PAGINA CARIONIS

JOHANNES CARION AN HERZOG ALBRECHT VON PREUSSEN,
22. August 1527

1,1 Dûrchleûchtigster Hochgeborner Fûrst, gnedigster her etc.

2 Mit erbiethûng meiner gehorsamen vnd pflichtigen Diensten voran.

1,1 Durchlauchtester, hochgeborener Fürst, gnädigster Herr!

2 Ich erbiete meine gehorsamen und pflichtgemäßen Dienste wie immer.

2,1 Gnedigster her.

2 Nach dem wie vnd eure fürstliche gnade mit mir verlasen: das jch solch hinderstellig verfertigûng eurer fürstlichen gnade mochte zûsenden, so schicke jch allhir ein warhafftig vnd recht gesicht, welchs eure fürstliche gnade mogen jn Cristallen oder spiegel aûch braûchen. 3 Allein so man jn der Coniûratio nennet vnguem, so soll man hie sagen Crÿstallum oder specûlum etc.

2,1 Gnädigster Herr!

2 Nachdem Eure fürstliche Gnade mit mir vereinbart haben, dass ich die überfällige Anfertigung Eurer fürstlichen Gnade zusende, schicke ich hiermit ein wahrhaftes und rechtes Gesicht, das Eure fürstliche Gnade in Kristall oder Spiegel gebrauchen kann. 3 Nur was man in der Beschwörung Nagel nennt, soll man hier "Kristall" oder "Spiegel" nennen usw.

3,1 Sende aûch eurer fürstlichen gnade darneben ein verstentnûss vber den quadranten vnd Bacculum Jacob.

2 So verhiess jch eurer fürstlichen gnade ein figûr senden, welche antreff der selben Revolûtion. 3 Vnd wie die figûr gemalet ist, also werden sich die thier gegen preûssen vnd jrenn hern halten. 4 Es sÿhe adler, lew, fûchs, behr, wolff, oder schwan, wie dan gemeine adels wapen sÿhen jn dem germania.

3,1 Ich sende Eurer fürstlichen Gnade auch eine Erklärung des Quadranten und des Jakobstabs.

2 Außerdem versprach ich Eurer fürstlichen Gnade eine Figur zu senden, die Ihre Revolution betrifft. 3 Und so, wie die Figur gemalt ist, werden sich die Tiere gegenüber Preußen und seinen Herrn verhalten. 4 Es handelt sich um Adler, Löwe, Fuchs, Bär, Wolf oder Schwan, wie eben die üblichen Adelswappen in Deutschland ausschauen.

4,1 Schrifftlich die Revolûtion vberzûsenden will jch in gantz kûrtzer zeÿt thûn. 2 Dan manglûng der tabule revolûtionum mir gebrechen, vnd alein der natiûiteten mit mir hab. 3 Will der halben eure fürstliche gnade nicht verlengern oder verziehen, sonder mit der ersten botschafft bald vber senden.

4,1 Ich will Ihnen demnächst die Revolution schriftlich zukommen lassen. 2 Denn mir fehlen die Tafeln der Revolutionen, ich habe nur die der Nativitäten bei mir. 3 Ich will Eure fürstliche Gnade deswegen nicht warten lassen oder hinhalten, sondern sie bald mit der nächsten Botschaft zusenden.

5,1 Bit der halben, eure fürstliche gnade wolle mein gnediger her sein jn allem. 2 Vnd so bose meiler anders fûrbrechten, die weil jch an meines gnedigen hern des Chûrfûrsten dienst bin, wolle eure fürstliche gnade dem nicht globen geben.

3 Dan ich mein gelobte trew vnd eid, so jch dem burggraven an stat eurer fürstlichen gnade gethan, trewlich vnd on alle gerferd halten will. 4 Des ich aûch von mir einen schrifftlichen schein Cristoff gottenhoffen gegeben, mit meinem eigen signet bekrefftigt.

5 Der halben eure fürstliche gnade heimlich oder offentlich mit mir handeln mogen lassen, nicht allein jn sachen die Astronomj betreffendt, sonder aûch in allen andren eurer fürstlichen gnade geschefften, jn verschickûngen oder so die beÿ etlichen stenden schaffen draûssen heten vnd nicht gern durch boten oder schrifftlich wolten aûsrichten. 6 Sende mir eure fürstliche gnade ein Jnstrûction teutsch oder Latinisch. 7 Versehe jch mich alle der selben geschefften mit keinem nachteil aûszerichten, aûch widerûmb schrifftlich ze erkennen geben. 8 Doch so die Reÿssen lang wehren, vff eurer fürstlichen gnade Zerûngen etc.

5,1 Ich bitte deswegen, Eure fürstliche Gnade möge in allem mein gnädiger Herr sein. 2 Und falls böse Mäuler anderes vorbrächten, weil ich mich im Dienst meines gnädigen Herrn, des Kurfürsten, befinde, so möge Eure fürstliche Gnade dem keinen Glauben schenken.

3 Denn ich will meine gelobte Treue und meinen Eid, den ich dem Burggrafen an Eurer Stelle gegeben habe, treu und ohne irgendeine Hinterlist halten. 4 Darüber habe ich auch von mir aus Christoph Gottenhoff einen schriftlichen Nachweis gegeben und mit eigener Unterschrift bekräftigt.

5 Deshalb möge mich Eure fürstliche Gnade geheim oder öffentlich agieren lassen, nicht nur in Dingen der Astronomie, sondern auch in allen anderen Geschäften Eurer fürstlichen Gnade, in Missionen oder falls Sie bei verschiedenen Ständen im Ausland zu tun hätten und Sie nicht gern durch Boten oder schriftlich verkehren wollten. 6 Eure fürstliche Gnade möge mir - deutsch oder lateinisch - die entsprechende Instruktion senden. 7 Ich bin zuversichtlich, alle Ihre Geschäfte zu Ihrem Vorteil zu erledigen und Sie schriftlich darüber zu informieren. 8 Doch falls es sich um lange Reisen handelt, bitte ich um Kostenersatz durch Eure fürstliche Gnade.

6,1 Darûm sehen eure fürstliche gnade dise gegenwertige figûr mit fleÿss an, dan dise thier werden alle vff eure fürstliche dûrchleûchtigkeÿt die zen plecken. 2 Vnd got der almechtig geb, das sie es vmb sûs thûen, wie wol sie werden begern, schaden ze thûn, vnd begeren, die zwen adler vertilgen etc oder legen, wie sie gesatzt sein.

6,1 Deshalb möge sich Eure fürstliche Gnade diese beiliegende Figur genau ansehen, denn diese Tiere werden alle gegen Eure fürstliche Durchlaucht die Zähne blecken. 2 Und Gott der Allmächtige gebe, dass sie es vergebens tun, obwohl sie Schaden zufügen und die zwei Adler vernichten oder sie erlegen wollen, nach ihrem Vorsatz.

7,1 Datûm donderstags nach octava Laûrentij Anno 1527.

2 Eurer Fürstlichen Dûrchleûchtigkeÿt Gehorsamer vnd gantz williger diener.

Johann Charion

magister et Licentiatus

7,1 Gegeben am Donnerstag nach der Oktav von Laurentius im Jahre 1527.

2 Eurer fürstlichen Durchlaucht gehorsamer und ganz williger Diener.

Johann Charion

Magister und Lizentiat

Nachtrag 1 auf Seite 2:

8,1 JCH Hab wolffen maler aûch die Sonnen vrn lern machen. 2 Der gleichen hab jch jme ein visier rûtten vff kongsperger mass gemacht vnd jn visiern gelert, das ehr ein ÿglich fass ongefar beÿ einem fiertel eins stoffs erforschen mag.

8,1 Ich habe Wolf Maler auch gelehrt, Sonnenuhren herzustellen. 2 Ebenso habe ich ihm eine Visier-Rute auf Königsberger Maß verfertigt und ihn visieren gelehrt, so dass er ein jegliches Fass bei einem Viertel eines Stoffs berechnen kann.

Nachtrag 2 auf Seite 2:

9,1 Aûch gnedigster her. So wissen eure furstliche gnade, das mir wolff maler gesagt hat, wie das vileicht eure furstliche gnade oel plaw bedorffen. 2 So hab jch das selbig ongefar beÿ xv sorten, ÿe eins hoher dan das ander. 3 Jst der halben eurer furstlichen gnade etwas drûm, so will jch die proben vnd mûnster mit Erster botschaff hie her senden vnd schreiben, wie jch j lb dem Andern hillf lassen woll.

4 Datum vt supra

9,1 Auch, gnädigster Herr, soll Eure fürstliche Gnade wissen, dass mir Wolf Maler gesagt hat, dass Eure fürstliche Gnade vielleicht blaues Öl braucht. 2 Ich habe von selbigem etwa 15 Sorten, je eine heller als die andere. 3 Wenn Eurer fürstlichen Gnade etwas daran liegt, werde ich die Proben und Muster mit nächster Botschaft hierher senden und schreiben, wie ich 1 Pfund dem anderen zur Hilfe lassen will.

4 Gegeben wie oben.

Zeilen- und buchstabengerechte Transkription auf der Grundlage der Lesung von Stefan Benning

1.      Dûrchleûchtigster Hochgeborne[r] Fûrst gnedigster her etc

2.      mit erbiethûng meiner gehorsame[r] vnd pflichtigenn

3.      Diensten vorann. gnedigst[er] her Nach dem wie vnd

4.      e. f. g. mit mir verlasenn: das Jch solch hinnderstellig

5.      verfertigûng e f g mochte zûsenndenn. so schicke Jch

6.      allhir ein warhafftig vnd recht gesicht welchs e f g

7.      mogenn Jn Cristallnn od[er] spiegel aûch braûchenn. allein

8.      so ma[n] Jnn der Coniûratio [1] nen[n]et vngue[m] so soll ma[n] hie

9.      sagenn Crÿstallu[m] od[er] specûlu[m] etc. Sennde aûch e f g

10.  darnebenn ein verstentnûss vber denn quadranten. vnd

11.  Bacculum Jacob. So verhiess Jch e f g  ein figûr send[en]

12.  welche antreff der selben Reuolûtion. Vnd wie die figûr

13.  gemalet ist Also werdenn sich die thier gege[n] preûsßenn

14.  vnd Jrenn hernn halt[en]. Es sÿhe adler, lew, fûchs, behr,

15.  wolff, od[er] schwan, wie dan gemeine adels wape[n] sÿhe[n] Jn

16.  dem germania. Schrifftlich die Reûolûtion vberzûsenndenn

17.  will Jch Jn gantz kûrtzer zeÿt thûn. dan ma[n]glûng der

18.  tabule reuolûtionu[m] mir gebreche[n]. Vnd alein d[er] natiûitet[en] mit

19.  mir hab will der halbenn e f g nicht verlenngernn

20.  oder verziehenn. sonnd[er] mit der erste[n] botschafft bald vber

21.  sennd[en]. Bit der halbenn. e f g wolle m g h sein

22.  Jnn allem vnd so bose meiler anders fûrbrechte[n] die weil

23.  Jch an m g[en] h des Chûrfûrst[en] dienst bin wolle e f g

24.  dem nicht globe[n] geben. dan ich mein gelobte trew vnd eid

25.  so Jch dem burggraue[n] an stat e f g gethan trewlich vnd

26.  on alle gerferd haltenn will. des ich oûch vo[n] mir ein

27.  schrifftlichenn schein Cristoff gotte[n]hoffe[n] gegebe[n]. mit meine[m] eige[n]

28.  signet bekrefftigt. der halben e f g heimlich od[er] offentlich

29.  mit mir handeln moge[n] lassenn. Nicht allein Jn sachenn

30.  die Astronomj betreffenndt. sonnd[er] oûch in allen andren.

31.  e f g gescheffte[n]. Jn verschickûnge[n] od[er] so die beÿ

32.  etlichenn stenndenn schaffe[n] draûsßen heten vnd nicht gern

33.  durch bote[n] od[er] schrifftlich wolten aûsrichte[n] sennde mir e f g

34.  ein Jnstrûction teutsch od[er] Latinisch versehe Jch mich alle

35.  d[er] selbe[n] gescheffte[n]. mit keine[m] nachteil aûszerichtenn.

36.  oûch widerûmb schrifftlich ze erkenne[n] gebe[n]. Doch so

37.  die Reÿssenn lang wehrenn vff e f g Zerûng[en] etc

38.  Darûm sehenn e f g dise gegenwertige figûr mit

39.  fleÿss an dan dise thier werdenn alle vff e f dûrchleûch=

40.  tigkeÿt die zen pleckenn. Vnd got d[er] almechtig geb

41.  das sie es vmb sûs thûen. wie wol sie werd[en]

42.  begernn schadenn zethûn. vnd begeren die zwen adler

43.  vertilge[n] etc od[er] lege[n] wie sie gesatzt sein.

44.  Datûm donderstags Nach octaûa Laûrentij Ao 1527

45.  E F Dûrchleûchtigkeÿt

46.  Gehorsamer vnd gantz

47.  williger diener.

48.  Johann Charion

49.  mg[er] et Lic

Anmerkungen:
1.) Verb nach "Coniuratio" unleserlich

Nachtrag 1 auf Seite 2:

1.      JCH Hab wolffenn maler aûch die Sonne[n] vrnn lernn

2.      machenn. der gleichenn hab Jch Jme ein visier

3.      rûtte[n] vff kongspe[r]ger mass gemacht vnd Jn visiern

4.      gelert das ehr ein ÿglich fass ongefar beÿ einem fiertel

5.      eins stoffs erforschen mag.

Nachtrag 2 auf Seite 2:

1.      Aûch gnedigst[er] her So wissenn e f g das mir

2.      wolff maler gesagt hat wie das vileicht e f g

3.      oel plaw bedorffe[n]. so hab Jch das selbig ongefar

4.      beÿ xv sortenn. ÿe eins hoher dan das annder

5.      Jst der halbe[n] e f g etwas drûm so will Jch

6.      die probenn vnd mûnster mit Erst[er] botschaff hie

7.      her sennd[en] vnd schreibe[n] wie Jch j lb dem

8.      Anndernn hillf lasßenn woll.

9.      Datu[m] vt sup[ra]

(Rot: Änderungen Hirth)

 

Zurück zur Carion-Startseite.

Zurück zu meiner Homepage!