Chaos an offener Grenze auf Zypern

 

NIKOSIA (öhl).  Immer mehr Menschen wollen die Demarkationslinie auf der geteilten Insel Zypern überqueren.  Sie müssen dafür aber stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen.  Seit Mittwoch erlauben die Behörden im türkisch besetzten Inselnorden Tagesbesuche Angehöriger beider Volksgruppen im jeweils anderen Teil der Insel.  Nachdem am ersten Tag etwa 4600 griechische und türkische Zyprer die Demarkationslinie überquert hatten, waren es am Donnerstag bereits 7500.  Gestern schwoll der Andrang wegen des von den Griechen gefeierten orthodoxen Osterfestes weiter an.  Dabei kam es zu chaotischen Zuständen.  Vor dem Grenzübergang in Nikosia stauten sich die Autos der Zyperngriechen, die in den Norden fahren wollten, auf eine Länge von fast zehn Kilometern.  Der Verkehr in Teilen der Inselhauptstadt kam dadurch fast völlig zum Erliegen.

Nach Angaben

der Polizei warteten gestern noch rund 3500 Autos und etwa 11000 Menschen vor den beiden Kontrollstellen.  Soldaten der UN-Friedenstruppe hielten hunderte Zyperngriechen, die nach langem Warten aufgebracht in den Norden zu stürmen versuchten, zurück.  Dabei kam es zu Rangeleien.  Der türkisch-zyprische Volksgruppenführer Rauf Denktasch kündigte unterdessen an, die Zahl der Besucher werde demnächst begrenzt, um die Wartezeiten zu verringern.

 

Stuttgarter Zeitung, Samstag, 26. April 2003, S. 4