PAGINA CARIONIS

JOHANNES CARION AN HERZOG ALBRECHT VON PREUSSEN,
28. Oktober 1527

1,1 Durchleuchtigster Hochgeborner Furst, gnedigster her.

2 Mit Erbiethung meiner gantz gehorsamen pflichtigen vnd willigen dinsten altzeit zuvorn.

1,1 Durchlauchtester, hochgeborener Fürst, gnädigster Herr!

2 Ich erbiete allezeit meine ganz gehorsamen, pflichtgemäßen und willigen Dienste wie immer.

2,1 Gnediger her.

2 Nach dem vnd wie jch eurer furstlichen gnade die Revolution ze fertigen zusagt, ist mein vnderthonig bitt, eure furstliche gnade wollen meinen verzug jn khein verargung stellen. 3 Dann ich etwas mit der zeÿt, als jch heraus kam, meinem gnedigen hern, dem Kurfursten, fertigen must. 4 Aber alle sachen eurer furstlichen gnade mit schwalbach zuschicken. 5 Dann jch ÿtzundt jn der arbeÿt bin vnd jch schwalbachsen jnnerhalb achtagen wart. etc

2,1 Gnädiger Herr!

2 Nachdem ich Eurer fürstlichen Gnade zugesagt habe, die Revolution anzufertigen, ist meine untertänige Bitte, Eure fürstliche Gnade wolle mir die Verzögerung nicht verargen. 3 Denn ich musste zu der Zeit, als ich herauskam, meinem gnädigen Herrn, dem Kurfürsten, etwas erledigen. 4 Ich werde aber alles Eurer fürstlichen Gnade mit Schwalbach zusenden. 5 Denn ich bin derzeit an der Arbeit und erwarte Schwalbach innerhalb von acht Tagen.

3,1 Will auch die figur, so do wolff maler gemalt, vff welchs jar sie jren vortgang hab, erklern, 2 vnd dieweil solche stendt den adler begern niderzudrucken oder das vnder vbersich wenden, anzeugen, ob es angefangen, auch vorbracht werde etc.

3,1 Ich will auch von der Figur, die Wolf Maler gemalt hat, erklären, für welches Jahr sie sich entwickelt. 2 Außerdem, weil solche Stände den Adler niederdrücken oder das Untere zu oberst kehren wollen, erklären, ob das angefangen hat und auch vollendet wird.

4,1 Auch, gnediger her, wie jch eurer furstlichen gnade geschriben, wa es der von noten wehr vnd jch der selben geschefft etwas fruchtbars mocht ausrichten, so mir durch ein geringern zugesant wurde Jnstruction etc., embeut jch mich des selbig noch willig vnd mit allem willen gern vnd willig ausrichten. 2 Doch so die Reÿsen fern, wehr es vff meine kosten mir schwerlich. 3 Will mich des halben jn eurer furstlichen gnade diensten gantz vnderthonig erboten haben. 4 Nicht alein jn dem, sondern jn allem, wa jch eurer furstlichen gnade kann, mag vnd weÿs ze dienen. 5 Dehr halben jch ewre furstliche gnad bitt, die selbe wolle mein gnediger her ze sein.

4,1 Außerdem, gnädiger Herr, wie ich Eurer fürstlichen Gnade geschrieben habe: Falls bei Ihnen Bedarf besteht und ich in Ihren Geschäften etwas Sinnvolles erreichen kann, so biete ich Ihnen an, falls Sie mir durch einen Geringeren Anweisungen zukommen lassen, noch willig und mit allem Willen, gern und willig zu dienen. 2 Falls aber die Reisen weit wären, könnte ich für die Kosten schwerlich aufkommen. 3 Ich will mich deshalb für die Dienste Eurer fürstlichen Gnade ganz untertänig angeboten haben. 4 Nicht nur dabei, sondern in allem, wo ich Eurer fürstlichen Gnade dienen kann, vermag und weiß. 5 Deshalb bitte ich Eure fürstliche Gnade, Sie wolle mein gnädiger Herr sein.

5,1 Auch, gnediger her, als jch mehrmals eurer furstlichen gnade Johann schragen Secretarius etc. des futers halben anlanget vnder xxvij Eln damast, so jme eure furstliche gnade fur sein verdienst geschenckt vnd eure gnade solchs mir zusagt, jme zuverschaffen vnd mit mir geben. 2 Darumb auch furter nicht schrifftlich antwort daruff jm worden ist vnd es verblib von mangfaltigem geschefft wegen, so da eure furstliche gnade jn dem vffbrechen hat. 3 Damit vileicht solcher beffel vergessen. 4 Des halben jch noch nichtz bekommen versann, futer oder schöfften, ehr oder jch. 5 Der halben Johann schrag etc. vileicht vermeint vff mein zusag, jm jn solchem werben nicht zegefallen gewesen sÿhe gegen hochgedachte eure furstliche gnade, deren halben sein beger an eure furstliche gnade ist, die selb mochten jn bedencken vnd mit zeuger dis brieffs mit einem futer. 6 Nach dem wie eure furstliche gnade jme gunten, will deren hierin khein mas setzen, sondern zu der selben milten gnaden stellen. etc.

5,1 Auch, gnädiger Herr, habe ich mich mehrmals an Eurer fürstlicher Gnade Sekretär, Johann Schrag, des Futters unter 27 Ellen Damast wegen gewandt, das ihm Eure fürstliche Gnade für sein Verdienst geschenkt und dessentwegen Eure Gnade mir zugesagt hat, es ihm zu verschaffen und mir mitzugeben. 2 In dieser Angelegenheit erhielt er auch danach keine schriftliche Nachricht, was der zahlreichen Geschäfte wegen unterblieb, die Eure fürstliche Gnade in Ihrem Aufbruch hat. 3 Vielleicht wurde der Befehl vergessen. 4 Meines Wissens habe ich noch nichts bekommen, vom Futter oder Schöften (?), weder er noch ich. 5 Deshalb meint Johann Schrag vielleicht von meiner Zusage, ich sei ihm in seiner Bemühung nicht zu Gefallen gewesen gegenüber Eurer fürstlichen Gnade, und bittet deshalb Eure fürstliche Gnade, Sie möchten ihn mit dem Überbringer dieses Briefs mit einem Futter bedenken. 6 Ich will Eurer Gunst keine Grenze setzen, sondern es Ihrer milden Gnade anheim stellen.

6,1 Newe zeÿtung: 2 So jch woll eurer furstlichen gnade schreiben wolt, sein leider nicht gut, als die selben vileicht selb wissenn. 3 Got sÿhe der selen gnedig vnd barmhertzig. 4 Genua mit sampt einer stat Alexandria genant hat der frantzos jnn. 5 Etlich sagen auch von meÿlandt, das vff donderstag nach michaelis erleg sein soll. 6 Der schott vnd engelandt Jnfestirn den Keÿser hart. 7 Gros hunger sol zu venedig sein, also, das ein £ [3] brot sol ein schreckenberger gelten, das wer 36 £. [4] 8 Das ist war vnd kein sagmehr etc .

6,1 Neue Nachrichten: 2 Was ich Eurer fürstlichen Gnade schreiben wollte, ist leider nicht so gut, wie Sie vielleicht selbst wissen. 3 Gott sei der Seelen gnädig und barmherzig! 4 Genua samt einer Stadt namens Alexandria hat der Franzose inne. 5 Manche sagen auch über Mailand, dass am Donnerstag nach Michael Schlichtung sein soll. 6 Der Schotte und England setzen dem Kaiser hart zu. 7 Großer Hunger soll in Venedig herrschen, so, dass ein Pfund Brot ein Schreckenberger wert sein soll, das wären 36 Pfennig. 8 Das ist wahr und keine Lügengeschichte.

7,1 Befil mich also eurer furstlichen gnade als jren diener vnd altzeÿt willigen. 2 Die jch glucklich wunsch ze leben vnd regiern mit sampt der selben freuntlichen lieben gemahel vnd jungen frowichin.

7,1 Ich empfehle mich also Eurer fürstlichen Gnade als Ihren Diener und immer Willigen. 2 Ich wünsche Ihnen, glücklich zu leben und zu regieren mitsamt Ihrer freundlichen, lieben Gemahlin und jungen Herrin.

8,1 Datum am tag Simon vnd Jude. Anno 1527

2 Eurer Furstlichen Gnade williger diener vnd verpflichter

Johann Charion

mger ar[tium]

8,1 Gegeben am Tag Simon und Judas im Jahre 1527.

2 Eurer fürstlichen Gnade williger Diener und verpflichteter

Johann Carion

Magister artium

Zeilen- und buchstabengerechte Transkription auf der Grundlage der Lesung von Stefan Benning

  1. Dûrchleûchtigster Hochgebornne[r] Fûrst gnedigster her mit
  2. Erbiethûng meiner ganntz gehorsame[n] pflichtige[n] vnd willige[n]
  3. dinstenn altzeit zûûornn Gnediger her Nach dem vnd wie Jch
  4. e f g die Reuolution zefertige[n] zûsagt ist mein vnderthonig bitt
  5. e f g wollenn meine[n] ve[r]zûg Jn khein verargûng stellenn dann
  6. ich etwas mit der zeÿt als Jch heraûs kam m g h dem Kûrfûrste[n]
  7. fertigenn mûst. aber alle sachenn e f g mit schwalbach =
  8. schicke[n]. dann Jch ÿtzûndt Jn der arbeÿt bin vnd Jch schwalbachs[en]
  9. Jnnerhalb achtag[en] wart. etc will oûch die figur so do wolff
  10. maler gemalt. vff wolchs Jar sie Jrenn vortgang hab erklern
  11. vnd dieweil solche stenndt den adler Begernn niderzûdrûcken
  12. od[er] das vnder vbersich wend[en] anzeûge[n] ob es angefange[n] oûch
  13. vorbracht werde etc Aûch gnediger her wie Jch e f g ge=
  14. schribe[n] wa es der von notenn wehr vnd Jch d[er] selben geschefft
  15. etwas frûchtbars mocht aûsrichte[n]. so mir dûrch ein geringernn
  16. zûgesannt wûrde Jnstrûction etc. embeût Jch mich des selbig noch
  17. willig vnd mit allem willenn gernn vnd willig ausrichte[n]
  18. doch so die Reÿsen fernn wehr es vff mein[e] kost[en] mir schwerlich
  19. will mich des halbenn Jn .e.f.g. dienste[n] gantz vnderthonig erboten
  20. habenn. Nicht alein Jn dem sonnd[er]n Jn allem wa Jch e f g
  21. kann mag vnd weÿs zedienenn. Dehr halbenn Jch ewre
  22. fûrstliche gnad bitt die selbe wolle m g h[n]  zesein.,
  23. Aûch gnediger her als Jch Mehrmals e f g Johann schrage[n]
  24. Secretari[us] etc des fûters halbenn anlanget vnd[er] xxvij Elnn
  25. damast. so Jme e f g fûr sein ve[r]dienst geschenckt vnd e g
  26. solchs mir zûsagt Jme zuûerschaffe[n] vnd mit mir gebe[n]. Darûmb
  27. oûch ffûrter nicht schrifftlich antwort darûff Jm wordenn ist
  28. vnd es ve[r]blib vo[n] mangfaltig[em] geschefft wege[n] so da e f g Jn
  29. dem vffbrechenn. hat. damit vileicht solcher beffel ve[r]gessenn
    des halbenn
    Jch noch nichtz be=
    kom[m]enn ve[r]sann
    fûter od[er] schöfft[en] [1]
    ehr oder Jch [2]
  30. Der halben Johann schrag etc vileicht vermeint vff mein zûsag
  31. Jm Jn solchem werben nicht zegefalle[n] gewesen sÿhe gege[n]
  32. hochgedacht[en] .e. f. g. derenn halbenn sein beger an .e. f. g.
  33. ist die selb mochte[n] Jn bedencke[n] vnd mit Zeûger dis brieffs
  34. mit einem fûter Nach dem wie e f g Jme gûntenn
  35. will derenn hierinn khein mas setzenn sond[er] der selbe[n]
  36. milte[n] gnad[en] stellenn. etc Newe zeÿtûng: so Jch woll
  37. e f g schreibe[n] wolt sein leid[er] nicht gût als die selbe[n] vileicht
  38. selb wissenn got sÿhe d[er] selen gnedig vnd Barmhertzig Genûa
  39. mit sampt einer stat Alexandria genant: hat d[er] frantzos Jnn
  40. Etlich sage[n] aûch vo[n] meÿlandt das vff dond[er]stag nach michaelis erleg
  41. sein soll. D[er] schott vnd engelandt Jnfestirn den Keÿser hartt
  42. gros hûnger sol venedig sein also das ein £ [3] brot sol ein
  43. schreckenberg[er] gelten das wer .36. £. [4] das ist war vnd kein
  44. sagmehr. etc Befil mich also e f g als Jren diene[r] vnd altzeÿt
  45. willigenn. der[en] die Jch glucklich wûnsch zelebe[n] vnd regiern mit sampt
  46. der selbe[n] freûntliche[n] liebe[n] gemahel vnd Junge[n] frowichin. Datu[m] Am
  47. tag Simon vnd Jude. Ao 1527
  48. E F G
  49. willig[er] diener vnd
  50. ve[r]pflichter
  51. Johann Charion
  52. mger ar[tium]

Anmerkungen:

1.) "schöffte[en]" unleserlich und unverständlich

2.) "des halbenn jch noch nichtz bekom[m]enn versann futer od[er] schöffte[en] ehr oder jch": am Rand durch Weiser eingefügt

3.) "£" steht für das Zeichen von "Pfund.

4.) Hier noch einmal dasselbe Zeichen "£".

 

(Rot: Änderungen Hirth)