HIPPOKRATES

HIPPOKRATES VON KOS (~ 460 - 370 v. Chr.)

Katalogangabe (Michel): <Ausgabedatum> 20. November 1947; <Anlass> Rückgewinnung der Inseln des Dodekanes; <Bildinformation> Statue des Hippokrates von Kos (460 - 377 v. Chr.), Begründer der klass. Medizin

Hippokrates von Kos, geb. um  460, gest. 370 v. u. Z. Larisa (?; Thessalien), griechischer Arzt aus einer alten Arztfamilie, die ihren Stammbaum auf den Heilgott Asklepios zurückführte. Er gehörte als Begründer der wissenschaftlichen Medizin zu den bedeutendsten Ärzten der Antike; um seine Person bildeten sich zahlreiche Legenden. Von den 58 zum Corpus Hippocraticum zusammengefassten Schriften, die Lehrgut verschiedener medizinischer Schulen enthalten, kann nicht eine einzige mit Sicherheit Hippokrates als Verfasser zugewiesen werden. Sie wurden in der Zeit vom 5. Jh. v. u. Z. bis zum 1. Jh. u. Z. verfasst, die meisten stammen jedoch aus dem 5./4. Jh. v. u. Z. Mit der hippokratischen Medizin vollzog sich die Abkehr von religiösmagischen Vorstellungen und die Hinwendung zu einer durch die ionische Naturphilosophie vorgezeichneten rationalen Erklärung aller die Gesundheit und Krankheit des Menschen betreffenden Vorgänge. Krankheiten galten nicht mehr als gottgesandt (»Über die heilige Krankheit«), sondern als durch erklärbare Ursachen, z. B. Umwelteinflüsse, bedingt (»Über Luft, Wasser und Ortslagen«). Die Gesundheit beruhte nach hippokratischer Lehre auf der richtigen Mischung der 4 Körpersäfte Blut, Schleim, gelber und schwarzer Galle (Humoralbiologie; »Über die Natur des Menschen«), die gestörte Mischung bedeutete Krankheit (Humoralpathologie), in deren Verlauf durch einen Kochungsprozeß die richtige Mischung (d.h. die Gesundheit) wiederhergestellt wurde. Ihre Aufgabe sahen die hippokratischen Ärzte darin, im Krankheitsfall das im menschlichen Organismus begründete Streben nach Wiederherstellung der Gesundheit (Physis) zu unterstützen. Genaue Beobachtung am Krankenbett und das Eingehen auf die individuelle Physis jedes Patienten leisteten ihnen hierbei wertvolle Hilfe (»Prognostikon«). Ihre therapeutischen Maßnahmen beschränkten sich im wesentlichen auf diätetischen und naturheilkundlichen Verordnungen. In der Chirurgie wurden insbes. knochenchirurgische Eingriffe vorgenommen. Die hippokratische Säftelehre beherrschte die medizinischen Vorstellungen der ganzen Antike und des Mittelalters und wirkte in leicht modifizierter Form bis in das 19. Jh. hinein. Die ethisch hochstehende Haltung der hippokratischen Ärzte gegenüber dem Patienten, die z. T. noch heute die Grundlage des ärztlichen Handelns bildet, kommt im sog. Eid des Hippokrates zum Ausdruck. Ko
[Lexikon der Antike: Hippokrates, S. 1 ff. Digitale Bibliothek Band 18: Lexikon der Antike, S. 2425 (vgl. LDA, S. 249 ff.)]