auf sich nehmen müssen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
13, 1 Iouis tamen constitutio in tertia in
suis finibus optimam reformationem Ecclesiae indicabit et extirpabuntur
aliqui falsi doctores et scismatici. 2 Venerei
tamen atque Mercuriales laeti plus solito erunt. 3
Reliqua in prognosticis meis legantur de eodem Anno |
13, 1 Die Stellung Jupiters im dritten Haus in seinem Gebiet wird die sehr gute Reformation der Kirche anzeigen, und es werden einige falsche Lehrer und Schismatiker ausgerottet werden. 2 Aber Venuskinder und Merkurkinder werden ungewöhnlich froh sein. 3 Den Rest mag man in meinen Prognostiken zum selben Jahr nachlesen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Anni 1. 5. 3 3.
|
Vom
Jahr 1533
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Loca Planetarum.
|
Orte der Planeten
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Inquit
Ptolemeus Tractatu. 2 |
Sagt Ptolemäus Traktat 2 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
14, 1 Cum Eclipsis Lunae fuerit supra terram et precipue in medio caeli, tunc minatur potentiorum uirorum mortem, et praesertim his qui iam agunt circa medietatem uitae, aut habentibus Aquarium uel Taurum uel Scorpionem in Horoscopo, aut in reliquis locis Hilegialibus. 2 Significat, item casus et ruinas castrorum domorum aut reliquorum aedificiorum quia signum celebrationis eius fixum est, et c. 3 Idem tractatu eodem Cap VIII. 4 Cum Saturnus fuerit dominus deliquii, erit occasio destructionis contingentis 5 ex frigore significabit quoque longas atque chronicas infirmitates, phthisin et nocumenta quae proueniunt ex humorum collectionibus, 6 causat quoque febres quartanas, fugas, stupores, anxietates, tristicias, timores, et mortem seniorum. 7 In terrae nascentibus uero erit penuria, et accident detrimenta propter uermes qui nascuntur in oleribus aut propter locustas et id ut plurimum fit, propter abundantiam pluuiarum, frigoris atque uentorum. 8 Dum autem Eclipsis sit in signo aereo, significat frigus maximum cum glacie et nebulis, et in aere detrimenta et qualitates mortiferas et uentorum flatus maximos, ex quibus procreabuntur bestiae et uolatilia animalia, quae hominibus nocebunt, 9 Erunt praeterea in mari submersiones nauium, et erit paucitas piscium et destructio illorum. 10 Effectus uero huius Eclipsis incipient per eius directiones Anno sequenti 1.5.34. circa .28. diem Februa. et erit maior effectus circa quartum diem Aprilis, ita ut omnis effectus huius Eclipsis circa 20. diem Maii terminetur. 11 Habes iam modum (mi Perlachi) directionis Lunae, quem si putas reprehendendum esse, rationem ostendito. |
14, 1 Die Mondfinsternis kündigt dann, wenn sie über der Erde und besonders in der Himmelsmitte stattgefunden hat, den Tod der mächtigeren Männer drohend an, vor allem denen, die schon in der Lebensmitte stehen, oder denen, die Wassermann, Stier oder Skorpion im Horoskop haben, oder an den übrigen hylegialischen Orten. 2 Sie bezeichnet ebenso die Fälle und Einstürze von Burgen, Häusern oder übrigen Gebäuden, weil das Zeichen ihrer Feier fest ist, usw. 3 Derselbe im selben Traktat, Kapitel VIII. 4 Wenn Saturn der Herr des Verbrechens ist, wird auch Gelegenheit zur zufälligen Zerstörung sein. 5 Infolge seiner Kälte wird er auch lange chronische Krankheiten ankündigen, Schwindsucht und Schäden, die sich aus Ansammlung von Säften ergeben. 6 Er verursacht auch Quartanfieber, Flucht, Stumpfsinn, Beklemmungen, Trauer, Ängste und Tod von Älteren. 7 Bei Früchten der Erde aber wird Mangel herrschen, und es wird Schäden geben wegen Würmern im Gemüse oder wegen Heuschrecken und das wie meistens wegen zuviel Regen, Kälte oder Wind. 8 Da aber die Finsternis in einem Luftzeichen vonstatten geht, kündigt sie sehr große Kälte mit Eis und Nebel an und in der Luft Schäden und tödliche Wesen und gewaltiges Blasen der Winde, aus denen Untiere und für die Menschen schädliches Geflügel hervorgehen werden. 9 Außerdem wird es auf dem Meer Schiffsuntergänge geben, es wird nur wenige Fische und ein Fischsterben geben. 10 Aber die Auswirkungen der Finsternis werden durch ihre Länge im folgenden Jahr 1534 beginnen, etwa am 28. Februar, um den 4. April wird die größte Wirkung sein, so dass die ganze Wirksamkeit dieser Finsternis um den 20. Mai endet. 11 Da hast du, mein lieber Perlach, das Maß für die Mondlänge; wenn du meinst, man müsse es kritisieren, dann zeige den Grund! |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
15,1 Quibus regionibus & Ciuitati- 2 Bauariae, Bohemiae, Turingiae, Hassiae, Saxoniae, Heluetiae, Datiae, Suetiae, Noruegiae, Littuaniae, Maiori Poloniae, Posnaniae, Veronae, Valentiae, Foroiulio, Mediolano, Brixiae, Genuae, Paduae, Cremone, Teruisio, Ferrariae, et Constantiae. |
15, 1 Welchen Gegenden und 2 Bayern, Böhmen, Thüringen, Hessen, Sachsen, der Schweiz, Rumänien, Schweden, Norwegen, Litauen, Großpolen, Posen, Verona, Valencia, Fréjus, Mailand, Brixen, Genua, Padua, Cremona, Tervisio, Ferrara und Konstanz. |