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Türken
sind zufrieden Ergebnis
eines griechischen Referendums ungewiss
In
Ankara herrscht Siegerlaune. Weil
die türkische Seite ihre Zugeständnisse sogar vor den Griechen gemacht hat,
stehen die ewigen Neinsager auf Zypern diesmal ungewöhnlich gut da.
Der ausgehandelte Mechanismus hat einige Aussicht auf Erfolg.
Inselgriechen und Inseltürken verhandeln auf der Grundlage von Kofi
Annans Plan für die Wiedervereinigung Zyperns.
Wenn keine Einigung erzielt wird, wird Kofi
Annan am 29. März noch mal versuchen, eine Einigung zu erreichen. Gelingt
das nicht, hat er das Recht, für die offenen Punkte selbst Lösungen
einzusetzen. In dieser Form wird der Plan zur Wiedervereinigung beiden
Seiten zum Referendum vorgelegt. Danach
müssen noch die Garantiemächte, die Türkei, Griechenland und England,
zustimmen. Dass das türkische
Parlament zustimmen muss, ist dem türkischen Außenminister Gül besonders
wichtig. Denn auf diese Weise
setzt er sich nicht dem Vorwurf aus, die Regierung habe sich in der Zypernfrage
überfahren lassen. Andererseits
ist es unwahrscheinlich, dass sich das türkische Parlament gegen ein
vermutlich positives Votum der Inseltürken stellt.
Eine Lösung des jahrzehntealten Konflikts ist nun in Reichweite
gerückt. Gül und
Ministerpräsident Erdogan dürfen sich ihres Anteils rühmen, und die Türkei
hat weit bessere Karten, um in die EU zu kommen. Nicht
ganz so glücklich ist man auf der griechischen Seite.
Denn der Annan-Plan bedeutet für die Griechen, dass sie der türkischen
Minderheit einen erheblichen Einfluss einräumen müssen.
Deshalb ist das Ergebnis eines Referendums auf der griechischen Seite
ungewisser als bei den Türken. ikt
Stuttgarter
Zeitung, Montag, der 16. Februar 2004, Seite 5
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