PAGINA CARIONIS

MARTIN LUTHER an CARION: 1535, 13. April

Egregio et ornatissimo viro, Domino Iohanni Carioni, astronomiae et medicinae Doctori, amico suo sincere amato.

 

G.<ratia> et p.<ax> in Christo!

Gratae fuerunt literae tuae, optime Charon, et cum aliud non possem ostendere viro bono, de quo scripsisti, quam ut ostenderem ei favorem meum, et salutantem salutarem, affuit simul ille Comes Palatinus, Georgius Sabinus, qui forte et ipse ad te scribet.

Gratulor certe non tantum tibi, quod dignitate Doctorali amplificatus es, sed etiam illi ipsi Palatino, quod tam magnum et grandem et sublimem Doctorem promoverit. Crede mihi, paucos creabit deinceps Doctores tanta magnitudine et sublimitate.

Mirabitur ipse (si olim te viderit ad littus suum venientem) Charon, et metuet, ne magnitudine tanti Doctoris cymba eius tam fragilis et umbratilis vel frangatur vel mergatur. Vel certe cogeris pro magnitudine tanti Doctoris magnum etiam dare naulum. Quare tu videris ut, qui te fecit Doctorem, impetret tibi etiam tam magnum stipendium. Et utinam tam magnum (sed totum aureum), quia tu magnus es Doctor. Tum eris certe tutissimus a Charonte illo, caetera avarissimo, ut qui habeas, quo illum largiter remuneres etiam, nedum naulum solvas.

Haec iocari libuit tecum, quia et tu mihi visus es in litteris tuis iocari.

Commenda me illustrissimo tuo Principi iuniori. Nam quid aurae mihi sit apud patrem, nescio. 

Vale in Domino, mi Charon, et ora pro me.

1535, fer. 3 post D. Misericord.

 

Salsamenta missa per tuas literas accepit meus Ketha Dominus , et miratur multitudinem et magnitudinem, dicens: D. Speratus, magnus Episcopus, misit satis magnum vas piscium. Cui ego dixi: etiam per magnum Charontem. Omnia, inquit, igitur magna sunt hodie?

 

Dem hervorragenden und geehrten Mann, dem Herrn Johannes Carion, dem Doktor der Astronomie und Medizin, seinem wahrhaft geliebten Freund.

 

Gnade und Frieden in Christus!

Willkommen war Dein Brief, bester Charon, und da ich einem guten Mann, von dem Du geschrieben hast, nur das bieten kann, dass ich ihm meine Gunst zeige und ihm seinen Gruß erwidere - zugleich war jener Pfalzgraf, Georg Sabinus, da, der Dir vielleicht auch selbst schreiben wird.

Sicherlich gratuliere ich nicht nur Dir, dass Du mit der Doktorwürde geehrt wurdest, sondern auch jenem Pfalzgrafen, dass er einen so großen, großartigen und hohen Doktor promoviert hat. Glaub mir, er wird künftig wenige Doctores erschaffen von solcher Größe und Höhe.

Charon persönlich wird sich - wenn er dich einst an seinen Strand kommen sieht - wundern und Angst haben, von der Größe eines so großen Doktors könne sein so zerbrechlicher und schemenhafter Kahn zerbrechen oder untergehen. Oder Du wirst sicherlich gezwungen werden, entsprechend der Größe des so großen Doktors auch ein großes Fährgeld zu zahlen. Deshalb, schau Du zu, dass der, der Dich zum Doktor gemacht hat, für Dich auch einen so großen Sold erreicht, und hoffentlich so großen, aber ganz goldenen, weil Du ein großer Doktor bist. Dann wirst Du jedenfalls völlig sicher vor jenem sonst überaus gierigen Charon sein, da Du ja Geld hast, um jenen reichlich zu beschenken und nicht nur das Fährgeld zu bezahlen.

Dieses Späßchen wollte ich mir Dir machen, da Du in Deinem Brief anscheinend auch eines gemacht hast.

Empfiehl mich Deinem erlauchten jungen Fürsten. Denn ich weiß nicht, wie mir der Vater gesonnen ist.

Leb im Herrn wohl, mein lieber Charon, und bete für mich.

Am dritten Tag nach Misericoria 1535

Mein Herr Käthe hat die Salzfische, die Du mit Deinem Brief geschickt hast, bekommen und sich über die Menge und Größe gewundert, mit den Worten: "Herr Speratus, der große Bischof, hat ein genügend großes Gefäß für die Fische geschickt." Ihr habe ich gesagt: "Klar, durch den großen Charon!" - "Alles", sagte sie dann, "ist also heutzutage groß?"

Luthers Werke: Briefwechsel, Bd. VII, Nr. 2188, S. 173

Zitiert bei Strobel S. 144: "** Er stehet in den Unschuld. Nachr. 1729, S 877"

Bei Kuhlow (S. 63) wird dieser Brief in Anm. 28: "Weimarer Ausg. Briefwechsel, Band 7, Nr. 2188" nachgewiesen.

 

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