PAGINA CARIONIS

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AUSLEGUNG DER VERBORGENEN WEISSAGUNG

1, 1 Außlegung der verborgenen weyssagung Doctor Johannis Carionis/ von verenderung vnd zufelligem glück der höchsten Potentaten des Römischen reichs.

M.D.xlvi.

1, 1 Auslegung der geheimen Weissagung des Doktor Johannes Carion über die Veränderung und zufälliges Glück der höchsten Machthaber des römischen Reichs.

1546

1, 2 Es ist am tag/ man hats erfarn
   Das groß trübsal vor tausent jaren
Gewesen ist inn aller Welt
   Wie es auch heuttigs tags sich helt
Do alle land inn sorgen stehn
   Als wöllens yetzt zu scheittern gehn
3 Drumb denck/ verwig dichs/ denn fortan
   Keins wegs es besser werden kan
4 Jammer vnd not ist vberal
   5 Drumb heist die Welt ein jammertal
6 Halt du dich steiff du lieber Christ
   Auff den der dein Erlöser ist
7 Der wirdt on zweiffel bald vnd bhend
   Des jammers machen ein seligs end
8 Der teyl vns mit sein guot vnd gnadt
   Sonst hilfft kein sterck kein hilff noch rat.
1, 2 Es ist offenkundig, man hat es erfahren,
dass große Trübsal vor tausend Jahren
überall in der Welt geherrscht hat,
wie es auch heutzutage zugeht,
da sich alle Länder Sorgen machen,
als müsste demnächst alles zugrunde gehen.
3 Denke deshalb, sei entschlossen, denn in Zukunft
kann es keineswegs besser werden.
4 Jammer und Not sind überall.
5 Deshalb nennt man die Welt ein "Jammertal".
6 Du lieber Christ, folge verlässlich dem,
der dein Erlöser ist.
7 Der wird zweifelsohne bald und geschwind
den Jammer zu einem glücklichen Ende führen.
8 Der lasse uns Anteil haben an seiner Güte und Gnade,
da sonst nichts hilft: keine Stärke, keine Hilfe und kein Rat.
<Der Text von 2, 1 bis 4, 12 entspricht dem der "Bedeutnis" 73, 1 bis 75, 12. Die geänderte Rechtschreibung ist nicht gekennzeichnet, lediglich sind Wortänderungen, auch Auslassungen rot gekennzeichnet.>
2 Weyssagung Carionis.

2, 1 EIn trawriger Adler flog inn vil müh vnd arbeyt lange zeyt. Setzet seiner jungen nest auff einen gülden thurn. 2 Aber sein angeborne kleydung war mitt drey theylen/ weis nach der zwerch inn rot.
3 Der Adler beflecket die Lilien/ vnd verderbt jhre bletter/ vnd verwüstet seine eigne federn/ die da gleisten von schwertze/ 4 vnd vil thier mit jhm leiden schaden. 5 Er bis die schlangen/ vnd wardt widerumb von jr gebissen/ 6 vnd nach vilem vnglück gab ehr sich zur ruow.
7
Seine jungen auff dem gülden thurn lebten nit lang/ 8 doch verliessen sie andere jungen. 9 Die weyblichen flohen inn die ende der Christenheit/ 10 Eine zu dem blawen lewen in dem gülden stall/ die die nessel bletter vbel verbrandten. 11 Die andere vnter den schutz des zwifachen (...) creützes/ 12 welche die vngezampte hunde hart betrübeten/ 13 ermördeten jhren liebsten winden/ mit einem gülden halßbande/ 14 vnnd die zwen jungen Adler warden inn senffter ruw inn der Jugendt erzogen/ 15 Aber sie werden/ so sie zu jhren Jaren kommen/ jhre flügel müde machen. 16 Der eltest Adler entpfecht eine Kron/ wirdt sich legen inn die Lilien vnd die verwüsten/ vnd wirdt mit einer jungen Lilien sein haubt schmücken. 
17
Er wird geen durch zehen güldene Pforten/ vnd da freud entpfahen/ wirdt stercken den gülden thurn/ vnd das creütz des schlahenden fewer eysens/ 18 wirt auch zam machen den gelen Lewen inn dem blawen felde.
19 Er wirdt der Schlangen jhre zehn außbrechen/ das sie nicht beyssen wird/ 20 vnd dem haubt aller stette wirt er die augen außstechen/ vnd wirdt die zum raube seinen thieren geben. 
21
Aber der Adler wird weiche federn haben/ vnd wirdt tugenthafft vnd milt/ vnd von andern (...) leicht beweget/ wirdt gerne volgen vnd entlich doch auch betrogen. 22 Er wirdt sich vnterstehen den Christen zu helffen/ 23 aber er wirdt wendig gemacht. 24 Er wird haben ein trewen vogel vnder jhm/ einen roten Adler mit einem weyssen rad/ der jhm arges nicht rathen wirdt. 
25
Jm wirdt abe und zu fallen der gülden lew im roten stall/ vnd ein wanckelisch leben mit jm haben/ 26 aber nicht groß vnrecht wirdt der gülden Löw haben.

2 Carions Weissagung

2,1 Ein trauriger Adler flog mit großer Mühe und Arbeit lange Zeit und setzte das Nest seiner Jungen auf einen goldenen Turm. 2 Seine angeborene Kleidung aber war dreigeteilt, weiß, quergestreift und innen rot.
3 Der Adler befleckt die Lilien, verdirbt ihre Blätter und verwüstet seine eigenen Federn, die vor Schwärze strahlten. 4 Und viele Tiere erlitten mit ihm Schaden. 5 Er biss die Schlangen und wurde von ihnen wiederum gebissen. 6 Und nach vielem Unglück begab er sich zur Ruhe. 
7
Seine Jungen auf dem goldenen Turm lebten nicht lange. 8 Doch sie ließen andere Junge zurück. 9 Die weiblichen flohen ans Ende der Christenheit; 10 eine zu dem blauen Löwen in den goldenen Stall, die die Brennnesselblätter schlimm verbrannten. 11 Die andere in den Schutz des doppelten Kreuzes. 12 Dieser setzten die ungezähmten Hunde stark zu. 13 Sie ermordeten ihren liebsten Windhund mit einem goldenen Halsband. 14 Und die zwei jungen Adler wurden in ihrer Jugend in sanfter Ruhe erzogen. 15 Sie werden aber, wenn sie in ihre Jahren kamen, ihre Flügel müde machen.16 Der älteste Adler empfängt eine Krone, wird sich in die Lilien legen und diese verwüsten und wird mit einer jungen Lilie sein Haupt schmücken. 
17
 Er wird durch zehn goldene Tore gehen und da Freude erhalten, er wird den goldenen Turm verstärken und das Kreuz des schlagenden Feuereisens. 18 Er wird auch den gelben Löwen im blauen Feld zähmen.
19 Er wird der Schlange ihre Zähne ausbrechen, damit sie nicht beißt. 20 Und dem Haupt aller Städte wird er die Augen ausstechen und wird die seinen Tieren zum Raub geben. 
21
Aber der Adler wird weiche Federn haben, er wird tugendhaft und mild, wird von anderen leicht beeinflusst, wird gern folgen und schließlich auch betrogen. 22 Er wird es unternehmen, den Christen zu helfen. 23 Aber er wird zur Umkehr veranlasst. 24 Er wird unter sich einen treuen Vogel haben, einen roten Adler mit einem weisen Rat, der ihm nichts Schlimmes raten wird. 
25
Ab und zu wird ihm der goldene Löwe in den roten Stall einfallen und er wird mit ihm ein wechselhaftes Leben haben. 26 Aber der goldene Löwe wird kein großes Unrecht erleiden.

3, 1 Ein roter Löw neben dem gülden schilt/ vnd roten Lilien wirdt den Adeler auff dem gülden thurn anfeinden/ 2 aber der Adler wirdt jhm zu hoch gesessen sein
3
Der Adeler wirdt ein nest machen inn des Jegers hauß/ vnd den frommen Weydeman mit vilen thieren verfolgen/ das er wird wonen bey den dreien weissen fliegenden Adlern/ vnd bey dem gülden/ vnd auch bunten löwen/ 4 aber dem Jeger ist blaw vnd weisse farb entgegen/ 5 Er wirdt sych aber darein kleyden/ vnd die farbe wirdt jm wol stehen/ vnd wirdt mit jm sein. 
6
Die hund die werden dem zwifachen Christlichen Creütze schaden thun/ 7 Sie werden dem Adler sein angeborne kleydung mit drey theylen weyß nach der zwerch zerreissen.
8 Die hunde wolten gern beyssen/ den weissen Löwen mit dem duppelten schwantze/ 9 aber es wirt jn nicht gestatet/ 10 Böß dück werden die thier so dem weissen/ Adler im roten Vogelhauß vnterworffen/ an jnen haben. 
11
Sie werden des weissen Adlers verlaugnen/ vnd wolten hunde vnd andere thiere an seine stat setzen/ 12 Aber das geschlecht der Adler verlest einander nicht/ 13 sonder ein Roter Adler erhielt den jungen weissen Adler in seinem nest. 
14
Aber nach disen dingen allen wirdt sich auch nahen das end (...)/ 15 darumb werden schwere zeyte mit vil Kriegen vnd anderen verenderungenn der welt/ 16 Dann der schwartzze Adler wirdt vngemach leyden/ vnd des andern jungen Adlers/ der doch nicht Adler heyst/ schaden sehen/ 17 denn jm wirdt das zwifache creutze entpfallen/ 18 vnd denn wirdt das volck one haupt einen Herren welen/ 19 Vnd der gülden stierkopff mit den zwey silberen hörnern inn dem roten felde wirdt einen grossen namen haben/ 20 vnd wirdt sich das gülden feld mit der roten strassen vberort müssen brauchen lassen/ 21 aber es wirt jm vergolten vilfach/ 22 Vnd denn wirdt der schwartze löw vnd die (...) gülden zepter von einander getrent/ vnd zwo herrschafft geheyssen.
23 Das hauß mitt den fünff schwartzen balcken in dem gülden feldt/ wirdt beschediget werden an seinen eygenen seulen/ 24 vnnd niemandt wirdt jhm schaden denn sein eygen dach. 
25
Jnn dem entspringt das klare Wort/ 26 aber es wirdt wider von jhnen genommen/ 27 denn sie vergreiffen sich vnwissent inn der ordnung jhrer kirchen knecht/ 28 so das recht wirdt geordnet/ were es Gott ein Ehr/ vnd der welt ein nutz/ 29 ich meine es gut/ 30 verstee mich recht. 
31
Der rothe Adler wirdt steygen inn ehren/ vnd wirdt mit hilff zweyer gülden Löwen ehr erlangen. 32 Ein schwartzer büffelskopff/ wirdt jhm anhangen vnd ein rotter greyff.
33 Ein roth vnd schwartzer Adler wirdt jhn anfechten mit sampt halb weiß vnd rothen kleydern/ 34 sie werden aber nichtes an jhm vermögen/ 35 denn der weyse man mit dem schwartzen Adeler wil sein hülffe nicht dargeben. 
36
Es wirdt der blaw löwe inn den rothen rosen Blettern schwach werden/ 37 vnd seine kleine thier werden von jm essen/ 38 vnd inn den letzten zeyten wirdt der schwartze Adler niderlegen Zepter vnd Kron/ 39 Vnnd einer inn blawen vnd weissen kleyderen wirdt sie auffsetzenn/ 40 sol aber sie jhm bleiben/ (...) hat er glück/ 41 denn der rothe Adler vnd (...) zwen gülden löwen vnnd die fünff schwartzen balcken werden darumb kriegen/ 42 Darumb ist geschribem/ 43 (...) vil werden ein Königreich regiern.
3, 1 Ein roter Löwe neben dem goldenen Schild und den roten Lilien wird den Adler auf dem goldenen Turm anfeinden. 2 Aber der Adler sitzt ihm zu hoch. 
3
Der Adler wird im Haus des Jägers ein Nest bauen und den frommen Waidmann mit vielen Tieren verfolgen, so dass er bei den drei weißen fliegenden Adlern und bei dem goldenen, auch bunten Löwen wohnen wird. 4 Aber dem Jäger stehen blaue und weiße Farbe entgegen. 5 Er wird sich aber in ihnen kleiden, und die Farbe wird ihm gut stehen und ihn begleiten. 
6
Die Hunde werden dem zweifachen christlichen Kreuz schaden. 7 Sie werden die dem Adler angeborene Kleidung -  dreigeteilt, weiß, quergestreift, - zerreißen.
8 Die Hunde hätten gerne den weißen Löwen mit dem doppelten Schwanz gebissen. 9 Es wird ihnen aber nicht gestattet. 10 Üble Tücke werden die Tiere (die dem weißen Adler im roten Vogelkäfig unterworfen sind) von ihnen erleiden. 
11
Sie werden den weißen Adler verleugnen und hätten den Hund und andere Tiere an seine Stelle setzen wollen. 12 Aber das Adlergeschlecht lässt sich gegenseitig nicht im Stich. 13 Sondern ein roter Adler behält den jungen weißen in seinem Nest. 
14
Aber nach all diesen Dingen wird auch das Ende der Welt herannahen. 15 Deshalb beginnen schwere Zeiten mit vielen Kriegen und anderen Veränderungen der Welt. 16 Denn der schwarze Adler wird Schlimmes erleiden und Schaden des anderen jungen Adlers (der aber nicht "Adler" heißt) sehen. 17 Denn ihm wird das zweifache Kreuz entfallen. 18 Und dann wird das hauptlose Volk einen Herrn wählen. 19 Und der goldene Stierkopf mit den zwei silbernen Hörnern im roten Feld wird einen großen Namen führen. 20 Und es wird sich das goldene Feld mit der roten Straße über das Ende hinaus benutzen lassen müssen. 21 Das wird ihm aber vielfach vergolten. 22 Und dann wird der schwarze Löwe und die acht goldenen Zepter von einander getrennt und "zwei Herrschaften" genannt werden.
23 Das Haus mit den fünf schwarzen Balken im goldenen Feld wird an seinen eigenen Säulen beschädigt werden. 24 Und es wird ihm nur sein eigenes Dach schaden. 
25
In ihm entspringt das klare Wort. 26 Aber es wird wieder von ihnen genommen. 27 Denn sie vergreifen sich unwissentlich an der Ordnung ihrer Kirchendiener. 28 Brächte man das Recht in Ordnung, wäre es eine Ehre für Gott und ein Nutzen für die Welt. 29 Ich meine es gut; 30 verstehe mich recht! 
31
Der rote Adler wird in Ehren aufsteigen und wird mit Hilfe zweier goldener Löwen Ehre erhalten. 32 Ein schwarzer Büffelkopf und ein roter Greif werden seine Anhänger sein.
33 Ein roter und schwarzer Adler wird ihn angreifen mit halb weißen und halb roten Kleidern 34 Sie haben aber gegen ihn keine Macht. 35 Denn der weiße Mann mit dem schwarzen Adler will keine Hilfe leisten. 
36
Der blaue Löwe wird in den roten Rosenblättern schwach werden. 37 Und seine kleinen Tiere werden von ihm essen. 38 Und in diesen letzten Zeiten wird der schwarze Adler sein Zepter und seine Krone niederlegen. 39 Und einer in blauen und weißen Kleidern wird sie aufsetzen. 40 Sollte sie ihm bleiben, hätte er Glück. 41 Denn der rote Adler, die zwei goldenen Löwen und die fünf schwarzen Balken werden dafür Krieg führen. 42 Deshalb steht geschrieben: 43 "Viele von ihnen werden ein Königreich regieren."
4, 1 Das Rauten krentzlein das vor lamgest verdunckelt ist gewesen/ wirdt auff das new gewunden/ aber mit Nesseln vermenget/ 2 doch wirdt die nessel dorren/ 3 vnd bleybt die raute vber winter grün.
4 Ein gülden Löw inn einem blawen stall wirdt das weisse radt auffheben/ 5 Vnd denn wirdt vnfride/ 6 vnd wirdt das rothe creütze einem menschenn verlihen/ der eins argen lebens ist/ 7 vnd wirdt wenig trew halten/ 8 darumb wirdt er von dem ampt des schwartzen Adlers mit dem apffel gezüchtiget/ 9 denn wirdt der weisse vnd rote bunthe löw etwas aus dem seinen verlieren/ 10 vnnd denn ist der schwartze Adeler nicht bekleydet mitt dreyen strichen weyß vnd roth. 11 Der weisse löw mit (...) duppelten Schwartze wirdt auch gedachte kleydung nicht mehr füren. 12 Wöllen also beschliessen/ vnd ein ander mal klerlicher dauon schreiben.
4, 1 Das Rautenkränzchen, das vor sehr langer Zeit im Dunkeln war, wird noch einmal geflochten, aber mit Nesseln vermischt. 2 Doch die Nessel wird verdorren. 3 Und die Raute bleibt im Winter grün.
4 Ein goldener Löwe in einem blauen Käfig wird das weiße Rad hochheben. 5 Und dann entsteht Unfriede. 6 Und man wird das rote Kreuz einem Menschen verleihen, der keinen guten Lebenswandel hat. 7 Er wird treulos sein. 8 Deshalb wird er vom Amt des schwarzen Adlers mit dem Apfel gezüchtigt. 9 Dann wird der weiße und rotbunte Löwe etwas von seinem Hab und Gut verlieren. 10 Und dann ist der schwarze Adler nicht mit drei Streifen, weiß und rot, bekleidet. 11 Der weiße Löwe mit der Doppelschwärze wird auch die erwähnte Kleidung nicht mehr tragen. 12 Wir wollen also aufhören und ein andermal deutlicher davon schreiben.
5, 1 Erklerung.

2 CArion schreibt das er lange zeyt sey willens gewesen/ etwas sonderlichs dem gemeynem manne zu schreiben/ damit fromme trewe leute möchten gewarnet/ vnd die bösen erschrecket werden/ 3 Vnd hat hie zu dise Weissagung gebraucht/ wie hie befor/ der Liechtenberger fast auff die selben weise ein Büchlin auch verfertiget/ vnd nach disem Paracelsus/ 4 das ich so vil lasse gelten als es werdt ist/ 5 hat doch keyner befor sich der waffen gentzlich so gebraucht als Carion/ 6 vnd sol diß Pronosticon sich vngeferlich erstrecken bis inn das 1560. jar/ 7 das es nu deste leichter yederman zu verstehen/ folget die außlegung/ 8 wenn es nicht yederman gegeben/ der vornemlich nit vil gewandert/ oder belesen/ dise weissagung zu verstehen.

5, 1 Erklärung

2 Carion schreibt, er habe lange Zeit vorgehabt, für den Normalbürger etwas Besonderes zu schreiben, damit die frommen Gläubigen gewarnt, aber die Bösen erschreckt werden. 3 Zu diesem Zweck hat er sich der folgenden Weissagung so bedient, wie zuvor Liechtenberger - und danach Paracelsus - ein Büchlein fast in gleicher Weise verfertigt hat. 4 Ich schätze es nach seinem wahren Wert ein. 5 Denn vor Carion hat keiner die Heraldik so perfekt eingesetzt. 6 Diese Weissagung soll etwa bis zum Jahr 1560 gelten. 7 Damit sie alle leichter verstehen können, folgt hier die Deutung; 8 denn nicht jeder kann diese Weissagung verstehen, vor allem die Unerfahrenen und Unbelesenen nicht.

6, 1 Ein trawriger Adler flog inn vil mühe vnd arbeyt lange zeyt. <= 2, 1>

2 VErstehe Maximilianum/ der sich neun gantze Jare inn Feldlägeren gehalten vnd Fünff schwere Kriege gefüret/ als Gallicum/ Euburonicum/ Sicambricum/ Morinicum/ Bauaricum/ da vber Regenspurg die Behem hart geschlagen worden/ 3 vnnd hatt auch Maximilianus zum ersten den angriff selber gethan inn welchem Krieg der löbliche Fürste Hertzog ERJch zu Braunschweig bis in den tod verwundt/ 4 hat diser Kayser mit Bapst vnd der welt zu thunde gehabt/ 5 hat der Venediger Krieg fast Acht Jare geweret/ 6 starb seines alters inn dem 63. Jar/ 7 ein liebhaber der Historien aller Künste/ vnd gelerten.

6, 1 Ein trauriger Adler flog lange Zeit in mühevoller Arbeit.

2 Verstehe darunter Maximilian, der sich ganze neun Jahre in Feldlagern aufgehalten und fünf schwere Kriege geführt hat, nämlich den Gallischen, Eburonischen, Sicambrischen, Morinischen und Bairischen, in dem über Regensburg die Böhmen schwer geschlagen wurden. 3 Maximilian griff auch als erster in dem Krieg an, in dem der löbliche Fürst, Herzog Erich zu Braunschweig, tödlich verwundet wurde. 4 Dieser Kaiser hatte mit dem Papst und der Welt zu tun. 5 Der Krieg mit Venedig dauerte fast acht Jahre. 6 Er starb im 63. Lebensjahr. 7 Er war ein Freund der Geschichte, aller Künste und der Gelehrten.

7, 1 Setze seiner jungen nest auff einen thurn. <= 2, 1>

2 DAs ist/ Maximilian hat seinen Sun König Philippum/ inn das Königreich Castilien gebracht/ des Tochter er genomen/ 3 vnd hat mit seiner gemahel das Königreich/ das einen gülden thurn zum Waffen hat/ ererbet/ vnd darzu Leon bekommen.

7, 1 Er setzte seiner Jungen Nest auf einen Turm.

2 Das heißt, Maximilian hat seinem Sohn, König Philipp, das Königreich Kastilien verschafft, dessen Tochter er heiratete. 3 Über seine Ehefrau hat Philipp das Königreich, das einen goldenen Turm im Wappen hat, ererbt und außerdem León erhalten.

8, 1 Aber seine angeborne kleydung mit dreyen theylen. <= 2, 2>

2 ISt Osterreich/ das einen Schilt inn die zwerch mit rot in der mitt weissem oben vnd vnten.

8, 1 Aber seine angeborene, dreigeteilte Kleidung.

2 Das bedeutet Österreich, dessen Schild quergeteilt ist: rot in der Mitte, weiß darüber und darunter.

9, 1 Der Adler pflücket die Lilien/ vnd verderbet jhre bletter. <= 2, 3>

2 DAs ist/ Maximilian hat dem Frantzosen/ abegebrochen/ als nemlich Anno 1514. zoch Heinricus der 8. König in Engelandt mit grosser macht zu Cales vber die sehe/ den Frantzosen vber zu kriegen/ 3 vnd hat Maximilianus auff gebracht/ Brabant Hollandt/ Flandern/ auch die vmbligenden Fürsten/ 4 vnd hat inn disem kriege Maximilian dem Frantzosen sein Fuoßuolck erschlagen/ auch vierthalbhundert die aller tapffersten inn Franckreich gefangen/ 5 vnd haben die Frantzosen Neun Pannier verloren/ vnd alle jhre Profiant wagen/ 6 Jst inn disem Jhare auch des yetzigen Hertzogen Heinrichs zu Braunschweig Vater/ vor dem ort inn Frießlandt inn der Fürsten zu Sachssen kriege erschossen/ in dem ende dises vorigen Kriegs.

9, 1 Der Adler pflückt die Lilien und verdirbt ihre Blätter.

2 Das bedeutet, Maximilian hat dem Franzosen <etwas> abgebrochen, als nämlich im Jahre 1514 König Heinrich VIII. von England mit großer Streitmacht über die See nach Calais fuhr, 3 da bot Maximilian Braband, Holland, Flandern und die Nachbar-Fürsten auf; 4 in diesem Krieg hat Maximilian dem Franzosen sein Fußvolk erschlagen und 350 der Allertapfersten in Frankreich gefangen. 5 Dabei verloren die Franzosen neun Fahnen und alle ihre Proviant-Wagen. 6 In diesem Jahr wurde auch der Vater des jetzigen Herzogs Heinrich zu Braunschweig vor dem Ende von Friesland im Krieg der Sachsen-Fürsten erschossen, und zwar am Ende dieses vorausgegangenen Krieges.

10, 1 Vnd verwüstet seine eygene federen/ vnd seine thier litthen schaden. <= 2, 3f.>

2 ES hat warlich dem tewren helde Maximilian auch fast vbel/ widerumb wol gegangen/ 3 anno 1483. ist er zu bruck gefangen/ 4 leit auch schmach vmb der heirat willen Frewlin Anne auß Britannien/ die jm von König zu Franckreich genommen/ 5 der vater tödtlichen abegieng/ in der handelung/ 6 vnd sonst inn den niderlendischen/ Gellrischen/ Venedischen/ Hollandischen/ Schweitzerschen vnd Frantzosischen kriegen/ 7 vnd die Fürsten mit jm haben schaden gelitten als Margraff/ Cassimir/ Braunschweig/ Manßfelt/ vnd vil andere/ die jm trewlich dieneten.

10, 1 Und er verwüstete seine eigenen Federn, und seine Tiere erlitten Schaden.

2 Dem teuren Helden Maximilian widerfuhr wirklich sehr Übles, aber auch Gutes. 3 Im Jahre 1483 wurde er in Brügge gefangen. 4 Er erlitt auch Schmach wegen der Heirat mit Fräulein Anna aus der Bretagne, die ihm vom König von Frankreich genommen wurde. 5 Deren Vater starb während dieser Aktion. 6 Weitere Schmach widerfuhr ihm in den Niederländischen, Gelderschen, Venedischen, Holländischen, Schweizerischen und Französischen Kriegen. 7 Auch verbündete Fürsten haben Schaden erlitten, wie z. B. Markgraf Kasimir, Braunschweig, Mansfeld und viele andere, die ihm treu dienten. 

11, 1 Er biß die Schlangen/ vnd ward wider von jhr gebissen. <= 2, 5>

2 VErstehe ich von Meyland/ denn Franckreich hie zu sprache/ hat haben wöllen 3 nam Maximilianus anno 1494. sein ander gemahel/ Mariam Blancam des Hertzogen Galeatij zu Meylandt Tochter 4 hatte zu Jnßbruck hochzeyt/ 5 bekam mit jhr das Hertzogthumb Meyland/ 6 zoch nun Maximilian in Lombardei/ mit zwey tausent knechten/ 7 gewan Pison/ 8 lagert sich vor Liburniam/ 9 vnd wardt hie gebissen/ 10 wann die Venediger vnd der Hertzog von Meylandt jhm hülff als bundts verwante/ zusagten/ aber wenig hieltens/ sonder den Keyser wolten verrhaten/ 11 hat er müssen zu rücke ziehen/ 12 hat jn doch nachmals das vergolten.

11, 1 Er biss die Schlange und wurde von ihr wieder gebissen.

2 Das beziehe ich auf Mailand, was Frankreich, wovon man auch sprechen muss, haben wollte. 3 1494 heiratete Maximilian seine zweite Frau, Maria Bianca, die Tochter des Herzogs Galeazzo von Mailand. 4 In Innsbruck hielt er Hochzeit. 5 Mit ihr bekam er das Herzogtum Mailand. 6 Nun zog Maximilian mit zwei tausend Soldaten in die Lombardei. 7 Er eroberte Pison. 8 Er lagerte vor Liburnia. 9 Hier wurde er gebissen. 10 Denn die Venezianer und der Herzog von Mailand hatten ihm zwar als Bundesgenossen Hilfe zugesagt, hielten sich aber nicht daran, sondern wollten den Kaiser verraten. 11 Da musste er sich zurückziehen. 12 Später ließ er sie dafür büßen.

12, 1 Nach viler mühe gab er sich zu rhuo. <= 2, 6>

2 DAs ist/ Er ist von disem jammerthal verscheiden/ Anno 1519. 3 zu der Newestat inn Osterreich begraben/ 4 vnd ist guter fride gewesen/ gleich als da Keyser Friderich starb/ vber alle land 5 nach seinem todt/ errhub sich der krieg zwischen den Vättern zu Braunschweig vnd Lüneburg/ 6 geschach im selben Jar die schlacht vor Soltaue auff der Heide/ 7 bliben da bey die Vierthalb tausent todten/ vnd starb am roten.

12, 1 Nach viel Mühe begab er sich zur Ruhe.

2 Das bedeutet, er ist aus diesem Jammertal verschieden im Jahre 1519. 3 Er liegt in Neustadt in Österreich begraben. 4 Dann herrschte guter Friede im ganzen Land wie damals, als Kaiser Friedrich starb. 5 Nach seinem Tod begann der Krieg zwischen den Vettern von Braunschweig und Lüneburg. 6 Im selben Jahr kam es zur Schlacht vor Soltau auf der Heide. 7 In ihr fielen 3500; er starb am roten <?>.

13, 1 Seine jungen auff dem gülden Thurn bliben nicht lange leben. <= 2, 7>

2 DAs ist von König Philippo zuuerstehen/ welchen das glück nur der welt erzeiget hat/ vnd baldt wider genommen/ 3 hat schwerlich das 30. Jare erreichet/ 4 ist auff dem geecht <zwischen den beiden "e" des Wortes scheint ein Buchstabe eingefügt zu sein: "geiecht"?> gewest/ 5 vnd an einem hastigen truncke/ Lung vnd Leber beschediget/ das er dauon gestorben ist.

13, 1 Seine Jungen auf dem goldenen Turm blieben nicht lange am Leben.

2 Das muss man auf König Philipp beziehen, den das Schicksal der Welt nur gezeigt und dann bald wieder genommen hat. 3 Er wurde kaum 30 Jahre alt. 4 Er befand sich auf der Jagd. 5 An einem hastigen Trunk hat er sich Lunge und Leber beschädigt, woran er dann gestorben ist.

14, 1 Doch verließ er andere jungen. <= 2, 8>

2 ALs Carolum/ den jetzigen Remischen keiser Ferdinandum/ vnd der selbigen schwester.

14, 1 Doch er hinterließ auch andere Junge.

2 Nämlich Karl, den jetzigen römischen Kaiser Ferdinand und deren Schwestern.

15, 1 Die weiblichen flohen in die ende der Christenheyt. <= 2, 9>

2 EJne Elisabetha/ zu den dreyen blawen löwen/ 3 das ist Dennenmarck/ 4 wann dise König Christierno vertrawet ward.

15, 1 Die weiblichen Jungen flohen ans Ende der Christenheit.

2 Die eine, Elisabeth, floh zu den drei blauen Löwen. 3 Das ist Dänemark. 4 Denn diese wurde König Christian angetraut.

16, 1 Welche die nesselbletter vbel verbrandten. <= 2, 10>

2 DAs ist/ Dise ward verjaget des Königreichs/ vnd Christiernus jr König im geleitte gefangen/ 3 vnd noch gefangen sitzet/ 4 wenn des Reichs rath zu Dennenmarck jhren Herren verliessen/ 5 vnd haben Hertzogen Friderichen zum Könige erwelet/ vnd Christiernum des reichs entsetzet.
6 DJe andere mit namen Maria/ vnter dem schutz des weissen zwifachen Creutzes. 7 Welchs Vngern bedeut/ 8 wenn dise König Ludwig vertrawet ist. 9 Welche die vngezempten hunde hart betrübten. 10 Das waren die Türcken. 11 Die ermördeten jhren liebsten winden. 12 Das war König Ludwig jr gemahel/ 13 ward anno 1526. nach der Bawren auffrhuor/ die im forigen Jar geschach/ 14 hat Soliman der Türckische Keyser den zug inn Vngern fürgenommen/ 15 vnd als er gen Belgrad kommen/ hat diser arme verlassene Könnig Ludwig/ der von allen Christlichen Fürsten vnd Potentaten hülffloß war/ beschlossen im vnter augen zu ziehen/ 16 haben die Türckischen Reutter die Vngern angegriffen/ 17 Tomorrius wardt erschlagen/ der Bischoff von Strigon/ der Bischoff von Varradin/ vnd andere mer/ 18 vnd als König Ludwig inn der flucht mit dem Roß gesetzet hatte inn einen sumpff/ schlecht das Pferd vmb/ vnd er blib da todt/ 19 hat also die hohe Person jemerlich jr leben geendet/ 20 in dem sie gestritten vor jr Vaterlandt/ wardt hie honestum bellum turpi pace melius.

16, 1 Diese verbrannten die Nesselblätter auf üble Weise.

2 Das bedeutet, diese wurde aus dem Königreich verjagt und ihr König Christian mit Begleitung gefangen. 3 Noch immer sitzt er in Gefangenschaft. 4 Denn die Reichsräte von Dänemark ließen ihren Herr im Stich. 5 Sie haben Herzog Friedrich zum König gewählt und Christian seine Herrschaft entzogen.
6 Die andere namens Maria floh unter den Schutz des weißen Doppelkreuzes. 7 Das bedeutet Ungarn. 8 Denn diese ist König Ludwig angetraut. 9 Diese betrübten die ungezähmten Hunde sehr. 10 Das waren die Türken. 11 Die ermordeten ihren liebsten Windhund. 12 Das war König Ludwig, ihr Gemahl. 13 Das geschah im Jahre 1526 nach dem Bauernaufstand im Jahr davor. 14 Da zog Süleyman, der türkische Kaiser, gegen Ungarn. 15 Und als er nach Belgrad kam, beschloss dieser arme, verlassene König, dem alle christliche Fürsten und Machthaber die Hilfe versagten, gegen den Sultan zu ziehen. 16 Die türkischen Reiter griffen die Ungarn an. 17 Tomori wurde erschlagen, der Bischof von Esztergom, der Bischof von Varazdin und noch andere. 18 Und als König Ludwig auf der Flucht sein Ross in einen Sumpf geführt hatte, stürzte das Pferd um und er kam zu Tode. 19 So endete die hohe Persönlichkeit jämmerlich. 20 Indem sie für ihr Vaterland gestritten hatte, kam es zu einem ehrenhaften Krieg, besser als schändlicher Friede.

17, 1 Vnd die zwen jungen Adeler werden inn senffter rhuo erzogen. <= 2, 14>

2 VErstehe ich Carolum vnnd Ferdinandum.

17, 1 Und die zwei jungen Adler werden in angenehmer Ruhe erzogen.

2 Darunter verstehe ich Karl und Ferdinand.

18, 1 Sie werden aber/ so sie zu jhren jharen kommen/ jhre flügel müde machen. <= 2, 15>

2 WJe wir denn bereyt erfaren haben/ vnd täglichen erfarn/ mit vilem Krieg/ yetzt in Franckreich/ yetzt in Affrica/ Gülich vnd andere/ 3 ich schweige der vndültigen Reichstag/ damit Keyserliche Maiestat beschwert ist/ 4 so setzet der Türcke jhärlichs dem König zu/ das seine flügel/ stercke/ vnd vermügen schwach wirdt.

18, 1 Sie werden aber, wenn sie erwachsen werden, ihre Flügel ermüden.

2 Wie wir bereits erfahren haben und täglich erfahren: mit viel Krieg, bald in Frankreich, bald in Afrika, Jülich und anderen. 3 Ich rede nicht von den ungeduldigen Reichstagen, die für Kaiserliche Majestät eine Last sind. 4 Außerdem setzt der Türke dem König zu, so dass seine Flügel, d. h. seine Stärke und Vermögen, schwach werden.

19, 1 Der elteste Adler entpfecht eine Kron. <= 2, 16>

2 Das ist/ er wirdt Römischer Keyser.

19, 1 Der älteste Adler erhält eine Krone.

2 Das bedeutet, er wird Römischer Kaiser.

20, 1 Wirdt sich legen in die Lilien/ vnd die verwüsten. <= 2, 16>

2 Welchs geschehen/ da er den König von Franckreich angriffen/ für Pauia im thiergarten gefangen/ vnd vber diß jm gnade erzeiget/ vnd sich mit jm auffs new vereiniget vnd verbunden.

20, 1 Er wird sich in die Lilien legen und sie verwüsten.

2 Das ist damit geschehen, dass er den König von Frankreich angegriffen, im Tiergarten vor Pavia gefangen und ihm obendrein Gnade erzeigt und sich mit ihm aufs neue vereinigt und verbunden hat.

21, 1 Wird mit jungen Lilien sein haupt schmücken. <= 2, 16>

2 Mag man von des Königs von Franckreich Sun/ die zu Gisel gesatzt versteen/ oder von zukünfftiger freundschafft vnter jnen.

21, 1 Er wird mit jungen Lilien sein Haupt schmücken.

2 Das kann man von den Söhnen des Königs von Frankreich verstehen, die als Geiseln eingesetzt wurden, oder von einer künftigen Freundschaft unter ihnen.

22, 1 Er wird gehen durch die güldenen Pforten. <= 2, 17>

2 Versteh ich/ das Carolus sich wirdt des Königes Tochter zu Portugal/ Jsabellam genant/ vertrawen lassen/ 3 von der (als Jsabella) frewde entpfahen. Kinder zeugen/ 4 vnd also inn Hispanien den gülden thurn stercken/ das ist sein Reich erweitteren/ 5 wie denn geschehen ist/ wenn Burgundt das creutze des schlahenden fewr eysens mit Portugal/ Castilien/ Leon etc. gezieret ist.

22, 1 Er wird durchs goldene Tor gehen.

2 Darunter verstehe ich, dass sich Karl die Tochter des Königs von Portugal, Isabella genannt, wird antrauen lassen. 3 Von ihr (Isabella) wird er Freude erhalten und mit ihr Kinder zeugen. 4 Also wird er in Spanien den goldenen Turm stärken, d. h. sein Reich erweitern. 5 So geschah es schon, als Burgund, das Kreuz des schlagenden Feuereisens, mit Portugal, León usw. geschmückt wurde.

23, 1 Wirdt auch zam machen den gelen löwen im blawen felde. <= 2, 18>

2 Das ist den Hertzogen von Gellren/ weliches vor zweyen jharen geschehen/ da der Keyser Gellren vnd Gülich bekommen vnd den Hertzogen zu dem vertracht gedrungen.

23, 1 Er wird auch den gelben Löwen im blauen Feld zähmen.

2 Das heißt, den Herzog von Geldern; das ist vor zwei Jahren geschehen, da der Kaiser Geldern und Jülich erhalten und den Herzog zu dem Vertrag gedrängt hat.

24, 1 Er wirdt der Schlangen jre zehne außbrechen. <= 2, 19>

2 Jst mit Meylandt geschehen/ Als Babst Clemens der sibent/ damit er vrsache hette zu kriegen/ der Geistlich man/ dem Keyser abgesagt/ 3 Jnn dem was Franciscus Sfortia/ im Schlosse belagert/ 4 vnd haben die Keserschen die Stadt eingenommen/ 5 auch grossen homut getriben/ damit sie die Meyländer zucht vnd mores lereten/ 6 haben vil mutwillen getriben/ mit Knechten/ Weibern vnd Junckfrawen/ 7 ist jhnen all jr habe vnd gut genommen/ 8 vnd sind also jemerlich geschwechet/ 9 hat sich auch von Hunger letztlich das Schlosse ergeben.

24, 1 Er wird der Schlange ihre Zähne ausbrechen.

2 Das ist mit Mailand geschehen, als Papst Clemens VII., um einen Kriegsgrund zu haben, er, der Geistliche, sich vom Kaiser lossagte. 3 In diesem wurde Francesco Sforza im Schloss belagert; 4 die Kaiserlichen haben auch die Stadt eingenommen. 5 Sie waren auch recht überheblich, um die Mailänder Zucht und Sitten zu lehren. 6 Mit Knechten, Frauen und Jungfrauen verfuhren sie nach Gutdünken; 7 ihr ganzes Hab und Gut wurde ihnen genommen. 8 Sie wurden also jammervoll geschwächt. 9 Schließlich ergab sich das Schloss vor Hunger.

25, 1 Vnd dem haubt aller stätte jhre augen außstechen/ vnd die zum raube seinen thieren geben. <= 2, 20>

2 Diß ist offenbar/ das des Keysers Kriegsvolck Anno 1527. Als sie auff Florentz wolten ziehen eylendes vor Rom gezogen sind/ vnd vnuersehens da angekommen/ 3 haben darin begert welchs jnn gewegert/ 4 haben zwen sturm/ im nebel gethan/ 5 sind allzeyt ab getriben/ 6 doch haben sie es im dritten erstigen/ vnd also Rom geplündert/ 7 vnd haben die Kriegsknechte alle Silberwerck/ köstliche gewand/ geraubet vnd dem Babst vil schmahe bewisen/ 8 blibe da todt der Hertzog von Burbon/ im letzten Kriege.

25, 1 Er wird dem Haupt aller Städte die Augen ausstechen und sie seinen Tieren zum Raub geben.

2 Es ist offenkundig, dass des Kaisers Kriegsheer im Jahre 1527, als es gegen Florenz ziehen wollte, sofort gegen Rom zog und dort unverzüglich ankam. 3 Dort verlangten sie, was ihnen verweigert wurde. 4 Zweimal griffen sie im Nebel an. 5 Beide Male wurden sie abgewehrt. 6 Beim dritten Angriff haben sie die Mauern erstiegen und danach Rom geplündert. 7 Die Soldaten raubten alle Silbergegenstände und kostbaren Gewänder und fügten dem Papst große Schmach zu. 8 Der Herzog von Bourbon starb dabei im letzten Krieg.

26, 1 Aber der Adler wirdt weyche federn haben/ tugenthafft vnd milt/ vnd von anderem leicht bewagen/ gerne folgen/ doch letzlich auch betrogen. <= 2, 21>

2 Welchs man an Franckreich vnd an den Bäpsten bißher weydlich gespürt hat/ 3 von denen er allezeyt ist betrogen worden durch nicht halten/ vnd vil andere böse practick mer.

26, 1 Aber der Adler wird weiche Federn haben, tugendhaft und mild sein, wird von andern leicht beeinflusst, ihnen gerne folgen, aber letztlich doch betrogen werden.

2 Das hat man an Frankreich und den Päpsten bisher deutlich gespürt. 3 Von denen wurde er ständig betrogen, weil sie nicht vertragstreu waren, und durch andere üble Machenschaften.

27, 1 Wird sich vnterstehen den Christen zu helffen. <= 2, 22>

2 Welchs durch vil Reichstäge geschehen/ 3 hat aber noch nicht mögen seinen fürgang gewinnen/ 4 villeicht vmb vnserer Sünde willen/ 5 Gott gebe noch seine gnad.

27, 1 Er wird bereit sein, den Christen zu helfen.

2 Das geschah durch viele Reichstage. 3 Er konnte aber seinen Vorrang nicht durchsetzen. 4 Das ist vielleicht Folge unserer Sünden. 5 Gott schenke noch seine Gnade.

28, 1 Er wirdt haben einen trewen Vogel/ vnter jm einen roten Adler/ mit einem weissen rad. <= 2, 24>

2 Verstee ich den Bischoff von Mentz/ Albertum von Brandenburgk/ der im alten thun beharren wirdt biß in die gruben/ 3 vnd werden die anderen vernünfftigklich in der Religion wandelen/ wird der Bischoff auch gut Keyserisch ersterben.

28, 1 Er wird unter sich einen treuen Vogel haben, einen roten Adler mit einem weißen Rad.

2 Darunter verstehe ich den Bischof von Mainz, Albert von Brandenburg, der bis zu seinem Tod bei der alten Lehre verharren wird. 3 Und falls die anderen Vernunft in Religionsfragen zeigen, wird der Bischof auch gut kaiserlich sterben.

29, 1 Ein roter löw neben dem gülden schildt vnd roten Lilien/ werden den Adeler anfeinden. <= 3, 1>

2 Jst der Schotte/ 3 sol doch nichts außrichten/ wenn der Adler ist jm zu hoch gesessen.

29, 1 Ein roter Löwe neben dem goldenen Schild und roten Lilien wird den Adler anfeinden.

2 Das ist der Schotte. 3 Er wird aber keinen Erfolg haben, denn der Adler sitzt zu hoch für ihn.

30, 1 Der Adler wird ein nest in des Jegers hauß machen/ vnd den frommen weydeman verfolgen. <= 3, 3>

2 Das ist/ der Römisch König wirdt vom Bundt verursacht/ das landt zu Wirtenberg einnemen/ 3 hat doch disen Hertzogen Vlrich/ der vom gantzen Schwebischen Bund veriagt/ der Landgraff zu Hessen Philippus wider eingesetzet/ 4 vnd ist die sache letzlich vertragen.

30, 1 Der Adler wird im Jägerhaus ein Nest bauen und den frommen Jäger verfolgen.

2 Das besagt, dass der Römische König vom Bund veranlasst wird, das Land zu Württemberg einzunehmen. 3 Doch diesen Herzog Ulrich, der vom ganzen Schwäbischen Bund verjagt worden war, hat Philipp, der Landgraf zu Hessen, wieder eingesetzt. 4 Am Schluss wurde die Angelegenheit wieder beigelegt.

31, 1 Der Weydeman wirdt wonen bey den dreyen weyssen Adelern vnd bunten löwen. <= 3, 3>

2 Das ist/ Hertzog Vlrich wirt sich bey Hessen vnd Lütringen erhalten/ wie denn das zum teyl geschehen.

31, 1 Der Jäger wird bei den drei weißen Adlern und bunten Löwen wohnen.

2 Das bedeutet, dass sich Herzog Ulrich in Hessen und Lothringen aufhalten wird, wie es teilweise geschehen ist.

32, 1 Dem Jeger ist blaw vnd weiß entgegen. <= 3, 4>

2 Das ist Beyrn/ wiewol er einen <Das zweite "n" von "einen" ist im Text gestrichen.> von Beyern nemen wirdt vnd damit kinder zeugen/ 3 vnd wirdt jm dise farbe wolstehn. 4 Dise von Beyern ist frewlin Sabina gewesen/ mit der ehr Hertzog Christoffel von Wirtenberg gezeuget.

32, 1 Dem Jäger ist blau und weiß zuwider.

2 Das bedeutet Bayern, obwohl er eine von Bayern nehmen und mit ihr Kinder zeugen wird. 3 Dann steht ihm diese Farbe wohl. 4 Die Frau von Bayern war Fräulein Sabina, mit der er Herzog Christoph von Württemberg gezeugt hat.

33, 1 Die hunde werden dem zwifachen creutze schaden thun. <= 3, 6>

2 Das ist/ die Türcken werden Hungern verheren/ Ofen eröbern/ vnd werden dem Adeler seine kleydung zu reissen/ mit den dreyen teilen/ 3 das ist der Christen Teuffel vnd feindt der Türcke/ der wirdt in Osterreich fallen/ vor Wien sich lagern/ vnd daselbs den Christen grossen schaden thun/ 4 ist damals das Osterland hart verdorben.

33, 1 Die Hunde werden dem Doppelkreuz schaden.

2 Das heißt, die Türken werden Ungarn verheeren, Ofen erobern und werden des Adlers dreiteilige Kleidung zerreißen. 3 Das bedeutet, der Türke, der Teufel und Feind der Christen, wird in Österreich einfallen, sich vor Wien lagern und dort den Christen sehr schaden. 4 Damals wurde das Ost-Land schwer beschädigt.

34, 1 Die Hunde wolten gerne beissen den weissen löwen mit dem duppelten schwantz/ aber es wird jhn nicht gestatet. <= 3, 8f.>

2 Das ist der Türcke/ wird sich vnterstehen den König zu Behem zu bekriegen/ 3 wirdt doch diß nicht gestatet werden.

34, 1 Die Hunde hätten den weißen, doppelschwänzigen Löwen gerne gebissen, es wurde ihnen aber nicht gestattet.

2 Das heißt, der Türke wird es wagen, den König von Böhmen zu bekriegen. 3 Das wird ihm aber nicht erlaubt.

35, 1 Böse dücke werden die thier so dem weyssen Adeler vnterworffen/ beweysen/ 2 sie werden des weissen Adlers verleugnen/ vnd hunde an seine stat setzen. <= 3, 10f.>

3 DAs ist/ es wirdt sehr wanckelbar vmb das Königreich Poln stehn/ 4 der Alte wirdt abe gehen/ vnd des jungen stand vngleich/ 5 möcht man practicirn auff einen anderen König dem Türcken zugethan/ 6 doch wirdt der Brandenburger Churfürste dem jungen König ein starcker freundt sein/ jhm beystand thun/ vnd helffen das Königreich Poln zu erhalten.

35, 1 Die unterworfenen Tiere des weißen Adlers werden ihm üble Tücke zeigen. 2 Sie werden den weißen Adler verleugnen und Hunde an seine Stelle setzen.

3 Das heißt, das Königreich Polen wird einen schwankenden Stand haben. 4 Der Alte wird gehen, und der Zustand des Jungen wird anders sein. 5 Das könnte man anwenden auf einen anderen König, der den Türken gewogen ist. 6 Aber der Brandenburger Kurfürst wird dem jungen König ein starker Freund sein, ihm beistehen und helfen, das Königreich Polen zu erhalten. 

36, 1 Nach disem allen wirdt sich nahen das ende/ werden schwere kriege/ vnd grosse verenderung. <= 3, 14>

2 Es lest sich schier ansehen wie der fromme Carion schreybt/ 3 ist alle freundtschafft theur/ 4 Et principum sunt rarissime amicitie/ 5 vnd geht beynach zu/ 6 Potentior deuorat imbecilliorem/ 7 das es Teutschland gehen solt mit der zeyt/ wie es in vor Jaren den Jüden gegangen ist/ 8 wir haben das wort/ vnd achten das nicht/ 9 sindt mancherley beschwerung/ von den öberen biß zu den vnteren/ 10 da wütet der Türcke/ 11 da haben wir intestina incommoda/ 12 die herrn haben kein rath/ folgen auch keinem menschen/ 13 Edelleut steigen in pracht vnd wucher/ 14 die andern warten nicht jres beruffs 15 in summa/ Elend auff allen gassen/ vnd nichts gutes mehr. 16 Habe ich keinen spiritum Propheticum/ wolte sonst was weiter sagen denn Carion. 17 Hiezu sehen wir Jrreconclia.bile odium Ciuitatum contra suos Principes/ 18 das ein Weyser sagen muß/ 19 dise welt kan nit bestehen/ 20 vnd ist war/ es wirdt jmmer erger/ wie man sagt.

21 Aetas parentum peior auis tulit
  Nos nequiores mox daturos
Progeniem uitiosiorem. <Horaz c. III, 6, 46-48>

22 Vnd werden dise zeyt so schwer/ als vor der welt ende/ wenn man einen nach dem anderen vmbrücken wirdt.

36, 1 Nach all dem wird sich das Ende nähern, wird es schwere Kriege und große Veränderungen geben.

2 Man hat es deutlich vor Augen, so wie es der fromme Carion schreibt: 3 Alle Freundschaft ist teuer. 4 Und Freundschaften unter Fürsten sind äußerst selten. 5 Es geht beinahe so zu: 6 Der Mächtigere frisst den Schwächeren. 7 Damit wird es Deutschland mit der Zeit ergehen, wie es den Juden vor Jahren erging. 8 Wir haben das Wort, schätzen es aber nicht wert. 9 Es gibt viele Belastungen, von den Oberen bis zu den Unteren. 10 Da wütet der Türke, 11 da haben wir innere Schwierigkeiten. 12 Die Herren sind unberaten, folgen auch keinem Menschen. 13 Der Adel steigt in Pracht und Profit, 14 die anderen üben ihren Beruf nicht recht aus. 15 Kurz und gut: Elend herrscht auf allen Gassen; es gibt nichts Gutes mehr. 16 Hätte ich prophetischen Geist, würde ich Carion noch weiterführen. 17 Außerdem sehen wir unversöhnlichen Hass der Bürgerschaften gegen ihre Herrscher. 18 Deshalb muss ein Weiser sagen: 19 "Diese Welt kann keinen Bestand haben!" 20 Und es ist wahr, wie man sagt: Es wird immer schlimmer.

21 Die Zeit der Eltern, schlechter als die der Großeltern,
   brachte uns Schlechtere hervor, die wir bald schenken werden
eine noch fehlerhaftere Nachkommenschaft.

22 Und diese Zeiten werden so schwer, weil sie vor dem Ende der Welt stehen, an dem man einen nach dem andern umbrücken wird.

37, 1 Der schwartze Adeler wirdt vngemach leiden/ mit schwerer leibes kranckheyt vnd abgehen/ derer die jhm lieb sein/ 2 wird auch des jungen Adlers schaden sehen. <= 3, 16>

3 Das ist/ Er wird erleben/ das Vngerland Ferdinando abfallen wirdt/ 4 werden sie einen Herren welen/ Als den Weida oder Türcken/ 5 vnd nicht vnter disem gütigen Adler/ das ist dem Künig sein wöllen/ 6 vnd wirt hie vnd da gemein werden/ das Demosthenes allegiert auß der Elegien Solonis de exitio vrbium.

7 Ipsi sed patriam suspectis mentibus ultro
   Conantur ciues dilacerare suam
8 Hinc vrbs diuitijs quondam imperioque superba
   Seruitij patitur tristia iura modo. <Elegia Solonis, übersetzt von Melanchthon>

37, 1 Der schwarze Adler wird Leid erfahren durch schwere körperliche Erkrankung und wird den Abgang derer, die ihm lieb sind, 2 wird auch des jungen Adlers Schaden sehen.

3 Das heißt, er wird erleben, dass Ungarn von Ferdinand abfällt. 4 Sie werden einen Herrn wählen wie den Weida oder den Türken. 5 Sie werden nicht unter diesem gütigen Adler, d. h. dem König, sein wollen. 6 Und es wird hier und da Gemeingut werden, was Demosthenes aus der Elegie Solons "Über den Untergang der Städte" anführt:

7 Aber die Bürger selbst versuchen mit verdächtigem Sinn
   von sich aus das Vaterland zu zerfleischen.
8 Deshalb erleidet die einst über Reichtum und Macht stolze
   Stadt nun trauriges Recht der Sklaverei.

38, 1 Vnd der gülden stierkopff mit den zweyen silberen hörnern/  wirdt einen grossen namen haben. <= 3, 19>

2 Achte ich den Walachen.

38, 1 Und der goldene Stierkopf mit den zwei silbernen Hörnern wird einen großen Namen haben.

2 Darunter verstehe ich den Walachen.

39, 1 Vnd wirdt sich die rothe strasse vber ortes gebrauchen. <= 3, 20>

2 Das ist/ Baden wirdt in grossen dingen gebraucht/ welchs nach art der handlung sol nicht vnuergolten bleyben.

39, 1 Und er wird sich der roten Straße über den Rand bedienen.

2 Das bedeutet, dass Baden in wichtigen Angelegenheiten benötigt wird, was - wie üblich - nicht unbelohnt bleiben wird.

40, 1 Vnd denn wird der löwe im gülden feld/ vnd die güldene Scepter von einander getrent. <= 3, 22>

2 Das ist/ Cleue wirdt ein teyl landes verlieren/ oder sich abdringen lassen/ dadurch Cleue geschwechet wirdt.

40, 1 Und dann werden der Löwe im goldenen Feld und die goldenen Szepter von einander getrennt.

2 Das heißt, Kleve wird ein Teil des Landes verlieren oder sich entwinden lassen, wodurch Kleve geschwächt wird.

41, 1 Das hauß mit den fünff Schwartzen balcken in dem güldenen feld/ wirdt beschediget an seinen eygenen seulen/ 2 vnd niemandt wird jm schaden denn sein eygen dach. <= 3, 23f.>

3 Werden dise Herrn vnter sich etwan vneins werden/ als nemlich/ Sachssen/ vnd werden etliche seule entpfallen durch absterben eins theyls.

41, 1 Das Haus mit den fünf schwarzen Balken im goldenen Feld wird an seinen eigenen Säulen beschädigt. 2 Und niemand wird ihm schaden außer seinem eigenen Dach.

3 Diese Herren werden untereinander uneins werden, nämlich Sachsen, und es werden etliche Säulen herausfallen, weil manche Teile absterben.

42, 1 Vnd wirdt alda sich das klare wort hören lassen. <= 3, 25>

2 Das ist/ in Sachssen zu Wittenberg/ das wir Teutschen Got nimmer genug dancken können/ das zum ersten durch die zwen treffentlich Menner/ Doctorem Martinum/ vnd Philippum/ meinen lieben Herrn vnd freund gelernet ist/ vnd noch teglich gelernet wirdt/ 3 vnd ist zu besorgen/ wie hie Carion schreibt/ so wir nicht danckbarer sein/ gegen das liebe Wort/ Got möchte vns straffen/ vnd vns das wider nemen/ 4 wann der fromme Luther diß Jar/ auch selber das geklaget/ vnd sich von Wittenberg hat wenden wöllen.

42, 1 Und eben dort wird man das deutliche Wort hören.

2 Das geschieht zu Wittenberg in Sachsen, dass wir Deutschen Gott nie genug danken können, dass vor allem durch die zwei hervorragenden Männer, Doktor Martin und Philipp, mein lieber Herr und Freund belehrt wurde und noch täglich belehrt wird. 3 Und man muss sich darum sorgen, wie Carion hier schreibt, dass Gott, falls wir gegen das liebe Wort nicht dankbarer sind, uns strafen und es uns wieder nehmen wird. 4 Denn der fromme Luther hat in diesem Jahr sich darüber selbst beklagt und von Wittenberg weggehen wollen.

43, 1 Der rote Adler wirdt steigen in ehren/ vnd wirdt mit hilff zweyer güldenen löwen ehre erlangen/ 2 vnd ein schwartz Püffels kopff/ vnd ein roter Greiff in einem weisse felde werden jm anhangen. <= 3, 31f.>

3 Das ist/ ein Marggraff zu Brandenburg der wirdt zu grossen Ehren kommen/ mit hilff der Herrn zu Braunschweig/ Pomern/ vnd Mechelnburg.

43, 1 Der rote Adler wird in Ehren aufsteigen und mit Hilfe zweier goldener Löwen Ehre erlangen. 2 Und ein schwarzer Büffelkopf und ein roter Greif im weißen Feld werden seine Anhänger sein.

3 Das heißt, ein Markgraf zu Brandenburg wird zu großen Ehren kommen mit Hilfe der Herren zu Braunschweig, Pommern und Mecklenburg.

44, 1 Ein roter vnnd schwartzer Adeler wirdt in anfechten mit sampt halb weis vnd roten kleideren/ 2 werden nichts an jhm vermögen. <= 3, 33f.>

3 Verstehe ich Münsterberg.

44, 1 Ein roter und ein schwarzer Adler mit halb weißen, halb roten Kleidern wird ihn angreifen. 2 Sie werden ihm nichts antun können.

3 Darunter verstehe ich Münsterberg.

45, 1 Aber der schwartze Adeler mit dem weissen manne inn dem güldenen felde/ wil sein hilff nicht dargeben. <= 3, 35>

2 Das ist/ die Schlesie vnnd das Hertzogthumb Lichnitz/ wirdt Münsterberg nicht anhangen/ sondern freundtschafft mit dem roten Adler halten.

45, 1 Aber der schwarze Adler mit dem weißen Mann im goldenen Feld will keine Unterstützung geben.

2 Das heißt, Schlesien und das Herzogtum Liegnitz sind keine Verbündete von Münsterberg, sondern werden mit dem roten Adler Freundschaft halten.

46, 1 Es wirdt der blawe löw inn den roten Rosenbletteren/ schwach werden/ vnd seine kleine thier werden von jhm essen. <= 3, 36f.>

2 Das ist/ das Hertzoghtumb Braunschweig vnd Lüneburg/ vnd die herrn die lange zeyt bey Keyser vnd König wolgehalten/ vber die acht hundert jar jr menliche vr alten Fürsten gewesen/ zu Braunschweig vnd Lüneburg/ Sachssen/ Beyern/ Kernten/ Tuscien etc. Dise löbliche Fürsten werden schwach werden vnd vnglück erfarn.

46, 1 Der blaue Löwe in den roten Rosenblättern wird schwach werden und seine kleine Tiere werden von ihm essen.

2 Das heißt, das Herzogtum Braunschweig und Lüneburg und die Herren, denen es lange Zeit bei Kaiser und König gut ging und die über 800 Jahre deren mannhafte uralte Fürsten gewesen waren zu Braunschweig und Lüneburg, Sachsen, Bayern, Kärnten, Tuscien usw., diese löblichen Fürsten werden schwach werden und Unglück erfahren.

46, 3 Werden jhre jungen.

4 Das seind jre eygen städte von jnen essen/ sie verfolgen vnd jhnen zu wider sein/ auch jerer Fürsten gerechtigkeyt schwechen vnd feindtlich sich gegen jnen erzeigen.

46, 3 Werden ihre Jungen,

4 das heißt, ihre eigenen Städte, von ihnen essen, sie verfolgen und gegen sie angehen, werden auch die Gerechtigkeit ihrer Fürsten schwächen und sich gegen sie feindlich zeigen.

47, 1 Jn disen zeytten wirdt der schwartze Adeler sein Scepter nider legen/ 2 vnd einer in blawen vnd weissen/ wirdt das auffnemen. <= 3, 38f.>

3 Das ist/ nach tödtlichem abegange Keyserlicher Maiestat/ wirdt ein Pfaltzgraffe oder Beyrescher herre nach der Kronen sten.

47, 1 In diesen Zeiten wird der schwarze Adler sein Szepter niederlegen, 2 und einer in Blau und Weiß wird es aufnehmen.

3 Das heißt, nach tödlichem Abgang der kaiserlichen Majestät wird ein Pfalzgraf oder bayerischer Herr nach der Krone trachten.

48, 1 Sol sie aber sein bleiben/ hat er glück. <= 3, 40>

2 Wenn auch sonst zwen Churfürsten hier umb handelen werden/ 3 wirdt also der Kronen halben vneinigkeyt im Reiche werden/ 4 kommen die beyden löwen mit in disen hader.

48, 1 Bliebe sie sein Eigentum, hätte er Glück.

2 Denn zwei weitere Kurfürsten werden deswegen Händel haben. 3 Es wird also der Krone wegen Uneinigkeit im Reich entstehen. 4 Die beiden Löwen werden in diesen Streit verwickelt.

49, 1 Das Rauten krentzlin das vor langest verdunckelt ist gewesen/ wirdt wider gewickelt. <= 4, 1>

2 Das ist/ ein Herr zu Sachssen/ weliches vor elteren verachtet vnd nicht angesehen/  diser Kinder sollen sich wider erheben/ vnd von grossem ansehen werden bey jederman/ vnd zu forigen jren landen gelassen/ 3 mit Nesseln ist Holstein vermenget/ 4 wirdt doch dise freundtschafft nicht die lenge besten.

49, 1 Das Rautenkränzchen, das längere Zeit verdunkelt war, wird wieder neu gewickelt.

2 Das heißt, die Kinder eines Herrn von Sachsen, das seit längerem verachtet und nicht angesehen war, sollen sich wieder erheben und bei jedermann zu großem Ansehen gelangen und zu ihren früheren Ländern gelassen werden. 3 Mit Nesseln ist Holstein verbunden. 4 Doch diese Freundschaft wird nicht lange bestehen.

50, 1 Ein gülden löw in einem blawen stal/ wirdt das weisse Rad auffheben. <= 4, 4>

2 Jst Gellren/ wirdt Mentz befeinden/ vnd wird Trier einem verleyhen der eines verdechtigen lebens ist/ 3 der auch vom Keyser angefochten werden sol.

50, 1 Ein goldener Löwe in einem blauen Stall wird das weiße Rad erheben.

2 Das heißt, Geldern wird in Feindschaft zu Mainz geraten und wird Trier einem verleihen, der einen verdächtigen Lebenswandel hat. 3 Der wird auch vom Kaiser angegriffen werden.

51, 1 Vnd sol nach diser zeyt der bunde löw. <= 4, 9>

2 Das ist der Landtgraff oder Thüringen etwas von dem seinen verlieren.

3 Vnd sol dise zeyt das Keyserthum vnd Kron zu Behem nicht mehr bey dem alten löblichen hause Osterreich sein/ 4 vnd wöllen hie mit beschliessen. 5 Vnd den frommen Leser gebeten haben/ er wölle sich disen fleiß also gefallen lassen/ Gott vor augen haben/ sein wort thewr achten/ die Oberkeyt lieben/ vnd dem Nechsten alles gut thun/ 6 so mag es (wiewol es vbel zugeet) nach alles besser werden/ 7 Anno M.D.xlvj.

51, 1 Und danach wird der bunte Löwe,

2 d. h. der Landgraf oder Thüringen etwas vom Eigenen verlieren.

3 Und es wird zu dieser Zeit das Kaisertum und die Krone von Böhmen nicht mehr beim löblichen Hause Österreich sein. 4 Damit möchte ich schließen. 5 Ich möchte den frommen Leser gebeten haben, er möge sich diesen Fleiß gefallen lassen, Gott vor Augen haben, sein Wort teuer achten, die Obrigkeit lieben und dem Nächsten alles zu Gute tun. 6 Dann kann es - obwohl es übel zugeht - danach alles besser werden. 7 Im Jahre 1546.

52, 1 Gedruckt zu Nürnberg durch Wolff heußler. 52, 1 Gedruckt zu Nürnberg durch Wolf Heußler.
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