Washington
George, amerikanischer General und 1. Präsident
der USA (1789 bis 97), * Wakefield
(Westmoreland County, Virginia) 22. 2. 1732, gestorben Mount
Vernon (Virginia) 14. 12. 1799. Nach Anfängen
als Landvermesser (ab 1749) brachte Washington es als Pflanzer durch
Erbschaft (Landgut Mount Vernon, 1752), durch die Hochzeit (1759) mit der
vermögenden Witwe Martha Dandrige Custis (* 1732,
gestorben 1802) und durch
Landerwerb zu Reichtum. 1754 bis 58 kämpfte er als
Milizoffizier im Ohiogebiet gegen Franzosen und Indianer; 1755 wurde er zum
Befehlshaber der Truppen Virginias ernannt. Ab 1759 gehörte er als
Abgeordneter dem House of Burgesses in Virginia an; 1760 bis 74
war er zugleich Friedensrichter in der Fairfax County (Virginia). Früh im
Widerstand der amerikanischen Kolonien gegen die britische Regierung
engagiert, wurde Washington als einer der Delegierten Virginias 1774 und
1775 in den Kontinentalkongress gewählt und am 15. 6.
1775 zum Oberbefehlshaber der amerikanischen Revolutionstruppen ernannt.
Ungeachtet zahlreicher Rückschläge - viele
davon aufgrund seiner Unerfahrenheit in Taktik und Strategie -
gelang es Washington, mithilfe europäischer Offiziere (u. a.
F. W. von Steuben) eine schlagkräftige Armee
aufzubauen und bei Soldaten und Zivilbevölkerung die Hoffnung auf den Sieg
aufrechtzuerhalten. Seine größten Erfolge errang Washington mit den Siegen
bei Trenton (New Jersey) und Princeton (New Jersey) im Dezember 1776/Januar
1777 und bei Yorktown (Virginia) im Oktober 1781, als die britische
Hauptarmee mit französischer Unterstützung zur Kapitulation gezwungen
wurde. 1783 zog sich Washington zunächst ins Privatleben zurück,
beteiligte sich dann aber besonders unter dem Eindruck der Shays' Rebellion
1786/87 an den Bestrebungen zur Stärkung der Bundesgewalt. 1787 als
Delegierter Virginias einstimmig zum Präsidenten des Verfassungskonvents
gewählt, trug er durch sein hohes Ansehen wesentlich zur Akzeptanz der
Verfassungsreform bei. 1789 wurde Washington einstimmig zum ersten
Präsidenten der USA gewählt (Inauguration am 30. 4.
1789, Wiederwahl 1792). Unterstützt von einem Kabinett, in dem er die
widerstreitenden Parteien der Federalists (u. a.
A. Hamilton) und der Democratic-Republicans (u. a.
T. Jefferson) gleichermaßen berücksichtigte,
erreichte Washington durch die Ordnung der Finanzen, den Aufbau eines
nationalen Regierungssystems und eine streng neutrale, auf die Verbesserung
der auswärtigen Beziehungen und die Wahrung der nationalen Identität
gerichtete Politik eine rasche Konsolidierung des jungen amerikanischen
Bundesstaats. Washington, der stärker den Federalists zuneigte und mit dem
sich verschärfenden Gegensatz zwischen den beiden amerikanischen Parteien
konfrontiert wurde, erfuhr jedoch auch heftige Kritik, v. a.
für seine Neutralitätspolitik in den britisch-französischen
Auseinandersetzungen nach der Französischen Revolution und wegen des
Abschlusses des Jay's Treaty mit Großbritannien (1794). 1797 zog sich
Washington aus dem politischen Leben zurück, nachdem er in seiner
»Farewell address« (19. 9. 1796) seine
Landsleute eindringlich vor zersetzendem Parteiengeist, Partikularismus und
Verstrickung in langfristige Allianzen gewarnt hatte. In der Gefahr eines
Krieges mit Großbritannien 1798 übernahm er noch einmal nominell den
Oberbefehl über die Streitkräfte. Bereits zu Lebzeiten erfuhr Washington
als einer der Gründerväter (Founding Fathers) der USA weite Verehrung;
sein Besitz Mount Vernon gilt als nationale Gedenkstätte.
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001
Das Bild stammt vermutlich von Rembrandt Peale (1778-1860).