PAGINA CARIONIS
HERZOG ALBRECHT VON PREUSSEN AN JOHANNES
CARION,
28. März 1536
1,1 An Johann Carion, den xxviij Martij. |
1,1 An Johann Carion, am 28. März. |
2,1 Wir haben euer schreiben, des Datum steht donnerstag nach estomichj des Jtzigen xxxvjten Jars, vns bey vnsern heuptman zur Memmell Rath vnd lieben getreuen Georgen Clingenperken getan, entpfangen, vnd nach nodturft verlesen. 2 Thun vns aber erstlich euers schreibens vnd der zugeschigkten neuen zeitungen gegen euch bedancken, genedigklich begerende, Jr wollet vns ferner, wes Jr von des pfaltzgraf Friderichs furhaben erfaren werdet, bey zufelliger potschaft verstendigen. 3 Nichts destweniger, wes die welischen zeitung, mit Ro<mische>r Kaj<serlicher>r vnd Konig<liche>r Maj<este>t vnd ob es whar sej, das Franckreich dem Kayser abgesagt, nit vorhalten. 4 Warumb aber der Landtgraf die Religion zu Franckfurt am Mein anzugreifen sich vnderstehet, vnd das so viel Deutzscher knecht jm oberlandt vnd am Reinstram angenomen werden vnd doch kein benanten herren haben, konnen wir vns des alles nit genugsam verwundern. 5 Dyweil wir dann nit wiessen, warumb solches beschee vnd furgenomen werde, so jst vnser genedigs siennen vnd begeren an euch, wollet solchs gewißlich zu erfaren vnd vns auf das ehst zu vormelden nit vndterlassen. 6 Dann an dem Allem thut Jr vns ein sunderlichs genedigs gefallen, jn genaden widerumb zuerkennen. |
2,1 Wir haben Euer Schreiben, uns am Donnerstag nach Estomihi <Sonntag vor Aschermittwoch> 1536 bei unserem Hauptmann zur Memel, dem Rat und lieben getreuen Georg Klingenberk verfasst, erhalten und nach Bedarf gelesen. 2 Wir bedanken uns zunächst für Euer Schreiben und die darin enthaltenen Nachrichten bei Euch und wünschen gnädiglich, Ihr wollet uns weiterhin, wenn Boten verfügbar, darüber verständigen, was Ihr über die Pläne von Pfalzgraf Friedrich erfahrt. 3 Teilt uns ebenso die Nachrichten von Italien und über die römische kaiserliche und königliche Majestät mit, und ob es wahr ist, dass Frankreich dem Kaiser abgesagt hat. 4 Warum aber der Landgraf in Frankfurt am Main die Religion angreift und dass so viele deutsche Knechte im Oberland und am Rhein angeworben werden und doch keinen namentlich bekannten Herrn haben, verwundert uns gewaltig. 5 Weil wir nicht wissen, warum das geschieht und gemacht wird, ist unser gnädiges Ansinnen und Begehren an Euch, bemüht Euch, darüber genaue Informationen einzuholen und uns diese baldmöglichst zukommen zu lassen. 6 Denn mit all dem tut Ihr uns einen besonderen gnädigen Gefallen; wir werden uns in Gnaden wieder erkenntlich zeigen. |
3,1 Wir haben auch aus euerem schreiben verstanden, wie vnser liebe Mumhe noch jmmer zu jn jrer alter kranckheit beladen, welches vns furwar ein treulichs leidt ist, 2 wollen aber auch gleichwoll euch nit verhalten, das vns vnser lieber vetter, herr Joachim Marggraf etc vndter anderm seinem schreiben zu vorstehen gegeben, wie es sich mit seiner vielgeliepten gemahell, got hab lob, vast woll gebessert, 3 des wir nun so viel dest mher hinwiderumb erfreuet, zu got dem Almechtigen verhofende, er werde sie nach seinem gotlichen willen solicher kranckheit gantz vnd gar entledigen. |
3,1 Wir haben auch aus Eurem Schreiben verstanden, wie unsere liebe Verwandte noch immer unter ihrer alten Krankheit leidet, was uns wirklich leid tut. 2 Wir wollen Euch aber ebenso nicht verhehlen, dass unser lieber Vetter, Herr Joachim, Markgraf usw., unter anderen Punkten seines Schreibens zu verstehen gegeben hat, dass es seiner vielgeliebten Gemahlin, Gott sei Lob!, viel besser geht. 3 Darüber freuen wir uns wieder desto mehr und hoffen von Gott dem Allmächtigen, er werde sie nach seinem göttlichen Willen von solcher Krankheit ganz und gar befreien. |
4,1 Das aber euer genieß die weichsell hinab geflossen, jst vns nit lieb zu horen. 2 Dann wir je euer sachen gern gefurdert sehen. 3 Mann muß aber dem welischen Luft die schuld geben, denn nit wol zu vertrauen ist, vnd die sach gott dem Almechtigen bevhelen, der euch jn einem andern nit verlassen wurt. |
4,1 Dass aber Euer Profit die Weichsel hinabgeschwommen ist, hören wir ungern. 2 Denn wir sehen immer gerne, dass Eure Sachen erfolgreich sind. 3 Man muss aber dem welschen Wind die Schuld geben, dem man nicht trauen kann, und die Sache Gott dem Allmächtigen empfehlen, der Euch in einem andern Anliegen nicht im Stich lassen wird. |
5,1 Nach dem vns auch bewust, das Jr k<onigliche> m<ajestet> zu Dennemargken Nativitet zu beschreiben verlangst angefangen, vnd das angefangen werck vieleicht noch nicht zum ende gepracht, so jst vnser genedigs siennen vnd begeren an euch, wollet dasselbig zu furdern, keinen vleiß sparen, vnd vns derselben auch theilhafftig machen, welche wir mit sundern begirden erwarten wollen. |
5,1 Nachdem wir auch wissen, dass Ihr schon länger angefangen habt, die Nativität der königlichen Majestät zu Dänemark zu erstellen, und das begonnene Werk vielleicht noch nicht zuende gebracht worden ist, so ist unser gnädiges Ansinnen und Begehren an Euch, bringt dasselbe voran, spart keine Mühe und teilt uns das Ergebnis auch mit, denn wir warten mit besonderem Verlangen darauf. |
6,1 Von neuen zeitungen wiessen wir euch nichts besunders jtzundt zu schreiben, 2 dann wie es mit k<oniglicher> m<ajestet> zu Dennemarck vnd denselben sachen stehet, werdet Jr one zweifel aus vnserm schreiben, so wir an vnserm lieben vettern vnd Brudern gethan, genugsam vernemen. 3 Euch vnd den eueren viel genedigs willens zu erzeigen, seindt wir alle zeit geneigt. 4 Datum vt supra. |
6,1 Von neuen Nachrichten wissen wir Euch jetzt nichts Besonderes zu schreiben. 2 Denn wie es mit der königlichen Majestät von Dänemark und diesen Angelegenheiten steht, werdet Ihr ohne Zweifel aus unserem Schreiben, das wir an unseren lieben Vetter und Bruder gerichtet haben, zur Genüge erfahren. 3 Euch und den Euern sehr gnädigen Willen zu erzeigen, sind wir allezeit geneigt. 4 Datum wie oben. |
Buchstaben- und zeilengerechte Transkription (Lesung: Reinhard Hirth) An Johann Carion denn xxviij Martij.
|