PAGINA CARIONIS

JOHANNES CARION AN HERZOG ALBRECHT VON PREUSSEN,
26. April 1536

1,1 Durchleuchtigster Hochgeborner furst, gnedigster her.

2 Mein arme dienst seyhen eurer furstlichen gnade zu allen zeyeten voran bereydt etc.

1,1 Durchlauchtester, hochgeborener Fürst, gnädigster Herr!

2 Meine armen Dienste seien Eurer fürstlichen Gnade allzeit ständig bereit.

2,1 Gnedigster furst vnd her.

2 Auff eurer furstlichen gnaden alles bitten vnd begern will ich den selben, so vill mir wissent, jn allen sachen nicht bergen etc.

2,1 Gnädigster Fürst und Herr!

2 Auf alle Bitten und Wünsche Eurer fürstlichen Gnade hin will ich, soweit ich Bescheid weiß, nichts verheimlichen.

3,1 Das geschrey geht, der Keyser laß sich zu Rom kronen, wollen ouch, nach dem vnd sich der frantzosich krieg endert, jn teutschen landen khomen. 2 Mann will sagen, den frantzosen soll der anfang berowehen haben. 3 Aber Thoma Lapj wurt jn khürtz bey eurer furstlichen gnade erscheinen. 4 Dem ich befolhen, muntlich so vil vorfolt, eurer furstlichen gnade anzuzeigen.

3,1 Es geht das Gerücht, der Kaiser lasse sich in Rom krönen und wolle auch, nachdem sich der französische Krieg geändert hat, nach Deutschland kommen. 2 Man möchte sagen, der Franzose habe den Anfang bereut. 3 Aber Thomas Lapi wird in Kürze bei Eurer fürstlichen Gnade vorsprechen. 4 Ihm habe ich befohlen, Eurer fürstlichen Gnade von den Vorfällen mündlich zu berichten.

4,1 Der graff von furstenberg hat etlich M knecht wollen jn franckreich fueren. 2 Hat der pfaltzgraff nicht weit von weisenburg iij c erschlagen, vnd ist der graff entkhomen, also, das der graff vnsicher vom keiser vnd dem frantzosen ist. 3 Der frantzoß, als ehr gemustert hat, hat ehr dem obersten hauptman ein ketten von 500 kronen geschenckt. 4 Darnach ein yden hauptman, feldweibel, doppelsolder etc. ein kheten von achtzig kronen vnd den knechten zu einem tranckgolt 7000 kronen. 5 Ehr hat ouch nicht mehr knecht dann 7000, one die Reysigen.

4,1 Der Graf von Fürstenberg hat einige tausend Knechte nach Frankreich führen wollen. 2 Der Pfalzgraf hat in der Nähe von Weißenburg 300 erschlagen, und der Graf ist entkommen, so dass der Graf vom Kaiser und dem Franzosen bedroht ist. 3 Als der Franzose gemustert hat, hat er dem obersten Hauptmann eine Kette von 500 Kronen geschenkt. 4 Danach <bekam> ein jeder Hauptmann, Feldwebel, Doppelsöldner usw. eine Kette von 80 Kronen und die Knechte ein Trinkgeld von 7000 Kronen. 5 Er hat auch nur mehr 7000 Knechte, ohne die Soldaten.

5,1 Der Lantgraff helt noch still. 2 Ehr ist auff den heutigen tag bey dem hertzog von würtenberg zu aurach. 3 Die sach zwischen beyhern vnd würtenberg ist vertragen, vnd die von Nürnberg haben sie vertragen. 4 Jst one des hertzogen von würtenberg schaden. 5 Die hertzogin von würtenberg ist noch bey dem speten zu pegnitz am bodensehe. 6 Die knecht, so jm ober landt seyhen angenomen worden, hat vast all der kheiser bekhomen.

5,1 Der Landgraf hält noch still. 2 Er ist bis heute beim Herzog von Württemberg in Aurach. 3 Die Sache zwischen Bayern und Württemberg ist geschlichtet, die von Nürnberg haben sie geschlichtet. 4 Das ist für den Herzog von Württemberg kein Schaden. 5 Die Herzogin von Württemberg ist noch bei dem Späth in Bregenz am Bodensee. 6 Fast alle Knechte, die im Oberland angeworben worden waren, hat der Kaiser erhalten.

6,1 Wie aber ich geschriben, das meine gnedige furstin jmerzu noch kranck seyhe, waß war, vnd nach meines gnedigen hern schreiben an eure furstliche gnade fiel sie vil harter ein, warde todlich kranck, 2 khurtz aber vmb Judica hat es sich gebessert, vnd ytz, goth hab lob, hupsch vnd gesunt. 3 Jhre furstliche gnade waren mit meinem gnedigen hern zu hall, da ich dann ouch waß, was jhre furstliche gnade alzeit gesunt.

6,1 Wie ich wieder geschrieben habe, dass meine gnädige Fürstin immer noch krank sei, war wahr, und nach dem Schreiben meines gnädigen Herrn an Eure fürstliche Gnade wurde sie schwerer, sogar tödlich krank. 2 Um Judica herum hat es sich gebessert, und jetzt ist sie, Gott sei gelobt!, hübsch und gesund. 3 Ihre fürstliche Gnade war mit meinem gnädigen Herrn zu Halle, ich war auch dabei, da war ihre fürstliche Gnade immer gesund.

7,1 Wyr ander aber hatten ein solche marter wochen vnd ostern, das kheiner nüchtern zu beth kont gen. 2 Hetten wyr alle tag gefast, wehr vns an seel vnd leib nutzer vnd gesunder gewesen.

7,1 Wir anderen aber hatten eine solche Marterwoche und Ostern, dass keiner nüchtern zu Bett gehen konnte. 2 Hätten wir alle Tage gefastet, wäre das für Seele und Leib nützlicher und gesünder gewesen.

8,1 Mein gnediger her, der Churfurst, hat daz sacrament genomen wie von alters. 2 Mochte noch leiden, das eure furstliche gnade seiner furstlichen gnade ein Corection schriben, doch mich nicht melden. 3 All seiner furstlichen gnaden synn vnd gemiet steen ytz zum newen thum, pfafferey vnd ander Narrenwerck etc., glocken vnd thurmpawhen.

8,1 Mein gnädiger Herr, der Kurfürst, hat wie eh und je das Sakrament genommen. 2 Ich hätte gerne, dass Eure fürstliche Gnade seiner fürstlichen Gnade einen Hinweis gäbe, aber verraten Sie mich nicht. 3 Der ganze Sinn und das Gemüt seiner fürstlichen Gnade richtet sich jetzt auf den neuen Dom, auf Pfafferei und anderes Narrenwerk usw., auf Glocken und Turmbau.

9,1 Mein genieß, der ist die weichsel hinab geflossen, mag wol sein, das jhn ein welscher windt verworffen. 2 Zweifel ouch nicht, das der welsch wint meiner gnedigen furstin hart entgegen seyhe vnd alle wolfart vnd gesuntheit nicht gunnen.

9,1 Mein Profit ist die Weichsel hinabgeschwommen, kann sein, dass ihn ein welscher Wind verweht hat. 2 Ich zweifle auch nicht, dass der welsche Wind meiner gnädigen Fürstin stark ins Gesicht bläst und ihr kein Glück und keine Gesundheit gönnt.

10,1 Konglicher majestat natiuitet jn denmarck hab ich dem kong vbersant, vnd khein Exemplar darvon. 2 Aber wie all sach mich ansehen, hat es kheinen mangel. 3 Dann der 12. tag Augustj vnd darvor werden etwas mitbringen.

10,1 Die Nativität der königlichen Majestät von Dänemark habe ich dem König zugesandt, ich habe keine Abschrift davon. 2 Aber wie es ausschaut, geht es in Ordnung. 3 Denn der 12. August und die Tage davor werden etwas mitbringen.

11,1 Die beyde bruder vertragen sich plutvbel. 2 Es hat der Cardinal von Mentz hart wol jn den vj tag darin gehandelt, zwischen jhnen gern ein mittel getroffen, aber margraff [1] hat einen Denischen kopff, vnd jst hart icht [2]. 3 Es mangelt an meinem gnedigen hern dem Churfursten gar nichtz.

[1] + [2]: Im Manuskript ist hier ein Loch im Papier. Dadurch ist bei [1] der Name nicht lesbar; Voigt liest: "Hans". Bei [2] ist nur das Wortende "...icht" lesbar; Voigt liest "erweicht".

11,1 Die beiden Brüder vertragen sich miserabel. 2 Der Kardinal von Mainz hat wohl sechs Tage intensiv mit ihnen verhandelt, hätte gerne einen Kompromiss gefunden, aber der Markgraf hat einen dänischen Kopf und lässt sich nur schwer erweichen. 3 Mein gnädiger Herr, der Kurfürst, lässt es an nichts fehlen.

12,1 Auch, gnedigster herr, will ich eurer furstlichen gnade nicht bergen, das ich ytz auff Jubilate hinauß zeuch Jn das Landt zu würtenberg, jn mein Heymat, vnd willens, alda ein monat oder i ½  zu verharren. 2 Von eurer furstlichen gnade etwas an den hertzogen wolten werben lassen 3 mochten wyr die ein Credentz oder Jnstruction nachsenden, wolt ichs in der aller besten form gehrn ausrichten, wie jch mich zu thun schuldig erkhen. 4 Man findet mich zu büethickheim oder aber zu stugkgart, ligt ij meil voneinander etc.

12,1 Gnädigster Herr, ich will Eurer fürstlichen Gnade auch nicht verheimlichen, dass ich jetzt auf Jubilate in das Land zu Württemberg, in meine Heimat, hinausziehe und vorhabe, dort einen oder zwei Monate zu bleiben. 2 Besteht von Eurer fürstlichen Gnade ein Auftrag an den Herzog? 3 Falls Sie mir eine Beglaubigung oder Anweisung nachschicken wollten, werde ich es in der allerbesten Form gerne ausrichten, bekenne auch, dass das meine Pflicht ist. 4 Man findet mich in Bietigheim oder aber in Stuttgart, das liegt zwei Meilen voneinander.

13,1 Sus ist nichtz newes vorhanden, wolt es sus nicht bergen. 2 Will mich also eurer furstlichen gnade als meinem gnedigsten hernn befolhen haben. 3 Vnd denen zu dienen, finden sie mich gantz willig jn alwegen.

13,1 Ansonsten gibt es keine Neuigkeiten, ich würde es sonst sagen. 2 Ich möchte mich also Eurer fürstlichen Gnade als meinem gnädigsten Herrn empfohlen haben. 3 Und Sie finden mich immer willig, Ihnen zu dienen.

14,1 Datum Berlin Anno 1536, 26 apprilis

2 Eurer Furstlichen Gnade williger vnd gantz vndertheniger Diener

Johann Carion

Doctor

14,1 Gegeben zu Berlin, am 26. April 1536.

2 Eurer fürstlichen Gnade williger und ganz untertäniger Diener,

Johann Carion,

Doktor

Buchstaben- und zeilengerechte Transkription (Lesung: Reinhard Hirth)

  1. Dûrchleuchtigster Hochgeborne[r] furst gnedigster her
  2. Mein arme dienst seÿh[en] e f g zu alln zeÿet[en]
  3. voran bereÿdt etc Gnedigster furst vnd her
  4. Auff .e.f.g. alles bitt[en] vnd begernn will ich
  5. den selb[en]. so vill mir wissent Jn allen sachenn
  6. nicht bergenn . etc das geschreÿ geht d[er] Keÿser
  7. Laß sich zu Rom krone[n] wolle[n] ouch, nach dem vnd
  8. sich d[er] frantzosich krieg endert Jn teutsch[en] lannde[n]
  9. khome[n], Man[n] will sag[en] de[n] frantzosen soll d[er] anfang
  10. berowehen haben. Aber Thoma Lapj wurt Jn khürtz
  11. beÿ e f g erscheine[n]. Dem ich befolh[en] muntlich so vil
  12. vorfolt e f g anzuzeig[en], d[er] graff vo[n] furstenb[er]g
  13. hat etlich M knecht wolln[n] jn franckreich fuerenn.
  14. hat d[er] pfaltzgraff nicht weit vo[n] weisenburg iij c erschlag[en]
  15. vnd ist d[er] graff entkhome[n], Also das d[er] graff
  16. vnsicher vom keiser vnd dem frantzosenn ist, d[er]
  17. frantzoß als ehr gemustert hat, hat ehr dem oberste[n]
  18. hauptma[n] ein ketten von 500 krone[n] geschenckt.
  19. Darnach ein ÿdenn hauptma[n] feldweibel doppelsold[er]
  20. etc ein khetenn von achtzig krone[n] Vnd den knechten
  21. zu eine[m] tranckgolt 7000 krone[n]. Ehr hat ouch
  22. nicht mehr knecht dan[n] 7000. One die Reÿsig[en]
  23. Der Lanntg[ra]ff helt noch still. Ehr ist [1] aûff den heutig[en]
  24. tag beÿ dem hertzog vo[n] würtenberg zu aurach.,
  25. Die sach zwischenn beÿhern vnd würtenb[e]rg ist ver=
  26. tragen, vnd die vo[n] Nürnb[e]rg hab[en] sie v[er]trag[en]. Jst
  27. one des hertzog[en] vo[n] würtenb[e]rg schad[en]. die hertzogin
  28. vonn würtenberg, ist noch beÿ dem spet[en] zu pegnitz
  29. am bodensehe, Die knecht so Jm ober landt seÿh[en]
  30. Angenome[n] word[en] hat vast all d[er] kheis[er] bekhome[n].
  31. Wie aber ich geschrib[en] das m g f. Jmerzu noch
  32. kranck seÿhe waß war. vnd nach meines .g. h. schreib[en]
  33. an e f g. fiel sie vil harter ein. warde todlich
  34. krannck khurtz aber vmb Judica hat es sich Jmerzû
  35. gebessert, vnd ÿtz goth hab lob hûpsch vnd gesûnt.
  36. Jhre f g ware[n] mit m g h hall da ich dann
  37. oûch waß., was .J f g. Altzeit gesûnt wÿr and[er] aber
  38. hett[en] ein solche marter woch[en] vnd ostern das kheiner
  39. nüchternn beth kont gen. hett[en] wÿr alle tag gefast
  40. wehr vns an seel vnd leib nûtzer vnd gesûnd[er] gewese[n]
  41. M g h der Chûrfûrst hat d[a]z sacrame[n]t genome[n]
  42. wie von alters. Mochte noch leid[en] das e f g
  43. s f g ein Corection schrib[en], doch mich nicht meldenn.
  44. All seiner f g sÿnn vnd gemiet, steen ÿtz zûm
  45. Newe[n] thûm, pfaffereÿ vnd and[er] Narrenwerck etc
  46. glock[en] vnd thûrmpawh[en], Mein genieß d[er] ist die
  47. weichsel hinab geflosße[n] mag wol sein das Jhn ein
  48. welscher windt v[er]worff[en] [2]. zweifel oûch nicht das
  49. der welsch wint meine[r] g f hart entgeg[en] seÿhe
  50. vnd alle wolfart vnd gesûntheit nicht gûnne[n],
  51. K. m. natiûitet. Jn denma[r]ck hab ich dem konng
  52. vbersant, vnd khein Exemplar daruo[n]. Aber
  53. wie all sach mich ansehen hat es kheine[n] mangel.
  54. Dann der .12. tag . Augûstj vnd darûor werden
  55. Etwas mitbring[en], Die beÿde brûd[er] v[er]trag[en] sich
  56. plûtvbel. Es hat d[er] Cardinal von Menntz hart
  57. wol Jn den vj tag darinn gehandelt, zwische[n] Jhne[n]
  58. gernn ein mittel getroff[en] aber marg[ra]ff [3] hat
  59. einenn Denischen kopff, vnd Jst hart icht [4]
  60. Es Mangelt an m g h dem Churf[ursten] gar nichtz.)
  61. Aûch gnedigst[er] herr. will ich e f g nicht berg[en]
  62. das ich ÿtz aûff Jûbilate hinaûß zeûch Jn das
  63. Lanndt würtenb[e]rg. Jn mein Heÿmat vnd
  64. willens alda ein monat od[er] i ½  zûverharre[n]. von
  65. .E.f.g. etwas an de[n] hertzog[en] wolt[en] werb[en] lassenn
  66. Mocht[en] wÿr Die ein Credentz od[er] Jnstrûction nach
  67. sennd[en] wolt Jchs Jn d[er] aller best[en] form gehrn
  68. aûsricht[en]. wie Jch mich thûn schûldig erkhenn,
  69. Man findet mich büethickheim od[er] aber
  70. stûgkgart. ligt ij meil voneinand[er], etc sûs ist
  71. nichtz newes vorhannd[en], wolt es sûs nicht berge[n].
  72. will mich also. e.f.g. als meine[m] gnedigste[n] hernn
  73. befolhenn habenn. vnd dene[n] diene[n] finden
  74. [5] sie mich gantz willig Jn alweg[en]
  75. Dat[um] Berlin A[nn]o 1536. 26 apprilis
  76. E F G
  77. willig[er] vnd gantz
  78. vnderthenig[er] Diener
  79. Johan[n] Carion
  80. Doctor

Anmerkungen:

1.) "ist" durch Weiser eingefügt.

2.) "wurt" gestrichen.

3.) Hinter margraff: Loch im Blatt.

4.) Vor "...icht" unteres Ende das Papierlochs.

5.) Nach "finden" gestrichen: "Jhr mich gant"

 

 

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