PAGINA CARIONIS

JOHANNES CARION AN HERZOG ALBRECHT VON PREUSSEN,
25. Februar 1529 (Reisinger)

1, 1 Dûrchleûchtigster Hochgebornner Fûrst, Gnedigster Herr. 
Mit | erbiethûng meÿner ganntz gehorsamen vnnd pflichtigen diensten | altzeÿt e. <uer> f. <ûrstlicher> g <naden> empter/
1,1 Durchlauchtester, hochgeborener Fürst, gnädigster Herr!
Mit Erbietung meiner ständigen ganz gehorsamen und pflichtgemäßen Dienste in Ämtern Euer fürstlichen Gnade.
2, 1 Gnedigster Her 
2
jch hab | e. f. g. zûm offternnmal geschrieben aûch vnnderweÿlenn| warhafftenn vnndericht etlicher newer zeÿtûng zûgesanndt |aber vonn e. f. g. noch nie kein antwort bekommen 3 der wegen ich acht die mich | mir die vff ein zeÿt geschribenn / das sich die nicht vermûdt | angewn hetten das ich etlich ding so weÿtloftig gemacht / 4 des habenn | die mein entschûldigûng schriftlich vnnd mûntlich durch | Hansen von Swalbach vbersannd. 
2, 1 Gnädigster Herr!
2 Ich habe Euerer fürstlichen Gnade öfters geschrieben, auch ab und zu wahre Nachrichten von einigen Neuigkeiten zugesandt, aber von Ihnen noch nie Antwort bekommen. 
3 <unverständlich> 
4 Dafür haben sie meine schriftliche und mündliche Entschuldigung durch Hans von Schwalbach übersandt.
3, 1 Sage noch was gemeine | lanndtschafften jn teûtsch vnnd welsch lannden betreffenlich jst 2 da schweig | jch nicht was influxiones eüers betreffenlich ist / 3, 1 Ich teile noch mit, was alle Gegenden in Deutschland und Welschland betrifft. 2 Dort verschweige ich nicht, was die Einflüsse betrifft.
3, 3 lass es ich doch jn dem | trûck aûsgehenn. 
4 Was aber einem fûrsten oder sûs ein | gûten gesellen betrifft waÿss jch mich aller gebûr vnd red= | licheÿt wol zehalten jn steter verschwigenheÿt / 5 Es werd es | auch hochgedachte e. f. g. nimmermehr erfahren das jch ein | solcher lesterman sÿhe / 6 bit des halben die wollen mich aûch nicht | dafûr halten vnd mein g.<nedigster> h. <er> jn dem vnd anndern sein / 7 Versehe | aûch mich e. f. g. werden jn kûrtz erfaren ob ich dis mit trew | oder vntrew meÿn / 8 was jch auch dargegen jn trewer geheimnûs | mit meÿnem eÿgnen leÿb den selbig dienen kan vnd weÿs / wûrde | ich altzeÿt willig vnnd gehorsam erfûnden 9 darûber jch aûch e. f. g. | eÿd vnnd pflicht gethan 10 vnd ob gotwil derselben bis jn meÿne grüben | nicht vergessen 11 das jch aber etlich aûshleg so doch etlich vor= | genommen zethûn / mein gûtdûncken gesagt e. f. g. vnnd dem lanndt | zegût / hoff die zürnen darûmmb nicht / 12 wel wol gern etwas gûts | ben das e. f. g. die wolff von den schaffen arthaft erkente /
3, 3 Ich lasse es doch selbst im Druck veröffentlichen.
4 Was aber einen Fürsten oder sonst eine wichtige Person betrifft, kann ich durchaus beständige Verschwiegenheit, wie es sich gebührt und recht ist, wahren. 5 Auch Eure hochgeehrte fürstliche Gnade wird nie erfahren, dass ich solch ein Lästermaul sei. 6 Ich bitte deshalb, Sie wollen mich auch nicht für so etwas halten und mein gnädigster Herr darin und in anderen Dingen sein. 7 Ich bin zuversichtlich, dass Eure fürstliche Gnade bald erfahren wird, ob ich das in Treue oder Treulosigkeit sage. 8 In dem, was ich persönlich in treuer Geheimhaltung Ihnen dienen kann, wurde ich allzeit willig und gehorsam gefunden. 9 Diesbezüglich habe ich Eurer fürstlichen Gnade auch einen Diensteid abgelegt. 10 Und bis in mein Grab werde ich, so Gott will, denselben nicht vergessen. 11 Dass ich aber meine Meinung über etliche Pläne, die manche geschmiedet haben, Eurer fürstlichen Gnade und dem Lande zum Nutzen geäußert habe, darüber zürnen Sie mir hoffentlich nicht. 12 Ich möchte gerne etwas Gutes tun, damit Eure fürstliche Gnade die Wölfe von den Schafen unterscheiden kann.
4, 1 Sende | hiemit e. f. g. die reûolûtion welche langweil gelegen aber | kein recht gewiss botschafft gehabt / oder erlangen mögen.
2 Befihl mich | e. f. g. als jren willigen / 3 die wollen ja mein gnedig her sein | vnd vor trew nicht vngûnst vff mich werfen 4 mir aûch  | zû gelegner zeÿt jr fûrstlich gûnst zûerkennen geben

5 Datûm donnderstags nach Reminiscere <2. Fastensonntag> Anno 1529

6 E. F. G.
ganntz williger vnnd
gehorsamer dieners
   Johann Carion
   Astronomy brieff

4, 1 Hiermit sende ich Eurer fürstlichen Gnade das Horoskop, das lange Zeit da lag, das aber keinen verlässlichen Überbringer hatte oder erhalten konnte.
2 Ich empfehle mich Eurer fürstlichen Gnade als ihren Willigen. 3 Sie wollen ja mein gnädiger Herr sein, und meine Treue nicht mit Ungnade belohnen. 4 Sie werden mir auch zu gegebener Zeit Ihre fürstliche Gunst zu erkennen geben.

5 Gegeben am Donnerstag nach Reminiscere im Jahre 1529.

6 Eurer fürstlichen Gnade
ganz williger und
gehorsamer Diener
   Johannes Carion, <brieff?> der Astronomie

Exemplar: geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin
XXHABAAHH4

Angaben in Klammern: < ... > stammen hier von Reisinger.

Text übernommen von Reisinger S. 321f., Nummerierung und Übersetzung von mir.
Einen Ausschnitt zitiert Reisinger - mit hier rot geschriebenen Unterschieden - noch einmal S. 251. Dort stellt er das "angewn" anders: "2, 3 des wegen ich acht die mich angewn <?> / wie wol mir die vff ein zeÿt geschribenn / das sich die nicht vermût hetten das ich etlich ding so weÿtloftig gemacht." Satz 4 lässt er hier aus.
Die rot unterlegte Übersetzungspassage wird auch bei Voigt (s. dort) übersetzt, mit Auslassung von Satz 8 - 10.
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