PAGINA CARIONIS
HERZOG ALBRECHT VON PREUSSEN AN JOHANNES
CARION,
21. März 1537
1,1 An Johan Caryon, den 21 Marcij. 2 exc<essit> |
1,1 An Johann Carion, am 21. März. 2 verstorben |
2,1 Wyr haben euer schreiben, des datum steht kurtz vor weinachten verschienes Sechs vnd dreissigsten Jars, an vns ausgangen, heut dato von Braunskorn empfangen, seines Jnhalts lesende angehort. 2 Nun bericht vns benenter Braunskorn, das er mit pfaltzgraf Ottheinrichen zu polan gewesen, vns denselben brieff nicht eher behendigen hab koennen. |
2,1 Wir haben Euer Schreiben, datiert kurz vor Weihnachten des letzten Jahres 36 und an uns abgeschickt, heute von Braunskorn erhalten und uns seinen Inhalt vorlesen lassen. 2 Nun berichtet uns der erwähnte Braunskorn, er sei mit Pfalzgraf Ottheinrich in Polen gewesen und habe uns diesen Brief nicht eher aushändigen können. |
3,1 Verstehen jns erste aus euerm schreiben, das Jr an k<onigliche> m<ajestet> zu denmarcken vns vmb furdernus schriefft vleissig angelangt vnd gebetten, euch solche k<oniglicher> m<ajestet> weitter zuzestellen, vberschicken wolten. 2 Wiewol wir bey vns erachten, das es von nothen dasselbig zugescheen, dan es villeicht bey k<oniglicher> m<ajestet> angesehen werden mocht, das Jr in seine k<onigliche> m<ajestet> ein geringes vertrauen setzen thet, nichtsweniger haben wir auff euer bith vnd aus genedigem gewogenem willen, so wir zu euer person tragen, dieselb furschriefft stellen vnd verfertigen lassen, die wir euch hiemit vberschicken. 3 Wenne euch nun dieselb schriefft an sein k<onigliche> m<ajestet> zu vbersenden oder aber bey euch anzuhalten gerathen deucht, habt Jr damit euers gefallens ze thun vnd zu lassen. |
3,1 Zunächst verstehen wir aus Eurem Schreiben, dass Ihr uns um schriftliche Fürsprache bei der königlichen Majestät zu Dänemark heftig angeht und bittet; wir wollten sie Euch schicken, damit Ihr sie weiterleiten könnt. 2 Obwohl wir denken, solches müsse geschehen, denn es könnte vielleicht bei der königlichen Majestät den Eindruck erwecken, Ihr hättet zur königlichen Majestät geringes Vertrauen, haben wir dennoch auf Eure Bitte hin und aus gnädigem gewogenen Willen, den wir zu Euch empfinden, diese Empfehlung aufstellen und verfertigen lassen und schicken sie Euch hiermit. 3 Ob Ihr es nun für geraten haltet, diese Schrift an seine königliche Majestät zu übersenden oder bei Euch zurückzuhalten, könnt Ihr nach Eurem Gefallen tun oder lassen. |
4,1 Zum andern verstehen wir aus eurm schreiben, wie zwischen den hochwirdigen, hochgepornen fursten vnd herren, herrn Albrechten, der heiligen Rom<ischen> kirchen des titels ad vincula petri Cardinal, Ertzbischoffen zu Maideburg vnd Maintz etc., desgleichen hern Johansen friderichen, Churfursten zu Sachssen etc., vnseren freuntlichen lieben hern vettern, Ohemen vnd schwegern, nicht mittel vntergeschossen oder gefunden, das es villeicht zu zweyspalt oder vnwillen geraichen oder gedeyen mochte. |
4,1 Zweitens verstehen wir aus Eurem Schreiben, dass keine Vermittlungsmöglichkeit gefunden wurde zwischen den hochwürdigen, hochgeborenen Fürsten und Herren, dem Herrn Albrecht, der heiligen römischen Kirche Kardinal mit Titel "ad vincula Petri", dem Erzbischof von Magdeburg und Mainz usw., und andererseits dem Herrn Johann Friedrich, Kurfürst zu Sachsen, <zwischen> unseren freundlichen, lieben Herren Vettern, Oheim und Schwägern, so dass es vielleicht zu Zwiespalt oder Unwillen führen oder dieser erwachsen könnte. |
5,1 Bevorab, dieweil key<serliche> ma<jeste>t aus franckreich vergangenen Somers vngeschafft abgezogen, jr krigsvolck zerloffen lassen vnd die eingenomenen Stedt vnd fleck nicht besetzt, der franzoß aber niemant von sich passiren wil lassen vnd leuth jn versamlung hat, auch von tag zu tag key<serliche> ma<jeste>t anzugreiffen vorhabendt, sich stercken thut, desgleichenn sich der Turck eraugen thet, vnd hierumb sein key<serliche> ma<jeste>t hochberurten vnserm freuntlichen, lieben vettern mit rath, hulff vnd trost bey ze thun verhindert wurdt, derhalben hetten wir wol leiden mogen, das vns solcher brieff zeitlicher behendigt wer worden, damit, wo got, der Almechtig, mittel verleihen het wollen, die obgenente vnsere freuntliche liebe vettern, ohemen vnd schweger der Ertzbischoff zu maintz etc. vnd Churfurst zu Sachssen etc. vom angrieff abgehalten hetten mogen werden. 2 Seintemal aber verstanden, das Jtziger zeit zu tzeitz ein fursten tag zwyschen allen jren liebden zuhandeln, (da dan vngezveifelt der hochgeborn furst, vnser freuntlicher, lieber bruder vnd vetter, der Churfurst zu Brandenburg, auch sein wurdt) angenommen, so seint wir gutter hoffnung, got der Almechtig werde an stadt key<serlicher> ma<jeste>t die beste hulff seyn, damit die mittel vnd wege zum handel dienlich gefunden, auch alle xx [2] Jrrung gebrochen vnd zwispelt zwischen allen jren libden aufgehoben vnd gemittelt werden mochten. |
5,1 Vor allem, weil kaiserliche Majestät im vergangenen Sommer unverrichteter Dinge abgezogen ist und ihre Soldaten hat weggehen lassen und die eingenommenen Städte und Flecken nicht besetzt hat, andererseits der Franzose niemand von sich gehen lässt und Leute gesammelt hat und sich auch von Tag zu Tag, um kaiserliche Majestät anzugreifen, stärkt, desgleichen der Türke sich zeigt und dadurch seine kaiserliche Majestät verhindert wurde, den oben erwähnten, unseren freundlichen, lieben Vettern mit Rat, Hilfe und Trost beizustehen, deshalb hätten wir es gerne gesehen, dass uns dieser Brief schon früher ausgehändigt worden wäre, damit unsere oben erwähnten freundlichen, lieben Vettern, Onkel und Schwäger, der Erzbischof zu Mainz usw. und der Kurfürst zu Sachsen usw. vom Angriff hätten abgehalten werden können, wenn Gott, der Allmächtige, hätte Mittel verleihen wollen. 2 Da man aber gehört hat, dass derzeit ein Fürstentag zu Zeitz akzeptiert wurde, um zwischen allen zu verhandeln - an dem auch zweifelsohne der hochgeborene Fürst, unser freundlicher, lieber Bruder und Vetter, der Kurfürst zu Brandenburg, teilnehmen wird -, so sind wir guter Hoffnung, Gott, der Allmächtige, werde anstatt der kaiserlichen Majestät die beste Hilfe sein, damit sinnvolle Mittel und Wege gefunden, auch alle Verirrung beseitigt und Zwietracht zwischen allen Beteiligten aufgehoben werden. |
6,1 Jst demnach vnser genedigs synnen vnd begern an euch, Jr wollet, wenne euch etwas, wes alda verhandelt, wissentlich, vns dasselbig vertroulicher meynung mit zutheilen vnbeschwert sein. 2 Das auch die Churfurstin in moglicher gesuntheit, jst vns gantz lieb zuhoren, vnd sich aber bisanhero mit Jrer lieb noch nichts ereuget, dasselbig haben wir vngerne gehort, das sovil gutter arbeit vergeblich gescheen sol, wollen aber zu got, welcher jn diesem nicht weniger als jn allem andern das beste nach seinem gotlichen willen verschaffen werd, darumb wir bitten wollen, verhoffen, derselb sein gnad zu rechter zeit mitteilen werde. 3 Mit beschließlichem genedigem begern, Jr wollet, wenne etwas neues, das vns zu wissen von notten, bey euch vorstieß, vns dasselbig zuzefertigen euch gutwillig erzeigen. 4 Solchs haben wir euch vff euer schreiben genediger maynung jn antwort hinwider nicht verhalten wollen, dan euch mit genaden seint wir gewogen. 5 Datum konigsperg vt supra. |
6,1 Deshalb haben wir an Euch folgendes gnädiges Ansinnen und Begehren, Ihr wollet, wenn Ihr über etwas, was da verhandelt wird, Bescheid wisst, keine Bedenken haben, uns ebendas vertraulich mitzuteilen. 2 Wir freuen uns auch zu hören, dass die Kurfürstin über bestmögliche Gesundheit verfügt, wir haben aber ungern gehört, dass sich mit ihr bisher noch nichts ereignet hat und die ganze Mühe vergeblich gewesen sein soll, wollen aber hoffen, dass Gott, der in diesem ebenso wie in allem anderen das Beste nach seinem göttlichen Willen bewirken wird, worum wir bitten wollen, dass er derselben seine Gnade zur rechten Zeit schenken wird. 3 Wir schließen mit dem gnädigen Wunsch, Ihr wollet, wenn etwas Neues vorfällt, was wir wissen müssen, bereit sein, uns ebendies zukommen zu lassen. 4 Das haben wir Euch auf Euer Schreiben hin in unserer Antwort gnädiger Weise nicht verheimlichen wollen, denn wir sind Euch mit Gnade gewogen. 5 Gegeben zu Königsberg, wie oben. |
7,1 Commissio principis ex relatione Cancellarij, Marquart |
7,1 Auftrag des Fürsten nach Kanzleibericht, Marquart |
Buchstaben- und zeilengerechte Transkription (Lesung: Reinhard Hirth) An Johan Carÿonn den 21 Marcij exc [1]
Anmerkungen: [2] Wort zwischen "alle" und "Jrrûng" unleserlich. |